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Perspektivenwechsel an der Börse?

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23. Mai 2013

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Perspektivenwechsel an der Börse?

Die Börsenberichterstatter feiern noch neue Höchstkurse. Dabei sind die Warnzeichen jüngst angesprungen. Es könnte turbulent werden in nächster Zeit.

Profis misstrauen dem Kurs-Braten seit Wochen und lagen meist falsch damit. Die Aktienindizes jubilierten und Börsenkommentatoren begründen die Euphorie mit ihren bekannt gleichen Argumenten. Es gäbe keine Alternativanlage zu Aktien. Gestern kam es nach einer Anhörung von FED-Chef Ben Bernanke in einer ersten Reaktion zu stark steigenden Kursen. Der erklärte den aktuellen Aufschwung für labil und die Wirtschaft für weiterhin schwach. Bernanke verteidigte die expansive Geldpolitik und ist sich über den Zeitpunkt einer Straffung unsicher.

Die Trader an den Aktienmärkten nahmen das zunächst als Signal für ein Fortbestehen der Niedrigzinsphase, um später festzustellen, dass Bernanke über das Ende des leichten Geldes gesprochen hatte. Die steigenden Kurse waren der übliche falsche Reflex der Trader. Jedenfalls setzte sich zum Handelsschluss in den USA die Meinung durch, dass die Anmerkungen des Notenbankchefs überwiegend negativer Natur waren. Er sprach vor allem über Risiken und Unsicherheit.

Dow-Jones-Index mit Trendwende im Tagesverlauf

DOW 220513

In Wirklichkeit vollzog sich der Sinneswandel in der Zeit bei geschlossenen Präsenzbörsen in Deutschland. Der DAX ging mit einem Indexstand von 8.530 Punkten aus dem Markt. Nachbörslich sah die Welt deutlich weniger rosig aus. Der nachbörslich ermittelte X-DAX schmierte auf 8.462 Punkte um fast ein Prozent ab. Der Dow-Jones-Index war bis 15.542 Punkte gestiegen und dann bis zuletzt 15.307 Punkte gefallen. Der Markt war zwischenzeitlich sogar bis 15.265 getaucht. Trader nennen solch einen Entwicklung ein Intra-Dax-Reversal. Ein schlechtes Zeichen für die nahe Zukunft. Die Bären haben ihre erste wichtige Schlacht seit Wochen gewonnen.

Steigende Aktien – fallende Anleihen und umgekehrt

Überraschenderweise stiegen mit den Aktien auch die Kurse für Anleihen. Das ist insofern bemerkenswert, da die Anleihen und Aktien sich meist entgegengesetzt entwickeln. Schließlich sind Anleihen die ersten Alternativ-Geldanlagen zu Anteilsscheinen. Der Bund-Future hatte sich im Tagesverlauf zunächst fest gezeigt. Eine Auktion von neuen 10-jährigen Bundesanleihen war erfolgreich verlaufen und hatte eine Rendite von 1,41 Prozent gebracht. Das war für sich genommen ein niedriger Zinssatz, aber der Trend hielt an, dass die Zinsen sich wieder leicht in Richtung Norden bewegt haben. Die Auktionen zuvor hatten Rekord-Niedrigzinsen ergeben.  Im April und März musste die Finanzagentur des Bundes Anlegern lediglich 1,28 bzw. 1,36 Prozent bieten, um solche Papiere  zu verkaufen. Im Februar hatte die Rendite bei einer Versteigerung gleicher Laufzeit noch 1,66 Prozent betragen. Es könnte also auch hier zu einer Wende kommen.

Anleger müssen keine Furcht haben, aber vielleicht steht in diesem Jahr ein turbulenter Sommer an. Wer bislang noch nicht engagiert ist, der findet vermutlich günstigere Zeitpunkte zum Investment. Aber Vorsicht: Das konnte man in der Vergangenheit schon mehrfach denken und dann stiegen die Aktien-Kurse weiter.

Artikelbild: Eigener Fundus.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.