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Roland Berger sieht zu optimistische Unternehmen

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17. Juni 2013

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Roland Berger sieht zu optimistische Unternehmen

Roland Berger-Restrukturierungsstudie für Deutschland zeigt: 80 Prozent der Unternehmen erwarten weiteres Wachstum für die kommenden zwei Jahre.

  • Zwei Drittel der Befragten gehen davon aus, dass Europa eine Stagnation oder gar eine Rezession erleben wird
  • Deutsche Unternehmen unterschätzen das Risiko einer schwachen EU-Binnennachfrage – die exportorientierte deutsche Wirtschaft könnte stark darunter leiden
  • Rund 80 Prozent der Firmen arbeiten mit einer Szenario-Planung als Vorbereitung auf das volatile Wirtschaftsumfeld
  • Die Anpassung der Unternehmensstrategie bzw. des Geschäftsmodells wird immer wichtiger

Wenn es um die eigene Wettbewerbsfähigkeit geht, blicken deutsche Firmen positiv in die Zukunft: Rund 80 Prozent von ihnen gehen davon aus, dass sie bis 2015 weiter wachsen werden, so das Ergebnis der „Restrukturierungsstudie 2013“ von Roland Berger Strategy Consultants. Dabei halten deutsche Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber europäischen Mitbewerbern für positiv. Werfen die Befragten jedoch einen Blick über die deutsche Grenze hinaus, schätzen sie das künftige Szenario weniger rosig ein. Denn zwei Drittel der deutschen Studienteilnehmer gehen von einer Stagnation oder sogar einer Rezession der europäischen Wirtschaft in den kommenden Jahren aus.

„Deutsche Unternehmen sind insgesamt sehr gut aufgestellt und deshalb international wettbewerbsfähig“, erklärt Max Falckenberg, Partner von Roland Berger Strategy Consultants. „Andererseits scheinen sie das wirtschaftliche Risiko in Europa deutlich zu unterschätzen.“ Schließlich sei die deutsche Wirtschaft stark exportorientiert. „Hält in vielen EU-Ländern die Rezession weiter an, wird sich das auch auf deutsche Firmen negativ auswirken“, ergänzt Falckenberg. „Darauf sollten sie sich entsprechend vorbereiten.“

Europa – das große Risiko

Deutsche Unternehmen sehen im europäischen Binnenmarkt einen der wichtigsten Vorteile der Europäischen Union. Doch würde sich die europaweite Wirtschaftslage verschlechtern, müssten deutsche Firmen weiterhin von rückläufigen innereuropäischen Exporten ausgehen. Höhere Arbeitslosigkeit und ein schwächerer Konsum in ganz Europa wären außerdem zu befürchten.

Trotzdem sind deutsche Unternehmen davon überzeugt, in den nächsten zwei Jahren weiter wachsen zu können – vor allem aufgrund ihres internationalen Marktzugangs (21%), ihres breiten und hochqualitativen Produktportfolios (19%) und ihrer starken Innovationskraft (17%). „Auch die gute Finanzlage veranlasst deutsche Manager, optimistisch zu denken, denn die Liquiditätslage vieler Unternehmen hat sich weiter entspannt „, sagt Roland Berger-Restrukturierungsexperte Jakob Rüden. „Viele Firmen konnten ihr Eigenkapital seit der vergangenen Wirtschaftskrise in den Jahren 2008/09 stärken.“

Szenario-Planung gegen volatile Märkte

Doch deutsche Unternehmen sollten das volatile Wirtschaftsumfeld – allen voran in Europa – immer im Blickfeld behalten und idealerweise mit einer Planung arbeiten, die verschiedene Wirtschaftsszenarien berücksichtigt. Knapp 80 Prozent der Studienteilnehmer setzen bereits eine Szenario-Planung ein, wenn sie ihre künftige Strategie definieren müssen. Eine ebenso wichtige Rolle spielt für sie die permanente Restrukturierung des eigenen Unternehmens (86%).

„Nur Firmen, die ihre eigene Strategie regelmäßig prüfen und entsprechende Maßnahmen konsequent umsetzen, sind in der Lage, langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und sich auch auf volatilen Märkten zu behaupten“, meint Berger-Experte Falckenberg. So wundert es nicht, dass 65 Prozent der Befragten überlegen, ihre Strategie bzw. ihr Geschäftsmodell zu ändern – 2012 waren es lediglich 44 Prozent. Eine wichtigere Rolle spielt auch die Flexibilisierung der Kosten (76%), etwa durch gezielte Outsourcing-Maßnahmen. Doch deutsche Unternehmen wollen 2013 – wie schon in den Vorjahren – vor allem auf Wachstums- und Vertriebsinitiativen setzen (80%), um ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter zu erhöhen.

Wachstumsfinanzierung aus eigenen Mitteln

Über 60 Prozent der Studienteilnehmer betrachten die eigene Liquiditätslage als überdurchschnittlich gut. Knapp 90 Prozent der deutschen Unternehmen planen daher, ihr künftiges Wachstum aus eigener Kraft zu finanzieren. „Direkte Working Capital-Maßnahmen wie Bestandsoptimierung und Ausbau der Lieferantenzahlungsziele stehen hier eindeutig im Fokus“, sagt Berger-Experte Rüden.

Unter den externen Finanzierungsmöglichkeiten bevorzugen die Befragten immer noch einen Bankkredit (50%). In den meisten Fällen planen Firmen, bereits bestehende Kreditlinien zu verlängern (32%) bzw. auszuweiten (19%) oder neue zu beantragen (18%). Eine marginale Rolle spielt hingegen der Kapitalmarkt: Nur 9 Prozent der Unternehmen wollen eine Anleihe emittieren oder externe Investoren suchen. Eine Mittelstandsanleihe kommt gerade mal für 3 Prozent der Befragten infrage.

„Alternative Finanzierungsformen spielen bei finanziell schwächeren Unternehmen – vor allem im Mittelstand – kaum eine Rolle“, fasst Roland Berger-Partner Max Falckenberg zusammen. „Denn nach dem Auslaufen der Standard-Mezzanine-Programme sind Mezzanine-Lösungen teuer geworden. Mittelstandsanleihen hingegen bergen ein gewisses Platzierungsrisiko und stellen hohe Anforderungen an die Kapitalmarktfähigkeit des jeweiligen Unternehmens.“

Artikelbild: Containererminal Hamburger Hafen. Wiki Commons © Raimond Spekking / CC-BY-SA-3.0.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.