Wednesday, May. 15, 2024

Stiglitz kritisiert Voodoo-Ökonomie in Europa

Written By:

|

11. Juni 2012

|

Posted In:

Stiglitz kritisiert Voodoo-Ökonomie in Europa

Nobelpreisträger Joseph Stiglitz kritisiert die aktuellen Hilfemaßnahmen in Europa. Zuletzt hatte Spanien für seine Bankenrettung Zusagen von bis zu 100 Milliarden Euro erhalten.

Joseph Stiglitz ist einer der renommiertesten Kritiker der deutschen Krisenpolitik. Aus der Sicht des Wirtschafts-Nobelpreisträgers beschäftigt sich Europa zu sehr mit Sparen, anstatt auf Wachstum zu setzen. Stiglitz argumentiert: »Die spanische Regierung rettet die spanischen Banken, und die spanischen Banken retten die spanische Regierung.«

Voodoo-Ökonomie

Folgerichtig bezeichnete Stiglitz das europäische Hilfsprogramm für die spanischen Banken „Voodoo-Ökonomie“. Schon die Analyse sei falsch. Europa müsse ein gemeinsames Bankensystem und eine Fiskalunion schaffen, so Stiglitz weiter. Besonders die deutsche Politik wird von dem Starökonomen kritisiert: Deutschland halte weiter daran fest, dass die Stärkung der Länder durch Haushaltsdisziplin zu erreichen sei. Deutschland zahlen beim Zerfall der Gemeinschaftswährung einen höheren Preis als für die Rettung des Euro.

Sorgenkind Europa

Stiglitz hält solche Erholungen nur für kurzfristige Effekte und sieht auch die Demokratien in Gefahr. Der  „Süddeutschen Zeitung“ sagte Stiglitz Mitte April, dass der harte Sparkurs in vielen Ländern den Abschwung verstärke. Für Europa befürchtete er die zweite Rezession in kurzer Zeit. Weltweit gebe es kein Beispiel dafür, dass Kürzungen von Löhnen, Renten und Sozialleistungen ein krankes Land genesen ließen. Der Euro-Raum benötige eine gemeinsame Haushaltsbehörde, welche die regionale Wirtschaftskraft ausgleichen soll. Stiglitz sprach sich damit für eine Transferunion aus.

Stiglitz fordert die Regierungen auf, in schlechten Zeiten die Staatsausgaben zu erhöhen, um den Nachfrageausfall zu kompensieren. Haushaltsdefizite will Stiglitz mit höheren Steuern vermeiden. Der zugrundeliegende ökonomische Streit ist der zwischen Keynsianern und Klassikern. Keynsianer fordern eine die Konjunkturzyklen abmildernde Politik und deren Gegner sehen darin keine Problemlösung, da Politiker nicht in besseren Zeiten sparen.

Spanien hatte am Wochenende Geld aus den Rettungsfonds zur Rekapitalisierung seiner Banken beantragt. Die Euro-Finanzminister sagten bis zu 100 Milliarden Euro zu. An den Finanzmärkten reagierten die meisten Marktteilnehmer erleichtert.

 

Artikelbild: Joseph Stiglitz in Davos 2009. Wiki Commons.

Print Friendly, PDF & Email
Share

Share This Article

Related News

Jeder zweite Deutsche rechnet für 2015  mit konstantem Zinsniveau
BIGBANK baut Kreditgeschäft aus
Jeder Deutsche gibt im Schnitt 364 Euro für Weihnachten aus

Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.