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Lächerlich: Bankeigentümer sollen künftig selbst haften

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27. Juni 2013

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Lächerlich: Bankeigentümer sollen künftig selbst haften

Die EU-Finanzminister wollen künftig Bankeneigentümer zuerst haften lassen. Verkauft wird das als politische Sensation nach harten Verhandlungen.

Die ständige Krisenpolitik der Länder hat absurde Blüten hervorgebracht. Das Konzept von Publikumsgesellschaften war bis zur Krise einfach, dann haben sich die Staatenlenker bluffen lassen. Irgendwelche vermutlich den Banken nahestehenden Intelligenzbolzen erfanden den Begriff „Systemrelevanz“. Seitdem retten die europäischen Staaten, was nicht zu retten ist und gehen unverhältnismäßig hohe Risiken ein. Sie haben auch die beschriebene Haftungslogik ausser Kraft gesetzt.

Jetzt schreibt die EU nach Monaten der Krise den eigentlichen Status quo fest und muss nach eigener Auskunft dabei Widerstände überstehen, denn jedes Land will, dass seine Banken ebenfalls gerettet werden. Daher sollen die Regeln erst ab 2018 gelten. Gaga.

Wenn eine Kapitalgesellschaft weniger Forderungen als Verbindlichkeiten hat und kein Eigenkapital mehr verbraucht werden kann, tritt Überschuldung ein. Dann ist die Insolvenz das systemkonforme Instrument.  Dabei gibt es gar nichts zu diskutieren. Nicht einmal bei Banken. Bei der Abwicklung müssen natürlich die Eigentümer zuerst haften, dann Fremdkapitalgeber und der Staat eigentlich nie. Setzt man diesen Mechanismus außer Kraft, dann haben Bankmanager keinen Anreiz mehr, eine konservative, also sinnvolle Anlagestrategie zu fahren. Man könnte ja das dumme Spiel gewinnen und dann gibt es mehr Boni für die Banker.

Die Finanzkrise hat in der Tat zu Besonderheiten geführt, da durch den massenhaften gleichzeitigen Wertverfall von Wertpapieren gleichzeitig mehrere Banken in Schieflage gerieten und dadurch entstand das Risiko gemeinsamen Absaufens. Eine Aktion damals kann aber keine Rechtfertigung für weitere Rettungen sein. Ein Grund, die Banken mit Steuerzahlergeld zu retten, ist die aktuelle Krise nur für phantasielose Gesellen, also Politiker. Warum garantieren die Staaten nicht einfach das Fortbestehen der Bankeinlagen und deren Funkitionalität? Die Eigentumsrechte in Papierform, Aktien genannt, der Anteilseigner wären dann nur noch als Tappete für den Hobbykeller geeignet.

Der Grund für die Retteritis ist einfach: Die Staaten haben den Banken massenhaft ihre Staatspapiere aufgeschwatzt und keine ausreichenden Sicherheiten gefordert. Die Banken konnten also einfach Bonds in ihre Bücher nehmen und mussten dafür nicht auf anderes Geschäft verzichten. Sie taten das gerne. Jetzt retten die Staatenlenker also nicht die Banken, sondern ihre Verwahrstellen und zukünftigen Abnehmer von Staatsanleihen. Denn ewig kann die EZB wohl kaum deren Absatz garantieren. Denn irgendwann würden selbst unbedarfte Anleger die Frage stellen, welchen Wert die Papiere eigentlich haben. Schließlich ist nichts so flüchtig wie Vertrauen.

Artikelbild: Pressefoto Bundesbank: Geldprüfung.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.