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Spekulationen „gegen“ Deutschland

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18. April 2012

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Spekulationen „gegen“ Deutschland

Wenn ein Hedgefondsmanager darauf hinweist, dass er in Deutschland steigende Zinsen erwartet und das sogar ökonomisch vernünftig begründet, dann ist das eine Spekulation „gegen“ Deutschland. Wenn Lebensversicher sich zu Recht über niedrige Zinsen beschweren, dann ist das okay. Zweierlei Maß.

Deutsche Staatsanleihen zahlen zu niedrige Zinsen und sind überbewertet. Das ist kein Geheimnis, sondern der aktuellen Krise geschuldet. Die Situation ist atypisch wie manche sagen, die sich nicht trauen, die Situation offen zu kritisieren. Investoren geben sich jedenfalls auf der Suche nach Sicherheit zurzeit mit einer negativen Realverzinsung zufrieden. Für manche Anleger wie deutsche Lebensversicherungen ist diese Entwicklung bedrohlich, denn der erzielbare Zinssatz sinkt stetig weiter. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erwartet eine Verzinsung, die künftig unter vier Prozent liegt. Damit dürfte die Lebensversicherung in der Altersvorsorge noch weiter an Bedeutung verlieren.

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Auch bei Riester-Produkten wird längst der Blues gespielt: Manche in der Politik beschweren sich über die Bedingungen des Kapitalmarktes, anstatt den eigenen Anteil zu beleuchten: Die Politiker tun alles, um niedrige Zinsen zahlen zu können. Insbesondere die Riester-Rente ist ein gutes Beispiel dafür: Die Garantieauflagen der Produkte sichern dem Staat den Absatz seiner Schuldtitel. Dass die Produkte damit das Altersvorsorgeproblem vieler Anleger nicht lösen helfen, ist für Politiker nicht prioritär.

Spekulation „gegen“ Deutschland

Man kann diesen Sachverhalt auch anders darstellen und dann klingt es spannender. Die Süddeutsche Zeitung machte daraus jüngst: „Hedgefonds wettet gegen Deutschlands Kreditwürdigkeit“ (Link). Hintergrund ist die Positionierung des Hedgefondsmanagers John Paulson, der auf steigende Zinsen bei deutschen Staatsanleihen setzt. In welche Richtung soll es denn sonst gehen?

Die Überschrift macht also den Unterschied. Denn die Zinsen in Europas größter Volkswirtschaft sind in der Tat nach jeder geläufigen volkswirtschaftlichen Modellrechnung zu niedrig, aber das wäre keine Meldung wert. Die Originalmeldung der Financial Times übrigens lautet: „Paulson goes short on German Bunds“.

Übrigens gab es vor etwas mehr als einem Jahr eine Spekulation „gegen“ die die USA. Pimco, eine Allianz-Tochter, hatte gegen Treasuries gewettet und dabei viel Geld verloren. Auch das war aus meiner Sicht keine Spekulation gegen US-Amerika, sondern für eine Normalisierung an den Märkten. Bill Gross hatte wochenlang die Probleme Amerikas öffentlich angeprangert. Die Zinsen fielen trotzdem, da die Fed immer neue Dollar druckte. Pimco verlor viel Geld.

 

Artikelbild: Reichstag. Copyright Deutscher Bundestag.

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.