Was die Wahl von Romney für die Weltwirtschaft bedeutet
US-Professor und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz erklärte jüngst in einem Interview, was die Wahl von Mitt Romney ökonomisch bedeutet. Denn Romney will einen Handelskrieg mit China anzetteln.
Mitt Romney stellt sich gerne als Macher und Wirtschaftsfachmann vor. Nimmt man seine Äußerungen allerdings ernst, dann muss man sich Sorgen um die Weltwirtschaft machen. An Tag Eins seiner Amtszeit will Romney China als Währungsmanipulateur brandmarken. Folge könnte ein weltweiter Handelskrieg mit unabsehbaren Folgen sein.
Was Stiglitz darüber denkt
Die größte Sorge von Nobelpreisträger Joseph Stiglitz ist jedenfalls, dass Romney Ernst meinen könnte, was er während seiner Kampagne ständig ankündigt. So gab es der US-Ökonom in einem Interview mit Reuters zu Protokoll.
China habe bereits aufgewertet. Ökonomisch zähle dabei vor allem die reale Aufwertung und diese sei ohnehin höher als die nominale Aufwertung. Zudem erklärt Stiglitz einen anderen Fakt: Die Aufwertung der chinesischen Währung des Yuan (Renminbi) lag in der letzten Dekade schon bei einem Drittel. Die US-Wirtschaft hatte davon nur keinen messbaren Vorteil für die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Das hatte sogar die Fed in einer Untersuchung festgestellt.
Chinas Antwort
China wappnet sich jedenfalls bereits und erklärte, dass US-Unternehmen Chinesen diskriminieren. So traf es das US-Unternehmen Nike, die mit einer saftigen Strafe bedroht werden. Der Sportartikelhersteller soll Chinesen stärker zur Kasse gebeten haben und dafür eine niedrigere Qualität verkauft haben. Es geht um einen Schuh, der nur mit einer Luftpolsterung in der Sohle ausgestattet war, statt mit doppelter Luftpolsterung. Nike scheint sich sogar selbst für schuldig zu halten.
Aber auch europäische Unternehmen wurden jüngst mit den Vorwürfen der Chinesen konfrontiert. Die Position der Chinesen ist dabei durchaus nachvollziebar.
Folgen eines Handelskriegs
Ein Handelskrieg zwischen verschiedenen Ländern und Wirtschaftsregionen würde die Weltwirtschaft zurückwerfen. Damit würden nicht nur teilweise absurde Handelsströme – von Nahrungsmitteln beispielsweise – unterbunden, sondern auch die Möglichkeiten gemeinsamen Wachstums.
Der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte der deutsche Außenminister Guido Westerwelle: »Ich dringe darauf, dass Europa und Nordamerika so schnell wie möglich Gespräche über eine transatlantische Freihandelszone aufnehmen«. Die EU solle mit den Vereinigten Staaten nicht nur außen- und sicherheitspolitisch, sondern auch wirtschaftlich enger zusammenarbeiten, so der deutsche Chefdiplomat weiter. Außerdem preist Westerwelle die Chancen der Zusammenarbeit mit China, wie sie von Deutschland vorgemacht werde.
Währungspolitik
Übrigens: Was halbstarke US-Amerikaner wie Mitt Romney gerne vergessen oder unterschlagen ist, dass China riesige Devisenreserven in US-Dollar hortet. Jede Abwertung der US-Währung kostet China so gesehen Rückzahlwert – man kann in einigen Jahren für den US-Dollar bei einer massiven Abwertung weniger kaufen. Das behindert natürlich die Bereitschaft, die eigene Währung massiv und in einem großen Schritt aufzuwerten.
Und man müsste sich zudem mit der Frage beschäftigen, warum China seine eigene Wirtschaft einem massiven Währungsschock aussetzen sollte. Denn die Folge wären ein Wachstumseinbruch und Arbeitslosigkeit im eigenen Land. Richtig ist auch: Die chinesische Notenbank hat bislang eine ständige und verlässliche Aufwertung der eigenen Währung zugelassen.
Innenpolitische Kritik an China im US-Wahlkampf ist einfach, aber auch ein durchschaubares Ablenkungsmanöver von der eigenen Schwäche. Die USA sind in vielen Segmenten weltweit betrachtet nicht genügend wettbewerbsfähig. Es fehlte in den Jahren nach Clinton an langfristigen Investitionen in Bildung und Infrastruktur. Stattdessen hat man Häuser gebaut und eine Blase gefördert und europäische Banken haben das Spiel großzügig finanziert.