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Prima: J.P. Morgan hat sich verzockt

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18. Mai 2012

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Prima: J.P. Morgan hat sich verzockt

Die US-Großbank J.P. Morgan Chase könnte bis zu fünf Milliarden US-Dollar verlieren. Das meldet das Wall Street Journal unter Hinweis auf eine hausinterne Nachricht an Morgan-Chef Jamie Dimon. Prima wäre, wenn dieser Verlust zu besseren Regeln für Banken führt.

Mal gewinnt man, mal verliert man. Das Spiel mit Derivaten ist ein Nullsummenspiel unter den Teilnehmern: Das Geld solcher Geschäfte ist nicht weg, sondern es hat ein anderer. Insofern bräuchte sich niemand aufzuregen. Wenn eine Bank zu viele solcher Geschäfte macht, dann bleibt am Ende nur der Konkurs. Das ist nichts, über das man sich als Unbeteiligter aufregen sollte. Der volkswirtschaftliche Schaden – Geldabfluss – tritt nur dann ein, wenn der Wettpartner im Ausland sitzt. So lautet die einfache Logik des Systems.

Was bei Verlusten von Banken wirklich passiert

Die beschriebene Logik hat einige Denkfehler: Zunächst zahlt die Bank im Inland weniger Steuern und insofern wird bei entstehenden Verlusten oder geringeren Gewinnen immer der Steuerzahler beteiligt. Auch winkt den Händlern, die so tolle Geschäfte gemacht haben, eine dicke Provision auf der anderen Seite. Dieses Geld wird privatisiert und steht den Aktionären der Gewinnerbank und dem System insgesamt nicht mehr zur Verfügung. Dieses Geld wird jedoch insbesondere zurzeit benötigt, um das System wieder zu stabilisieren. Insofern waren die Erfolgshonorare der letzten Jahre in London und New York ein Schlag in das Gesicht der Steuerzahler, die Banken zuvor durch Risikoübernahmen gerettet hatten. Dummdreist.

Die Banken müssen offenbar zu ihrem Glück gezwungen werden, da sie von selbst nicht zur Vernunft kommen. Sie dürfen nicht mehr auf eigene Rechnung mitzocken und schon gar keine falschen Anreize bei ihren Mitarbeitern mehr setzen. Gewinne sollten den Banken vornehmlich zur Verstärkung des Eigenkapitals dienen. Wenn Mitarbeiter von Banken glauben, sie seien unterbezahlt, dann sollen sie zu anderen Marktteilnehmern wechseln und dort ihr Glück versuchen. Solche Leute sind ohnehin die falschen Ratgeber.

Entscheidend ist für das System nur, dass Verluste durch privates Risikokapital getragen werden. Hier sollten noch einige Verbesserungen eingeführt werden. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass Banken als Financiers von überdimensionierten Hedgefondswetten gerne am Spiel teilnehmen. Auch haben Banker sich zu erkennbar auf ihr Erpressungspotenzial gegenüber Politikern verlassen, wie Angela Merkel einmal anmerkte.

In der Finanzkrise hatten sich die Nachteile der bisherigen Finanzarchitektur gezeigt, da durch die Pleite einzelner Institute andere in die Probleme hinein geraten konnten (Dominoeffekte). Damals hatte alleine die American International Group, AIG, die Finanzmarktteilnehmer durch Derivate als Stillhalter im Umfang von 100 Milliarden US-Dollar versichert und musste von der Regierung gestützt werden. Das ist gegen die Grundidee solcher Geschäfte, die dem Finanzmarkt eigentlich Stabilität bringen sollten.

Regulierung von Banken

Der ehemalige Fed-Chef Paul Volcker hatte nach der Finanzkrise einige Regeln vorgeschlagen, die den Banken das Spekulieren erschweren sollten. Mit der leichten Erholung und der Rückzahlung von Staatsgeldern sank jedoch die Bereitschaft, das Vernünftige zu tun. Zuletzt hatten in den USA die Republikaner zahlreiche Änderungen an den Ideen von Volcker durchgesetzt. Big Money unterstützt daher jetzt Mitt Romney.

Ähnliche Ideen wie Volcker hatte auch eine Kommission in Großbritannien vorgetragen. Auch in der Schweiz wurden die Regeln strickt angezogen und sowohl die UBS als auch Credit Suisse wollen aus dem Bereich des Investment Banking aussteigen.

Die sogenannte Volcker-Rule will den Eigenhandel von US-Banken verbieten. Dagegen hatte sich zuletzt ausgerechnet Jamie Dimon ausgesprochen, der jetzt seinen Aktionären erklären muss, weshalb seine Bank so hohe Verluste erlitten hat. Hinzu k0mmen Ermittlungen des FBI und eine Senatsbefragung wird ebenfalls folgen. Zudem haben einige Anleger ebenfalls Schadenersatz-Klagen in Vorbereitung.

Vielleicht bringt der Milliardenverlust der vormaligen US-Vorzeigebank eine Änderung in der Regulierung in den USA zur Folge. Dann hätten sich die umverteilten Milliarden für das System insgesamt gelohnt.

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Der erste Vorläufer der Bank wurde im Jahr 1799 gegründet: The Manhattan Company. Im Jahr 2000 fusionieren J.P. Morgan und die Chase Manhattan Corporation zu  JPMorgan Chase and Co. Die Bank von heute ging aus etwa 1.200 Vorgängerunternehmen hervor.  J.P. Morgan war an vielen wichtigen Ereignissen beteiligt. 1906 beispielsweise hob die Bank US Steel, General Electric und AT&T mit aus der Taufe. 1980 brachte die Bank Apple an die Börse. In der Geschichte der Bank gingen Punkte oder auch Buchstaben im Namen verloren. Noch 2008 galt die Bank als eine der wenigen Stabilisatoren im Markt. Seit dem 31. Dezember 2005 ist James Dimon CEO der Bank. Link.[/box]

Independent UK Banking Commission. Bericht des UK-Schatzamtes in Online-Tool.

Artikelbild: Bild von 1912 zeigt J. Pierpont und J.P. „Jack“ Morgan in New York. Historie J.P. Morgan Chase & Co.
 
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.