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Provisionen runter – Rendite rauf

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20. August 2013

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Provisionen runter – Rendite rauf

Die deutschen Lebensversicherer stehen schon seit Jahren an der Wand. Die Provisionen sind zu hoch.  In guten Zeiten haben die Versicherer gerne gezahlt. Das ist offenbar vorbei.

Die Renditen gehen angesichts fallender Zinsen als Folge der Finanzkrise zurück. Da wirken sich hohen Provisionen von bis zu fünf Prozent für den Verkauf stärker aus als zuvor. Die deutschen Lebensversicherer wollen jetzt offenbar die Politik bewegen, ihren eigenen Job zu machen, also die Provisionen im Sinne der Kunden möglichst gering zu halten. Die Provisionen sollen gedeckelt werden und in der Branche regt sich natürlich Widerstand dagegen. Als Blaupause dienen der Branche Regelungen in der privaten Krankenversicherung (PKV), die hatte die Vertriebsprovisionen gesetzlich limitiert bekommen, nachdem die Höhe von Vertriebsentlohnungen (in Höhe von 12 bis 15 Monatsbeiträgen) bekannt wurden. Diese Provisionen gingen ab von den dringend notwendigen Altersrückstellungen, die aber Kunden beim Abschluss eines Vertrages in der Regel nicht genügend interessieren.

Staat hilf!

Es ist schon ein einmaliger Vorgang, dass Unternehmen nach Regulierung rufen. Der Hintergrund sind die starken Vertriebsorganisationen der Versicherer. Diese wehren sich gegen eine geringere Bezahlung und die LV-Unternehmen sind so schwach, dass sie von sich aus die gelebten Vergünstigungen nicht reduzieren können. Zumal die Konkurrenz bei einseitiger Provisionsbegrenzung einzelner Gesellschaften sonst plötzlich Vertriebszuwachs gewinnen könnte. Man ist in einer verfahrenen Situation. Staatliche Regulierung ist nicht gewünscht, aber wenn man nur noch einen Strohhalm hat, dann greift man eben zu. Lebensversicherungen hatten durch die Finanzkrise eine Art Sonderkonjunktur erlebt, aber eigentlich ist das Produkt nicht überlebensfähig in Zeiten in denen ein einfacher Sparplan mit konservativen Finanzprodukten höhere Renditen bei höherer Flexibilität verspricht.

Verständliche, aber nicht edle Motive

Die Branche kämpft für sich und nicht ihre Kunden. Niemand sollte daher Lebensversicher für ihren plötzlichen Schwenk zugunsten der eigenen Kunden loben. Es geht den Unternehmenslenkern nicht um Verbraucherinteressen. Die Versicherer hatten Jahrzehnte lang gerne hohe Provisionen gezahlt und Vertriebe umworben. Dabei war schon immer bekannt, wie sehr die Provisionen und Kosten der Gesellschaften die Kundenrendite schmälern. Das fiel angesichts eines höheren Renditniveaus aber nicht so auf. Die Lebensversicherer haben es in besseren Zeiten verschlafen das ehemals erfolgreiche und staatlich durch Steuervorteile subventionierte Produkt weiterzuentwickeln und wettbewerbsfähig zu halten. Inzwischen ist die Lebenspolice ein Finanzprodukt ohne Zukunft und die aktuelle Initiative nur eine Episode im verzweifelten Kampf, um den sicheren Abstieg weiter herauszuzögern.

Hintergrund: SZ-Artikel von Herbert Fromme.

Artikelbild: Eigener Fundus.

 

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.