Risikohinweise bei Umweltinvestments oft unzureichend
Bei vielen Geldanlagen, mit denen sich der Umwelt- und Klimaschutz unterstützen lässt, weisen Anbieter nur unzureichend auf das Risiko des Totalverlustes hin.
Zu diesem Ergebnis kommt das Projekt „Klimafreundliche Geldanlage“, für das sich die Verbraucherzentralen Bremen, Hamburg, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein zusammengeschlossen haben. Insgesamt wurden 54 Finanzprodukte mit grünem Investitionsschwerpunkt daraufhin untersucht, ob interessierte Anleger ausreichend über alle Risiken informiert werden.
Laut Marktcheck verschweigen die Anbieter in über 75 Prozent ihrer Flyer, auf über 60 Prozent der Zeichnungsscheine und in rund 55 Prozent ihrer Kurzprospekte das Totalverlustrisiko des Anlageprodukts. Bei knapp 60 Prozent der Geldanlagen gab es sogar auf einer produktspezifischen Internetseite keine Informationen zu möglichen Risiken. „Die für viele Menschen mittlerweile wichtigste Informationsquelle nutzen die Anbieter, um ihre Produkte zu bewerben, Risiken hingegen verschweigen sie gern“, meint Ulrike Brendel von der Verbraucherzentrale Bremen. Dabei sind etwa die im grünen Anlagebereich typischen Unternehmensbeteiligungen und Direktinvestitionen generell hoch riskante Geldanlagen.
Ob Bürgerwindaktie oder Waldsparbuch, ob Öko-Energie Umweltfonds oder Teakinvestment – die meisten Anbieter von Finanzprodukten, die in Projekte oder Unternehmen der grünen Branche investieren, begnügen sich gemäß den Ergebnissen der Untersuchung in ihren Werbeprospekten und Zeichnungsscheinen mit einem Minimum an Risikoaufklärung. Nur bei Anlageformen, für die gesetzliche Mindestvorgaben gelten, wie beispielsweise geschlossene Fonds oder Genussrechte, wird im Verkaufsprospekt und auf dem neu eingeführten Produktinformationsblatt ausreichend auf die Risiken hingewiesen.
„Doch kaum ein Anleger wird die oftmals über 100 Seiten starken Verkaufsprospekte lesen, geschweige denn verstehen“, gibt Brendel zu bedenken. Daher sei es besonders problematisch, dass die kürzeren Produktinformationsblätter, die auf höchstens drei Seiten die wichtigsten Fakten zusammenfassen, gar nicht für alle Finanzprodukte veröffentlicht werden müssen.
„Unser Marktcheck hat gezeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht, weil vor allem bei Umweltinvestments viele Menschen, im Glauben eine gute Sache zu unterstützen, Risiken eher ausblenden“, sagt Brendel. Die Verbraucherzentralen fordern daher, dass für alle Finanzprodukte die gleichen strengen Anforderungen gelten. „Auch die nach wie vor unregulierten Direktinvestments und Nachrangdarlehen müssen gesetzlich geregelt werden, und außerdem sollte sowohl auf Internetseiten als auch auf Zeichnungsscheinen bei allen Anlageprodukten ein deutlicher Risikohinweis verpflichtend sein“, so Brendel.
Um Anleger auf die Risiken und möglichen Fallstricke bei Investitionen in Wind, Sonne, Wälder und Co. hinzuweisen, hat das Projekt „Klimafreundliche Geldanlage“ der Verbraucherzentrale Bremen die Informationsbroschüre „Riskante Umweltinvestments“ herausgegeben. Für Verbraucher, die diese Investitionen meiden und mit ihrem Geld trotzdem die Umwelt schützen wollen, gibt es sichere Finanzprodukte, die die Verbraucherzentrale in einer Marktübersicht zusammengefasst hat.
Hinweis:
Die ausführlichen Ergebnisse der aktuellen Untersuchung zu Risikohinweisen bei grünen Geldanlagen am Grauen Kapitalmarkt, die Informationsbroschüre zu riskanten Umweltinvestments und eine Marktübersicht zu klimafreundlichen Sparanlagen sind veröffentlicht auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Bremen unter www.vz-hb.de.
(Bildrechte/-quelle: „Windpark Buchhain“, Greenpeace Energy eG)