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Über die Spielsucht des Uli Hoeneß

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6. Mai 2013

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Über die Spielsucht des Uli Hoeneß

In einem ZEIT-Interview bestätigte Uli Hoeneß die Version, die Hans Leyendecker seit einigen Tagen schon verbreitet hatte. Uli Hoeneß war spielsüchtig.

Hoeneß hatte ein älteres Konto bei der Vontobel-Bank als „Spielkonto“ genutzt. Durch die Kursverluste beim Platzen der Internetblase erlitt Hoeneß große Verluste und war richtig „klamm“. Dann kam neues Geld durch seinen „Freund“ Robert Dreyfus, den damaligen Adidas-Boss, auf sein Konto. Fünf Millionen Cash und 15 Millionen als Bürgschaft. Geld zum „Zocken“. Entscheidungen auf diesem Konto wurden zunächst gemeinsam und später nur noch alleine von Uli Hoeneß getroffen. Uli Hoeneß und Dreyfus „waren am Anfang ziemlich erfolgreich“ und hatten möglicherweise von Anfang an Angst entdeckt zu werden. Auch das passt zu dem gezeichneten Bild eines Süchtigen. Spielsüchtige versuchen meist die Fassade aufrecht zu erhalten und sind später überrascht, dass Personen, die ihnen nahe stehen, durchaus Veränderungen bei ihnen wahrnehmen.

Spielsucht

Statistiker und Psychologen definieren Spielsucht mit Hilfe von mehreren Kriterien, die man abhaken muss, um eine echte Spielsucht zu definieren. Zielführend ist das nur bedingt, aber für das Aufstellen von Statistiken notwendig. Spielsucht ist etwas Individuelles und gleichzeitig längst ein Massenphänomen in dieser Gesellschaft. Computerspiele, Lottospielen, Roulettespielen und Pokern. Bei jedem Spiel kann man süchtig werden; es kommt auf die Intensität an. Entscheidend für Spielsucht ist, dass der Süchtige ab einem gewissen Punkt nicht mehr selbst bestimmt ist. Das Spiel beherrscht sein Handeln und Denken und bestimmt dessen Zeitplan. Das muss nicht heißen, dass der Süchtige seinen Job aufgibt, sondern es genügt völlig, wenn die sämtliche freie Zeit für die Suchtaktivität draufgeht.

Der krankhafte Spieler versucht nicht mehr zu gewinnen, sondern es geht ihm um das Spielen an sich und die damit verbundenen Emotionen.

Bei Uli Hoeneß gab es solch eine Phase zwischen 2002 und 2006, in der er Tag und Nacht an der Börse aktiv war. Seinen Job hat er trotzdem gemeistert. Hinten runter ist wohl die Familie gefallen. Informationen erhielt Hoeneß über einen Pager, das ist eine spielerische Informationseinheit, die Börsengeschäfte kinderleicht machen soll, aber vor allem den Spieltrieb befriedigt.

Spielsucht ist ein weit verbreitetes Phänomen. Da gibt es das Unternehmerehepaar, das jedes Jahr 100.000 Euro beim Pokern verspielt und sich die gemeinsame Spielsucht „leistet“ und leisten kann. Jemand mit genügend Kapital im Rücken kann zumindest die oft mit einer Sucht einhergehende Beschaffungskriminalität vermeiden. Allerdings besteht bei Suchtkranken immer das Risiko, dass diese in kurzer Zeit alles verzocken. An Uli Hoeneß und seiner Familie ist dieser Kelch zum Glück vorbeigegangen. Er hat zumindest auf dem Konto in der Schweiz einen Gewinn angehäuft. Dieses Glück haben nicht viele Suchtkranke. Aus Sicht der Steuerbehörden ist das Verbliebene Plus allerdings ein Straftatbestand.

Anfangen und Aufhören können

Der Spielsüchtige kann nicht von sich aus aufhören mit dem Spiel. Das gilt übrigens genauso für die Oma, die jeden Monat einen Großteil ihrer Rente beim Lotto einzahlt. Seit 2006 hat die EU Warnhinweise endlich auch bei Lottowerbung durchgesetzt. Landespolitiker hätten diesen Aspekt gerne weiter unterdrückt, denn Lottospieler finanzieren mit ihrer Sucht einen Teil der öffentlichen Aufgaben. Das ist ein Teil der gesellschaftlichen Verlogenheit beim Umgang mit Suchtkrankheiten. Computerspieler berichten über ähnliche Suchtphänomene und zwar mit zunehmenden Zahlen. Zudem sind viele Spiele inzwischen Echtzeitspiele, die eine ständige Anwesenheit des Spielers vor dem Computer erfordern. Das ist eindeutig suchtverschärfend. Ein Fußballspiel dagegen ist ein endliches Spiel und dauert 90 Minuten, so eine Weisheit von Sepp Herberger. Manchmal sind es auch 95 Minuten, aber das Spiel hat ein Ende. An der Börse geht es, Wochenenden einmal ausgenommen, rund um die Uhr zur Sache. Auch das hat Uli Hoeneß offenbar genutzt und ist ein weiteres Indiz für die vermutete Spielsucht.

Wer sein Geld in einen Spielautomaten in der Kneipe nebenan steckt, der geht ein hohes Risiko ein. Der Schauspieler Mathieu Carriere erzählte einmal in einer Talkshow, wie er auf einem Bahnhof wartete und aus Langeweile Geld in einen Spielautomaten steckte. Sein Pech: Er erhielt eine Auszahlung und wurde spielsüchtig. Insgesamt war das ein teures Vergnügen für den Schauspieler.

Falsche Freunde

Egal ob es sich um Alkoholsucht, Drogensucht oder andere Suchtvarianten handelt. Freunde raten zum Aufhören oder helfen den Süchtigen möglichst aus der Spirale. Voraussetzung ist jedoch, dass diese die Spielsucht als solche zunächst erkennen. Der Freund von Uli Hoeneß machte möglicherweise einen schweren Fehler aus heutiger Sicht. Er finanzierte die Sucht seines Freundes, allerdings wohl ohne es zu wissen. Aber darüber kann man nur spekulieren. Ein typisches Beispiel für einen falschen Freund kennt der spielsüchtige Kasino-Spieler, der gerade sein Geld verloren hat. Ein schlechter Freund wird ihm weiteres Geld leihen, also dessen Sucht weiter finanzieren. Spieler nennen solch eine Phase übrigens „in Brand sein“. An solchen Tagen geht meist auch das geliehene Geld verloren.

Kaum jemand mit gutem Willen käme auf die Idee, einem Alkoholkranken ein paar Flaschen Whiskey zu schenken oder einem Drogensüchtigen neuen Stoff zu reichen. Bei anderen Süchten jedoch ist das Umfeld überfordert. Wie soll man sich verhalten, wenn man von einer  Sucht ahnt, aber diese nicht beweisen kann?

Verantwortung

Spielsüchtige finden letztlich keine Hilfe bei Freunden, sondern müssen selbst die Verantwortung für ihre Suchterkrankung übernehmen. Insofern war das ZEIT-INTERVIEW (Kurzversion) von Uli Hoeneß bemerkenswert. Er gibt nicht der Börse die Schuld, wie das gerade politisch opportun ist. Auch beruft sich Uli Hoeneß nicht auf seine Spielsucht als Entschuldigung für seine hinterzogenen Steuern. Das versuchen vielleicht seine Anwälte in einem Prozess oder spekulierende Journalisten. Uli Hoeneß zeigt Verantwortung. Er werde nicht als kranker Mann vor Gericht erscheinen. Das zeigt, dass er seine Spielsucht tatsächlich überwunden zu haben scheint. Auch wenn er sich nachträglich nicht für spielsüchtig hält und diese Einschätzung in seiner Familie offenbar exklusiv hat.

Für Uli Hoeneß bleibt ein möglicher Strafprozess wegen Steuerhinterziehung. Schade um einen Mann, der derart viel für den deutschen Fußball geleistet hat und der enorm hilfsbereit zu sein scheint, wie schon immer  aus seinem Umfeld zu hören war. Hoeneß wird auch einen möglichen Prozess und eine (Haft-)Strafe überstehen. Dann gehört er wieder dazu. Ganz sicher.

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Interview der FAZ mit einem Suchtforscher

FAZ-Beitrag zum Thema CFDs.

Hilfe für Spielsüchtige

Artikelbild: Päzisionswürfel. Public Domain Wiki Commons. Link zur Lizenz.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.