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ZEW-Index: wenn Affen in den Spiegel schauen

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22. Januar 2013

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ZEW-Index: wenn Affen in den Spiegel schauen

Normalerweise interessiert sich an der Börse kaum jemand für den Mannheimer ZEW-Index. Der ist eigentlich auch gar nicht für die Börse konzipiert. Im Januar 2013 war das anders.

„Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im Januar 2013 um 24,6 Punkte gestiegen und stehen bei 31,5 Punkten. Dies ist der höchste Wert des Indikators seit Mai 2010.“ Diese Nachricht genügte den Börsianern die Kurse um gut ein Prozent höher zu stellen. Der Index explodierte förmlich nach schlechtem Start in den Tag. Der Index stieg binnen kurzer Zeit zunächst von 7654 auf 7729 Punkte.

Was die Nachricht aussagte

Der erneute Anstieg der Konjunkturerwartungen zeige, dass sich „nach Auffassung der Finanzmarktexperten“ die konjunkturellen Perspektiven für Deutschland auf Halbjahressicht verbessert haben. Hierzu dürfte beigetragen haben, dass sich die Unsicherheit der Märkte bezüglich der Zukunft der Eurozone vorerst reduziert hat.

ZEW-Präsident Professor Wolfgang Franz: »Die Finanzmarktexperten verbinden mit der verbesserten Stimmung an den Finanzmärkten offenbar die Hoffnung, dass die Unternehmen zurückgestellte Investitionen nunmehr doch durchführen. Allerdings wird die konjunkturelle Ausgangslage bei wichtigen Handelspartnern nach wie vor zurecht schwach eingeschätzt. Dies lässt erwarten, dass die deutsche Wirtschaft im Jahr 2013 weiterhin moderat wachsen wird«. Die Bewertung der aktuellen konjunkturellen Lage für Deutschland sei im Januar auf vergleichbarem Niveau wie im Vormonat. Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone seien im Januar ebenfalls deutlich gestiegen.

Von Affen vorm Spiegel

Die Wissenschaftler vom ZEW können nichts für die Börsenreaktionen. Sie befragen regelmäßig Finanzanalysten, um deren Konjunkturerwartungen zu ermitteln. Um eine breite Basis und Vergleichbarkeit zu erhalten, bleiben sie seit Jahren bei ihrem Forschungsdesign. Soweit so gut. Die Börsianer jedoch reagieren mit ihren Verkäufen oder – in diesem Fall Zukäufen – auf ihre eigene Meinung, denn die befragten Experten beeinflussen den Markt schon anderweitig. Das ist so wie wenn ein Affe in den Spiegel schaut und sich vor sich selbst erschreckt. Der tägliche Wahnsinn an den Börsen halt.

Artikelbild: Wiki Commons Foto. Gemeinfrei.

 

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.