Obama oder Romney. Wer ist besser für die Wirtschaft, die Vereinigten Staaten und die Welt?
Aus europäischer Perspektive kann es eigentlich nur eine Antwort auf die Frage geben. Wir dürfen jedoch nicht mitwählen. Schade.
Amerikaner haben ein beinahe euphorisches Verhältnis zu ihrem Präsidenten. Dieser verkörpert das Gefühl der Stärke und wenn er einmal gewählt ist, dann versammeln sich die Streitenden hinter ihrem ersten Repräsentanten. Das war vor vier Jahren bereits so als Barack Obama gegen John McCain gewann und es wird diesmal so sein, egal wer im Januar nächsten Jahres ins Weiße Haus einzieht – oder nicht auszieht.
Allerdings haben die Vereinigten Staaten von Amerika in den letzten zwei Jahren eine ziemlich unpatriotische Blockadepolitik der Republikaner im Repräsentantenhaus gesehen. Vor einem Jahr stand das Land vor dem Haushaltskollaps, da die Hälfte der Abgeordneten unter Führung von einem gewissen Paul Ryan der Regierung weitere Schuldenermächtigungen verbieten wollte.
Das Commander-in-Chief-Ding
Zu dem für uns etwas übertriebenen Kult um den Präsidenten gehört, dass dieser von vielen Amerikanern zuerst als Commander in Chief, also Oberbefehlhaber der Streitkräfte, gesehen wird. Dahinter verbirgt sich der Wunsch und der Anspruch der Vereinigten Staaten, die Welt zu führen. Für Amerikaner gibt die militärische Stärke ein Gefühl der Sicherheit. Dabei wird zwar gerne ausgeblendet, dass der Anschlag am 11. September 2001 trotz deutlicher militärischer Übermacht passierte.
2011 gaben die USA mit 711 Milliarden US-Dollar am meisten Geld für ihr Militär aus. Nach Informationen des Stockholm Stockholm International Peace Research Institute waren das knapp 41 Prozent aller Militärausgaben weltweit. China und Russland folgen mit großem Abstand. Deutschland lag bei dieser Rangliste mit 46,7 Milliarden Dollar auf Rang neun.
Das ist Mitt Romney nicht genug. Er will die Ausgaben für das Militär erhöhen. Höhere Militärausgaben schaffen Arbeitsplätze und fördern die wirtschaftliche Aufschwung im Land. Sie wirken wie ein Konjunkturprogramm. Unabhängig davon, ob man das für richtig oder wie Ihr Autor für grundfalsch hält.
Haushalt
Der US-Bundeshaushalt ist stark verschuldet mit über einer Jahreswirtschaftsleistung (BIP). Im Dezember droht bereits die nächste Haushaltsblockade, wenn die nächste Haushaltsbarriere fällt. Mitt Romney will den Haushalt sanieren und höhere Militärausgaben sowie Steuersenkungen finanzieren. Durch niedrigere Steuern soll der Konsum angeheizt werden und neue Arbeitsplätze entstehen. So die Theorie der Liberalen, die in der Praxis bisher immer gescheitert ist, da die Konsumneigung derjenigen, die entlastet werden, nicht genügend elastisch auf diesen Incentive reagiert. Es werden neue Aktien gekauft und die Preisblase unterstützt. Neue Arbeitsplätze entstehen aber nur durch echte Investitionen.
Die Ideen von Romney passen nicht zusammen und in die Zeit. Das Wahlkampfteam von Obama hat ausgerechnet, dass Romneys Mindereinnahmen und Mehrausgaben für dessen Amstzeit etwa 5.000 Milliarden Dollar im Haushalt ausmachen. Das so umverteilte Geld muss an anderer Stelle eingespart werden. Die Gesundheitsreform des aktuellen Präsidenten ist solch ein Kandidat, aber ausreichend ist das längst nicht.
Zuletzt hatte der Staat unter Obama die Schulden anderer Marktteilnehmer übernommen – übernehmen müssen. Nur so konnte ein Kollaps des Systems verhindert werden. Es ist übrigens eine Mär, dass die meisten Schulden unter Demokraten aufgenommen wurden. Für die meisten Schulden sind die beiden Bush-Präsidenten höchstpersönlich verantwortlich (nette Grafik wenn auch eine inflationsbereinigte Grafik etwas anders aussähe). Obama erbte die Dynamik der Schuldenprobleme seines Vorgängers, denn eine solche Negativentwicklung kann nicht mit einem Federstrich korrigiert werden.
Arbeitsplätze und Wirtschaft
Es ist fast unfair zu nennen, wie Barack Obama für die Versäumnisse und provozierten Kriege seines Vorgängers in Mithaftung genommen wird. Die Wende am US-Arbeitsmarkt könnte gerade noch rechtzeitig kommen. Zuletzt wurden im Privatsektor fast 180 000 neue Jobs geschaffen. Das deutet darauf hin, dass es Obama inzwischen gelungen sein könnte, die US-Wirtschaft zu stabilisieren. Aus Romneys Team kamen sofort Zweifel an den offiziellen Zahlen der US-Behörden.
Aber ist Obama auch besser für Aktionäre?
In der letzten Woche sorgte Bill Gross, Gründer und Co-CIO von Pimco, dem größten Vermögensveralter der Welt, für Aufmerksamkeit. Er meinte, dass Romney gut für Aktien und Obama für Anleihen sei. Das ist etwas populistisch formuliert und lässt den Zeitaspekt beseite. Aber der Hintergrund ist verständlich. Vielleicht gäbe es nach der Wahl von Romney tatsächlich ein Freudenfeuer an der Wall Street. Aber mehr als ein Strohfeuer wäre das nicht. Wer langfristig an die US-Wirtschaft denkt, der hat keine Alternative zu Barack Obama. Zumal die Wahl von Mitt Romney zu einem Handelskrieg mit China führen könnte.
Leider dürfen wir nicht mitwählen. In Europa bekäme Obama 92 Prozent der Stimmen. Gut so. Das spricht für die Bevölkerung auf dem alten Kontinent. Die Amerikaner haben George W. Bush im Jahr 2004 wiedergewählt. Denen muss man leider alles zutrauen.
Artikelbild: Official White House Photo by Pete Souza. Gemeinfrei.