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Anlagehinweise 2013

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3. Januar 2013

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Anlagehinweise 2013

Wer hat noch Angst vor der Inflation? Anleger nur, wenn sie jetzt die falschen Entscheidungen treffen und beispielsweise langlaufende deutsche Staatsanleihen kaufen.

Die neuesten Preisdaten zeigen mit 2,0 Prozent Jahresteuerung erneut keinen besonders hohen Preisauftrieb. Zwar steigen die Energiekosten weiter überdurchschnittlich, aber das ist keine Folge von überzogenen Renditen der Versorger, sondern Preistreiber ist ein weltweit immer größeren Energiehunger der immer größer werdenden Weltbevölkerung und das bei endlichen Energiereserven der primären Energieträger. Also: alles in Ordnung und vorhersagbar. Wer sein Geld 2013 anlegt, der sollte zunächst Angstparolen zur Inflation identifizieren und von wirklich relevanten Informationen unterscheiden.

Angst und Panik

Angstparolen beim Preisauftrieb bestimmen weiter die Schlagzeilen in Deutschland. Der Deutsche hat Angst vor Inflation heißt es ohne Prüfung des Wahrheitsgehaltes dieser Aussage. Die Angst vor Inflation wird uns zumindest eingeredet, obwohl die Generation der Hyperinflation in Deutschland (1914-1923) längst einen immer kleineren Teil der Bevölkerung stellt. Damals war nach dem 1. Weltkrieg die Teuerung explodiert. So kostete das Briefporto 1918 noch 15 Pfennig und 1923 in der Spitze 10 Milliarden Pfennige. Das interessiert heute aber nur noch Philatelisten wirklich.

Das abgelaufene Jahrzehnt ist eher ein Beleg für eine niedrige Teuerung in der jüngeren Historie. Dank des Euro und dank der Globalisierung. Man muss sich nur mit den real existierenden Effekten beschäftigen und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Derzeit gibt es nämlich keinen Grund anzunehmen, dass sich das aktuelle Niedrigpreisszenario bei niedrigen Anleiherenditen in den nächsten Jahren ändern könnte. Von einer Hyperinflation ist schon gar keine Rede.

Globalisierung Freud und Leid

Vor allem dürfte der positive Effekt der Globalisierung weiter überwiegen. Und die funktioniert so: Falls ein Produkt hierzulande teurer wird in der massenhaften Produktion, springen anderswo die globalen Wettbewerber ein und bieten das Produkt zu günstigeren Kosten an. Der Preisauftrieb bleibt für Verbraucher dadurch im Rahmen. So werden die hierzulande so beliebten Elektronikprodukte wie Smartphones gerne in China produziert und bleiben bezahlbar – zumindest wenn man nicht ständig das neueste Modell haben will.

An anderer Stelle beklagen Politiker diesen Effekt, aber das liegt mehr an der fehlenden Flexibilität im ganzheitlichen Denken. Beispiel Solarmodule. Diese werden längst als Massenprodukte hergestellt und dabei kann Deutschland bei vergleichsweise hohen Lohnkosten nicht mehr mithalten. Überraschend war daran eigentlich wenig. In 2012 waren mehrere Unternehmen der Solarbranche mit unzureichendem Geschäftsmodell in die Insolvenz geschliddert und hierzulande waren Arbeitsplätze verloren gegangen. Die resultierenden Effekte führen auf der Preisseite für Verbraucher zu einer Entlastung und die ist insofern positiv zu bewerten, wenn man nicht selbst von dem Arbeitsplatzverlust betroffen ist.

So und so ähnlich dürften für die meisten Preise die Effekte auch in Zukunft bei einer arbeitsteilig organisierten Weltwirtschaft funktionieren, wodurch zumindest in Deutschland und Europa die Inflation niedrig bleiben dürfte.

Mögliche Antworten der Anleger auf anstehende Preisschübe

Flexibilität ist das neue Zauberwort für Anleger. Anleger sollten jederzeit auf Veränderungen der wichtigen Rahmendaten bei ihren Investments reagieren können. Daher gilt: Wer jetzt deutsche Staatsanleihen für 30 Jahre kauft und sich keinen Inflationsausgleich sichert – es gibt schließlich indexierte Produkte -, der macht etwas grundlegend falsch bei der Geldanlage. Das gilt 2013 auch für den Kauf einer mit Staatsanleihen gepflasterten Lebenspolice.

Natürlich ist es unrealistisch anzunehmen, dass die Zinsen dauerhaft auf dem aktuellen Niveau verharren werden. Sobald die Wirtschaft wieder in Gang kommt und die Zentralbanken eine restriktivere Geldpolitik fahren, dürften auch die Zinsen hierzulande wieder steigen und damit die Renditen der Staatsanleihen.

Zehnjährige Bundespapiere rentieren zu Jahresbeginn 2013 mit 1,43 Prozent. Zieht man davon ein Viertel für die Steuer ab, dann bleibt eine erste Netto-Rendite von etwas mehr als einem Prozent. Die aktuelle Inflationsrate beträgt zwei Prozent, woraus sich ein Netto-Kaufkraftverlust der Staatspapiere von ebenfalls einem Prozent errechnet. Nach zehn Jahren liegt dieser Effekt – gleiche Bedingungen unterstellt – aufgrund des Zinseszinseffektes bei einem Kaufkraftverlust von über elf Prozent gegenüber heute und das in einem Zeitraum in dem man sein Kapital selbst mit konservativen Anlagen fast verdoppelt haben sollte.

Sollte die Inflation wieder anziehen und man ist als Sparer in einem niedrig verzinsten Produkt „gefangen“, dann könnte sich schnell der Wertverlust einer Geldanlage in deutschen Staatspapieren beschleunigen. Reicht die Sparsumme heute für einen Mittelklassewagen, dann ist für den Anlagebetrag in zehn Jahren vielleicht nur noch ein Kleinwagen drin.

Daher meine Empfehlung für 2013: Kaufen Sie 2013 keine langlaufenden Staatsanleihen Deutschlands – auch nicht im Gewand einer Lebensversicherung oder eines anderen langlaufenden Sparproduktes. Suchen Sie stattdessen nach renditeträchtigen börsennotierten Investments und bleiben Sie flexibel mit dem größten Teil ihres Kapitals.

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.