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Shortlist Wolfson-Preis: Euro-Austritt wird prämiert

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5. April 2012

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Shortlist Wolfson-Preis: Euro-Austritt wird prämiert

Der Wolfson-Preis will Ökonomen zum Denken bringen. So soll ein Notfallplan für die Auflösung der Eurozone erstellt werden. Anfang April wurde die Shortlist des mit 250.000 Pfund prämierten Preises veröffentlicht.

„Leider ist das Risiko, dass ein Land die Eurozone verlässt, nicht vorüber. Die Ideen in diesen Entwürfen sind ein wertvoller Beitrag für den Umgang mit diesem wichtigen Thema. Ich bin jedem Teilnehmer dieser Ausschreibung äußerst dankbar und freue mich darauf, im Sommer den Preis zu vergeben,“ kommentierte der Stifter Lord Simon Wolfson in London.

Die ausgewählten Beiträge bieten Ideen, wie ein geordneter Ausstieg eines Mitgliedslandes aus der Europäischen Währungsunion am besten bewerkstelligt werden kann.

Der Wolfson-Ökonomie-Preis ist nach dem Nobelpreis die höchst dotierte Auszeichnung, die an einen Wirtschaftswissenschaftler vergeben wird. Ziel des Wettbewerbs ist es, die beste Antwort auf folgende Frage zu finden: „Wie sollte ein wirtschaftlicher Prozess verlaufen, um eine solide Grundlage für zukünftiges Wachstum und Gedeihen der aktuellen Mitglieder zu schaffen, wenn Mitgliedsstaaten die Wirtschafts- und Finanzunion verlassen?“

Shortlist

Das Essay von Roger Bootle und Capital Economics bietet eine praktische Anleitung zum Thema rund um den Euro-Ausstieg. Es konzentriert sich darauf, wie man mit möglichst geringen Störungen einen Rückgang bei Reallöhnen und Preisen erzielt. Die Abhandlung schlägt vor, Schulden von Regierungen und Verbrauchern nach dem Prinzip der Lex monetae, der Währungshoheit, auf Euro umzustellen – mit anderen Worten, jedes Land bestimmt die Währung, die nach seinen Gesetzen gültig ist.

In ihrer Lösung schlägt Catherine Dobbs vor, den Euro abzuschaffen. Die Euroforderungen aller Eurobesitzer sollten gemäß einem festgelegten Anteil durch Forderungen auf die neuen Währungen ersetzt werden. Hauptziel ist dabei, negative Anreize für eine eine Kapitalflucht zu schaffen (und damit einen Run auf die Banken und Finanz- und Sozialkrise zu verhindern) und Eurobesitzer gerecht zu behandeln.

Jens Nordvig und Nick Firoozye argumentieren, dass die Bearbeitung von Zahlungsverpflichtungen nach ausländischem Recht wichtig sei, da rund 10 Trillionen Euro ausstehen. In ihrem Essay schlagen sie vor, Schuldvereinbarungen, die unter nationale/lokale Gesetze fallen, in eine neue Währung umzustellen. Schuldvereinbarungen, die unter ausländische Gesetze fallen, sollten in ECU-2s umgewandelt werden..

Neil Record wendet ein, dass der gesamte Euro abgeschafft werden müsste, sollte ein Land die Eurozone verlassen. Er schreibt, dass in dem Augenblick, in dem ein Land aus der Eurozone austritt, der Begriff des ‚beständigen‘ Euros unhaltbar wird und den Märkten die Munition dafür gegeben wird, strukturelle Schwächen in anderen Bereichen zu auszunutzen. Der Schwerpunkt seines Essays liegt auf der Verwaltung, wobei alles möglichst lange geheim gehalten werden soll. Ein detaillierter Zeitplan, in Wochenintervalle gegliedert, wird mitgeliefert.

Jonathan Tepper behauptet, von Währungsausstieg und Abwertung werde oft prognostiziert, sie führen zum Weltuntergang, doch das treffe selten zu. In seinem Beitrag argumentiert er, dass die tatsächlichen Probleme nicht vom Ausstiegsprozess an sich geschaffen werden, sondern von den Notwendigkeiten, die den Ausstieg herbeiführen – dem Bedürfnis der Peripherieländer der Eurozone, Verpflichtungen nicht einzuhalten und ihre Währung abzuwerten.

Die Jury gab den Finalisten jetzt die Chance, Schlüsselfragen zu ihren Beiträgen zu beantworten. Bis zum 29. Mai bleibt Zeit, die Beiträge zu überarbeiten und erneut einzureichen. Jeder, der es bis zu dieser Phase geschafft hat, erhält ein garantiertes Preisgeld in Höhe von 10.000 £. Der Gewinner wird am 5. Juli bekannt gegeben.

Der Star

Besonders erwähnt wurde der jüngste Teilnehmer, Jurre Hermans, ein elfjähriger Schüler aus den Niederlanden, der der Meinung ist, Griechenland solle die Eurozone verlassen. Jurre erhält einen Geschenkgutschein in Höhe von 100 Euro.

 

 

Der Preis wird vom Charles Wolfson Charitable Trust, einer privaten Stiftung, gestiftet und von Policy Exchange, der unabhängigen Expertenkommission mit Sitz in London, organisiert. Der Think Tank bezeichnet sich selbst als unabhängige Ideenwerkstatt.

Link zu Policy Exchange.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.