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Vermögen der Reichen nimmt weltweit ab – Capgemini-Studie

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23. Juli 2012

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Vermögen der Reichen nimmt weltweit ab – Capgemini-Studie

Das finanzielle Vermögen der sogenannten „High Net Worth Individuals” (HNWI), hat 2011 weltweit in allen Regionen abgenommen, Ausnahme ist der mittlere Osten. Dies zeigt der 16. World Wealth Report 2012 von Capgemini und RBC Wealth Management.

 

Als HNWI gelten Personen, die über ein anlagefähiges Vermögen von über einer Million US-Dollar verfügen, ausgenommen selbstgenutzte Immobilien sowie Sammlungen wertvoller Objekte und Verbrauchsgegenstände. Der Rückgang um 1,7 Prozent ist der erste seit der globalen Wirtschaftskrise 2008, damals schmolz das weltweite Vermögen um ganze 19,5 Prozent.

Region Asien/Pazifik bei der Zahl knapp vorne

Die Anzahl der HNWI in der Region Asien/Pazifik stieg 2011 um 1,6 Prozent auf 3,37 Millionen. In der Region leben zum ersten Mal die weltweit meisten Vermögenden und damit mehr als im bisherigen Spitzenreiter Nordamerika mit 3,35 Millionen HNWI. Nordamerika bleibt jedoch nach wie vor mit 11,4 Billionen US-Dollar die Region mit dem größten HNWI-Vermögen, verglichen mit 10,7 Billionen US-Dollar in der Region Asien/Pazifik.

Zahl der Millionäre in Deutschland steigt überdurchschnittlich

In Deutschland steigt die Zahl der Finanzmillionäre 2011 um rund drei Prozent (Vorjahr Plus 7,2%) von 923.900 auf 951.200. Deutschland liegt damit hinter den USA und Japan auf Platz drei der Länder mit den meisten Millionären. In den führenden drei Nationen leben insgesamt 53,3 Prozent aller HNWI und damit etwas mehr als im Jahr 2010 mit 53,1 Prozent. Der größte prozentuale Zuwachs an HNWI unter den ersten zwölf Ländern konnte in Brasilien mit 6,2 Prozent festgestellt werden. Auf dem zwölften Platz wurde Indien von Südkorea verdrängt.

Zahl der Finanzmillionäre weltweit gestiegen, Gesamtvermögen geschmolzen

Nach dem deutlichen Wachstum von 8,3 Prozent im Jahr 2010, wuchs 2011 die Anzahl der HNWI weltweit marginal um 0,8 Prozent auf 11,0 Millionen. Der größte Anteil dieses Wachstums kann den vermögenden Privatanlegern zugeordnet werden, die zwischen ein und fünf Millionen US-Dollar besitzen. Diese Vermögensklasse macht 90 Prozent der globalen HNWI aus und wuchs um 1,1 Prozent. Während die Anzahl stieg, sank das globale Vermögen der HNWI im Jahr 2011 um 1,7 Prozent auf insgesamt 42,0 Billionen US-Dollar (2010 war ein Zuwachs um 9,7 Prozent auf 42,7 Billionen US-Dollar zu verzeichnen). Die Zahl der Ultra-HNWI fiel 2011 um 2,5 Prozent und ihr Vermögen schrumpfte um 4,9 Prozent, die entsprechenden Werte für 2010 lagen noch bei 10,2 und 11,5 Prozent Plus.

Als Ultra-HNWI gelten Personen, die über ein anlagefähiges Vermögen von mindestens 30 Millionen US-Dollar verfügen, selbst genutzte Immobilien und sowie Sammlungen wertvoller Objekte und Verbrauchsgegenstände nicht inbegriffen.

„Während im Jahr 2011 mehr Menschen die Stufe zu einer Millionen US-Dollar frei verfügbarem Einkommen überschritten haben, sank aufgrund der Marktunbeständigkeit das Vermögen der High Net Worth Individuals insgesamt“, erläutert George Lewis, Group Head RBC Wealth Management. „Es ist beachtlich, dass es in diesem Jahr zum ersten Mal mehr vermögende Privatanleger in Asien/Pazifik gibt, als in sonst einer Region der Welt. Jedoch führten die Verluste an den Schlüsselmärkten wie Hong Kong und in Indien, auch hier dazu, dass das Vermögen in dieser Region insgesamt schrumpfte.“

2011 war die zweit-volatilste Phase in den letzten 15 Jahren

Gefolgt auf das fast „normale“ Jahr 2010, schossen die Marktbewegungen im Jahr 2011 nach oben und erreichten ihren Höhepunkt im November des Jahres. Grund war die weit verbreitete Befürchtung, dass die Schuldenkrise in der Eurozone einige große Volkswirtschaften mitreißen könnte. Obwohl die Führungspersönlichkeiten der Europäischen Union Schritte zur Eindämmung der Staatsschuldenkrise unternommen haben, werden lediglich ein schwaches Wachstum und weitere Herausforderungen in der Eurozone erwartet, die die Schwankungen 2012 verstärken könnten.

„Europa bleibt für Investoren im Fokus, weil wiederkehrende Schwankungen die Märkte wahrscheinlich nervös halten werden. Zusätzliche Faktoren, wie die Wirtschaftsleistung in China, starker Gegenwind in den entwickelten Märkten, globale Veränderungen auf politischen Führungspositionen und politische Entscheidungen, werden eine Schlüsselrolle darin spielen, ob im Jahr 2012 die Vermögen der HNWI wachsen oder weiter sinken“, sagt Klaus-Georg Meyer, Leiter Banking bei Capgemini Consulting in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Wirtschaftliche Unsicherheiten und bewegte Märkte treiben Investoren im Jahr 2011 zur Risikovermeidung

Die Unsicherheit hat 2011 viele Investoren in sichere Anlagen getrieben. Die wirtschaftlichen Einflussfaktoren auf die Vermögensentwicklung haben sich breiter entwickelt, die Asset-Klassen waren unterschiedlich betroffen und erzielten verschiedene Resultate. So waren Unternehmensanteile und Rohstoffe am Fallen, materielle Investments verloren an Wert und die Vorlieben der Investoren bewegen sich in Richtung Kapitalerhaltung durch Bargeld und festverzinsliche Anlagen. Die am besten entwickelte Anlagenkategorie waren festverzinsliche Papiere, bei denen insbesondere US-Staatsanleihen historische Höchststände erreichten.

Mit Blick auf die Zukunft werden sich vermögende Privatanleger auf andauernde Marktschwankungen und längere Perioden mit zweigeteilten Investitionsergebnissen vorbereiten müssen: entweder hohe Gewinne oder große Verluste, seltener jedoch ausgewogene Ergebnisse, so schließt der Report.

Über den World Wealth Report

Der jährliche World Wealth Report ist der globale Maßstab zur Erfassung der Situation von HNWI und deckt die HNWI Marktgröße unter Einbezug der globalen Wirtschaftstreiber ab, das HNWI Investitionsverhalten sowie Entwicklungstrends von Assets. Der World Wealth Report 2012 ist die 16. Ausgabe und die erste Zusammenarbeit zwischen Capgemini und RBC Wealth Management.

Hier geht es zur Studie.

 Artikelbild: Segelschiff Barbados D. Richter.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.