Studie zur Bevölkerungsentwicklung Deutschland 2030
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) veröffentlichte seine Bevölkerungsprognose 2030.Die Ergebnisse überraschen nicht, sind aber dennoch hilfreiche Orientierungen für Geldanleger.
Den Forschern geht es vor allem um Bevölkerungsbewegungen, aber auch um langfristige Entwicklungen, die Kommunen und Gemeinden als Orientierung dienen. Letztlich sind die Prognose auch für Anleger eine Orientierungsgröße. Zwar sind die Voraussetzungen, nämlich eine alternde Bevölkerung älter, die zudem weniger wird, längst bekannt, aber die Studie hilft auch, die Bevölkerungsentwicklung zu konkretisieren.
Das Durchschnittsalter steigt bei weniger Einwohnern
Die Deutschen werden immer älter. Bis 2030 steigt das Durchschnittsalter der Bevölkerung von derzeit 43 Jahren auf über 47 Jahre; in weiten Teilen Ostdeutschlands sogar auf über 50 Jahre. Die größten Zunahmen verzeichnen die über 80-Jährigen. Ihre Zahl wird bis 2030 um rund 60 Prozent zunehmen. Die Ursache dafür beschreibt Claus Schlömer, Autor der Raumordnungsprognose 2030 und Bevölkerungsgeograph im BBSR so: »Es sterben mehr Menschen als geboren werden. Seit 2003 können Wanderungsgewinne aus dem Ausland diesen negativen natürlichen Saldo nicht mehr kompensieren.«
Lebten in Deutschland 2010 noch 81,2 Millionen Menschen, werden es der Prognose zufolge 2030 nur noch 79,2 Millionen Menschen sein. Der Rückgang der Bevölkerungszahl ist laut BBSR mit drei Prozent zwar moderat, dennoch sind erhebliche regionalen Unterschiede erkennbar: Einer immer größer werdenden Gruppe von schrumpfenden Kommunen steht eine kleiner werdende Gruppe mit teils kräftigem Wachstum gegenüber.
Wanderungsbewegungen vom Land in die Stadt
Zu den Wachstumsregionen gehören die wirtschaftstarken Metropolen Frankfurt, Stuttgart und Hamburg. München erwartet mit zehn Prozent bis 2030 das stärkste Bevölkerungsplus. Ganz anders ist der Trend in vielen ländlichen Landkreisen. Sie werden teilweise mehr als ein Fünftel an Bevölkerung verlieren. „Der demografische Wandel droht die Unterschiede zwischen wachsenden und schrumpfenden Regionen zu vertiefen. Gerade Regionen mit stark abnehmender Bevölkerung benötigen auch weiterhin eine gute Infrastrukturausstattung“, sagte Harald Herrmann, Direktor des BBSR, bei der Vorstellung der Studie.
Klaus Schlömer zum Unterschied zwischen Stadt und Land: »Die meisten Großstädte werden ihre Altersstruktur vergleichsweise stabil halten. Sie profitieren von Zuwanderungen jüngerer Menschen. Darunter sind neben Bildungs- und Berufswandern viele Menschen mit Migrationshintergrund. Die Zugewanderten sind meist jünger als die ansässige Bevölkerung. Dadurch wird auch die Alterung tendenziell abgemildert. Dagegen altert die Bevölkerung im Umland der Städte besonders rasch.«
Mehr Single- und 2-Personen-Haushalte
Zwar werden 2030 weniger Menschen in Deutschland leben, die Zahl der privaten Haushalte wird hingegen auf 41,3 Millionen steigen (2010: 40,3 Millionen). Der Zuwachs dürfte vor allem auf mehr 1-bis 2-Personen-Haushalte zurückzuführen sein, deren Zahl bis 2030 um fünf Prozent steigen dürfte. Während in den ländlichen Räumen immer mehr ältere Menschen in kleineren Haushalten leben, zieht es junge Paare und Singles in die Großstädte. „Gerade in Ballungsräumen wird die Nachfrage nach Wohnraum weiter wachsen. Zudem war die Bautätigkeit in den vergangenen Jahren zu gering. Schon jetzt fehlen mancherorts besonders für Studierende bezahlbare Wohnungen. Regionale Engpässe werden sich möglicherweise noch verschärfen, wenn nicht durch eine Ausweitung des Angebots gegengesteuert wird“, so Harald Herrmann.
Weniger Erwerbspersonen erwartet
Der Unterschied zwischen wachsenden und schrumpfenden Regionen zeigt sich auch auf den Arbeitsmärkten. Insgesamt wird nach den Berechnungen des BBSR die Zahl der Erwerbspersonen von derzeit 41,6 Millionen auf 38,4 Millionen zurückgehen, was einem Minus von 7,5 Prozent entspricht. Während der Rückgang in den alten Ländern mit vier Prozent moderat ist, nimmt in den neuen Ländern bis 2030 die Zahl der Erwerbspersonen um mehr als 20 Prozent ab, die der jüngeren Erwerbspersonen (unter 45 Jahre alt) um 25 Prozent.
Was Anleger mitnehmen können…
Anleger sollten bedenken, dass beim Thema Alterung recht verlässliche Prognosen möglich sind. Natürlich kann die Politik hier langfristig andere Weichen stellen. Zuletzt scheiterte der Versuch, außerhalb der EU besonders qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Die Debatte um die Greencard war bislang die Zeit nicht wert. Deutschland fehlt es an einer Willkommenskultur heißt es.
Anleger sollten von den bestehenden Daten ausgehen und ihre Anlageentscheidungen möglicherweise entsprechend anpassen. Wer eine Immobilie auf dem Land erwirbt, der sollte zumindest vorsichtig sein und die Wanderungsbewegungen genauer anschauen.
Raumordnungsprognose 2030. Daten.