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Schämen reicht bei US-Großbank JPMorgan Chase nicht mehr

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19. März 2013

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Schämen reicht bei US-Großbank JPMorgan Chase nicht mehr

Bei JPMorgan Chase versagte das Führungspersonal. Offenbar war Jamie Dimon, CEO des Instituts, eingeweiht. Schämen reicht nicht mehr.

Spektakulär verlor die US-Großbank JPMorgan Chase 2012 6,2 Milliarden Euro mit Finanzwetten in London. Der Chef des Bankauses selbst hatte das Umgehen einiger Risikogrenzen genehmigt haben. Dabei habe es sich um branchenübliche Vorgänge gehandelt. So steht es zumindest in einem 300-seitigen Bericht des US-Senats, aus dem die New York Times zitiert. Verluste sollen vertuscht und Dokumente gefälscht worden sein, um die Aufsicht zu täuschen. Dimon selbst soll nach Ansicht mancher Ersteller des Berichts mit verantwortlich für die Vertuschung sein. Er zeigte sich reuig.

Wie es immer läuft

Die hochbezahlten Händler der Bank hatten einfach ihre Verluste durch ständiges Ausbauen ihrer Positionen ausgeweitet. Das nennt man in der Mathematik Martingale-Spiel. In der Sprache der Börsianer haben die Banker immer wieder „in ein fallendes Messer gegriffen“, bis selbst der Bank das Geld ausging. Die gleichen Verhaltensweisen kennt man von der Pleite des LTCM, Jerome Kerviel von der Societe Generale, Nick Leeson von der Baring Bank und vielen anderen spektakulären Verlusten.

Geht das Spiel gut, erhält man eine fette Prämie. Verliert man, dann zahlen andere. Man fragt sich nur, wann die Banker Lerneffekte aus den Fehlern anderer erzielen. Aber diesmal könnte doch etwas anders sein, da der CEO der Großbank selbst die Risiken genehmigt hat.

Jetzt ist Katzenjammer

Die Banker von JPMorgan geben sich jedenfalls als reuige Sünder. Der Verlust trifft das Bankhaus hart, denn JPMorgan muss beim Kernkapital aktuell kräftig nachlegen, wie aus einem aktuellen Stresstest hervorgeht.

Eine Sprecherin der Bank formulierte, man habe nur das Beste für die Bank gewollt. Das ist aber wohl nur die halbe Wahrheit. Die Händler, von denen einer in London „Voldemort“ oder „Wal von London“ genannt wurde,  hatte natürlich nur seine Prämien im Kopf. Es ging schief und jetzt ist Katzenjammer.

Über JPMorgan Chase & Co.

Die US-Großbank notiert im Dow Jones Industrial Average (Dow-Jones-30-Index) operiert in 60 Ländern und beschäftigt weltweit über 240.000 Mitarbeiter. Das Institut verwaltet Kundengelder in Höhe von 2.300 Milliarden US-Dollar.

Artikelbild: Manhattan at night. Wiki Commons. Lizenzinformationen.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.