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Jogi Löw: Welch ein Feigling

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14. August 2012

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Jogi Löw: Welch ein Feigling

Jogi Löw versuchte es mit einer Wutdrede. Die ist ihm reichlich misslungen. Zurück bleibt ein Bundestrainer, der für alle Welt sichtbar nicht mit Kritik umgehen kann.

Wenn Menschen in der Öffentlichkeit angeschlagen sind, dann neigen sie zum Monolog. Karl-Theodor zu Guttenberg ging es so. Er hatte zuvor lange Zeit die Medien für seine Zwecke eingespannt. Als der Wind sich drehte und plötzlich ins Gesicht blies, gab der damalige Verteidigungsminister nur noch Statements ab. Die Kommunikation wurde also eindimensional. Fragen der Medien waren plötzlich nicht mehr gewünscht. Guttenberg hielt nur noch kurze Zeit durch.

Der rhetorische Trick

Jogi Löw hat sich mit seiner Rede vor dem Spiel gegen Argentinien eine Verteidigungslinie zurecht gelegt. Dabei nutzte er einen rhetorischen Trick. Er ging auf die Kritikpunkte ein, die er scheinbar leicht abwehren konnte. Er kritisierte beispielsweise Markus Babbel für ein Interview. Die in der Tat unwichtige Diskussion über Führungsspieler will Löw richtigerweise nicht mehr führen. Ferner monologisierte Löw über die unpassende Kritik, einige Spieler mit Migrationshintergrund hätten die Hymne nicht mitgesungen.

Löw übersah allzu gerne, dass nicht die Spieler, sondern er selbst in der Kritik stehen. Kein Mensch in Fußballdeutschland verstand beispielsweise warum die faktische Nummer Drei in Deutschland – hinter Bundespräsident und Bundeskanzlerin – bei der Euro 2012 an formschwachen Spielern wie Podolski und Thomas Müller festhielt. Auf der Bank saßen im entscheidenden Moment Spieler wie Schürle und Marco Reus.

Jürgen Klopp beispielsweise hatte in einer Pressekonferenz darauf hingewiesen, dass bei ihm die Form der Spieler eine entscheidende Rolle spiele. Freilich wollte der Dortmunder Coach das später nicht auf die Nationalmannschaft gemünzt wissen. Jeder wusste aber wer und was gemeint war.

Die Fehler des Jogi Löw

Warum hat Löw im Spiel gegen Italien auf Bastian Schweinsteiger gesetzt, der zuvor dem Bundestrainer eine goldene Brücke gebaut hatte? Schweinsteiger kündigte bereits im Vorfeld an, er würde auch auf der Bank Platz nehmen, wenn das der Mannschaft helfe. Das war eine große Geste von Schweinsteiger. Ihm ist kein Vorwurf zu machen.

Bisher hat man den Eindruck, dass das Gerede über Fußballphilosophie und Respekt für den Gegner bei den Spielern negative Auswirkungen auf die Leistungen in entscheidenden Momenten hat. Nachdem Deutschland 2010 in Südafrika gegen Spanien verloren hatte, kommentierte damals kein geringerer als der geniale Mittelfeldstratege Xavi, dass er sich über die ängstliche Spielweise der Deutschen gewundert habe.

Jogi Löw lernt nicht aus seinen Fehlern:  Durch seine Aufstellung gegen Italien signalisierte der Bundestrainer, dass er nicht an die Gestaltungskraft des eigenen Teams glaubt. Einem geschwächten Bastian Schweinsteiger wurde ein weiter Spieler zur Seite gestellt. Dadurch wurde der Flügel geschwächt, der dann später die Archillesferse des Teams war.

Jogi Löw und Team haben sich verzockt und zu lange an formschwachen Spielern festgehalten. Der Bundestrainer hätte gut daran getan, das so zu sagen. Er hat es nicht getan und seine größte Schwäche offenbart. Er ist – typisch für den DFB – nicht kritikfähig.

Das falsche Vorbild

Wie sollen die deutschen Spieler künftig Kritik in positive Energie umwandeln, wenn der oberste Fußballlehrer ein solches Beispiel für den Umgang mit Kritik gibt? Wie sollen die Spieler im Wettbewerb das letzte Quentchen aus sich herauskitzeln, wenn der Bundestrainer konsequent das Leistungsprinzip aussetzt und auf seine Lieblingsspieler setzt?

Jogi Löw ist ein schlechtes Vorbild. Er hat sich mit seiner aufgesetzten Wutrede als Feigling gezeigt. Mit ihm wird Deutschland keine Titel gewinnen. Leider.

Artikelbild: Wiki Commons. Urheber Steindy. Link.

 

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.