Fonds – Was wird aus Performancegebühren?
Performancegebühren bei Investmentfonds sollen Fondsmanager zu besonders guten Leistungen motivieren. Studien zeigen jedoch, dass Fonds mit Erfolgsprämien keinesfalls besser abschneiden.
Die Fondsbranche verabschiedet sich bei Auflage neuer Publikumsfonds und Zusammenlegungen von Altprodukten still und leise von erfolgsabhängigen Vergütungsbestandteilen. Zumindest in Großbritannien. Der Grund hierfür ist die ständige Kritik aus dem Vertrieb an den eher zweifelhaften positiven Wirkungen der Erfolgsbeteiligung. Zuletzt meldete sich das Analysehaus Lipper mit einem Hinweis auf diesen Trend in Großbritannien zu Wort. Dort sind diese Gebühren seit 2004 verpöhnt. Für UCITS-Fonds, das ist die hier meist übliche rechtliche Form, kann Lipper auf keine neueren Daten zurückgreifen. Ed Moisson, Reseacher bei Lipper, bezweifelt jedenfalls, dass der Trend aus Großbritannien hierzulande schon vorhanden ist. 2009 lag der Anteil von Fonds mit Performancegebühren noch bei rund 19 Prozent.
Die Zeichen stehen nach der Finanzkrise auf Mäßigung
Zuletzt hatten Meldungen über den oft eingesetzten und manipulierten Vergleichszins LIBOR (London Interbank Offered Rate) die Runde gemacht. Falls sich beispielsweise die Erfolgsbeteiligung an diesem als risikolos angesehenen Zins orientiert, dann wurde das Fondsvermögen ungerechtfertigt beansprucht.
Ferner bemerken Fondsgesellschaften zunehmend, dass Erfolgsgebühren sich langfristig schädlich für das eigene Geschäftsmodell erweisen. Das Rad ist überdreht, denn Anleger beginnen sich verstärkt um ihr Geld zu kümmern. Zudem stehen die meisten Fonds unter dem Generalverdacht, ihre Benchmark nicht zu schlagen, also ihre höheren Gebühren nicht wert zu sein. Das wurde in den letzten Jahren deshalb wichtiger, weil mit Exchange Traded Funds (ETFs) eine kostengünstigere Alternative vorhanden ist.
Erfolgsgebühren: Sicher sind nur die Nachteile
Eine Beispielrechnung des Analysehauses Scope zeigt die Wirkungen von Erfolgsvergütungen, indem die Auswirkungen höherer Kosten auf die langfristige Performance einer Geldanlage berücksichtigt werden. In dem Rechenbeispiel wird mit positiven Renditen kalkuliert. Bei geringeren oder gelegentlich postiv volatilen Zuwächsen wäre die Wirkung der Erfolgsprämien aus Sicht der Geldanleger noch nachteilhafter zu beurteilen.
Scope hatte Anfang des Jahres eine ausführliche Analyse vorgelegt. Dabei wiesen die Autoren auf die höchst unterschiedlichen Ausgestaltungen der Erfolgsgebühren hin. Typische Varianten sind Hurdle Rate und High Water Mark. Bei der Hurdle Rate orientiert man sich an einer vereinbarten Orientierungsmarke. Beispielsweise ein risikolose Anlage, wie sie der Interbankenzins LIBOR darstellt. Prämien gibt es immer dann, wenn die Geldanlage in einer vorgebenen Zeitperiode über den Vergleichsindex/ -zins rentiert. Eine High Water Mark wiederum ist eine Erfolgsbeteiligung, die bei neuen Höchstständen fällig wird. Diese Beteiligungen werden in der Regel einmalig erhoben.
Die Daten: Die Anlageleistung der drei Jahre nach der Krise ergab Renditenachteile von 0,51 Prozent bei Aktienfonds. Bei anderen Fondsklassen lagen die ermittelten Nachteile teilweise sogar noch höher (siehe Tabelle). Die Scope-Analysten kamen jedenfalls zu dem ernüchternden Ergebnis, dass Performancegebühren für alle Anlageklassen Nachteile beim Fondsergebnis zur Folge haben.
Sasa Perovic, Director Investmentfonds bei Scope Analysis, kommentierte die Ergebnisse der Studie so: »Die Anbieter haben in den vergangenen Jahren die Performance Gebühren auf die bereits bestehenden Fondskosten draufgesattelt. Die Bestandsvergütungen wurden nicht im gleichen Umfang reduziert. Daher ist es nur logisch, dass Fonds mit der zusätzlichen Belastung durch Performance Fees im Durchschnitt schlechtere Renditen erzielen als Fonds mit herkömmlicher Vergütungsstruktur«.
Was von Erfolgsgebühren zu halten ist
Letztlich kommt es jedoch vor allem auf die Konstruktion der Erfolgsbeteiligung an. Dazu einige Hinweise für Anleger. Zunächst ist bei benchmarkorientierten Standardfonds die grundsätzliche Sinnhaftigkeit solcher Gebühren zu hinterfragen. Die vornehmste Aufgabe des Fondsmanagers besteht darin, den frei gewählten Vergleichsindex zu schlagen. Warum ein Anleger dafür auch noch zusätzlich zur Kasse gebeten wird, ist zumindest zweifelhaft.
Klaus-Dieter Erdmann, Geschäftsführer der MMD Multi Manager GmbH, formulierte das so: »Ein Fondsmanager, der erst durch eine Performance Fee motiviert wird, hohe Renditen für seine Anleger zu erzielen, hat definitiv den falschen Beruf gewählt.« Bei aktiv gemanagten Fonds liege die Gebührenbelastung ohnehin deutlich höher als bei Fonds, die einen bestimmten Index abbilden. Die Kosten für ein aktives Fondsmanagement können nur dadurch gerechtfertigt werden, dass der Fonds versuche, bessere Ergebnisse als der Marktdurchschnitt zu erzielen.
Auf Details kommt es an: Auch unterjährige Abrechnungen von Erfolgsgebühren können sich als unnötig nachteilhaft erweisen. Etwas differenzierter sind Erfolgsgebühren bei Alternative Investments zu beurteilen. Deren Konzeption sieht das Erzielen einer wertstabilere Entwicklung vor und dabei sind viel häufigere Managementeingriffe und Strategieüberprüfungen erforderlich.
Wie sieht die Zukunft von Erfolgsgebühren in Deutschland aus?
Hierzulande ist der Veränderungsdruck bei den Performancegebühren für Publikumsfonds trotz aller warnenden Studienergebnisse noch nicht sehr ausgeprägt. Auf den Druck der Vertreiber von Investmentfonds wie in Großbritannien kann man sich in Deutschland jedenfalls nicht verlassen. Auf der Insel sind Honorarberater im Einsatz.
Hoffnungsvoller ist der Wettbewerbsdruck durch Exchange Traded Funds, die für immer mehr Anleger zur kostengünstigen Alternative für aktiv gemanagte Fonds werden. Veränderungen können eigentlich nur die Anleger selbst bewirken, indem sie Fonds mit Erfolgsgebühren konsequent meiden. Anleger sollten verstärkt darauf achten, strukturell faire Bedingungen vorzufinden.