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Italiens Fußball – die Einstellung muss sich ändern

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23. August 2012

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Italiens Fußball – die Einstellung muss sich ändern

Italiens Fußball steht für Spielmanipulationen. Die Beteiligten sind nicht in der Lage, aus ihren Fehlern zu lernen. Der Fall von Antonio Conte offenbart das.

Fußball ist ein regelbasiertes Spiel. Dazu gehören auch Regeln, die den sportlich fairen Wettbewerb sicherstellen sollen. Man traut sich gar nicht zu schreiben, dass Ergebnisabsprachen natürlich verboten sind. Für manche italienische Fußballer und andere Akteure muss man das wohl extra betonen.

Wetten & Manipulationen

Dabei ist nicht zu kritisieren, wenn Spieler wie Gianluigi Buffon selbst Wetten auf Fußballspiele abschließen und dabei viel Geld verlieren. Sie dürfen nur nicht auf die eigenen Spiele und vor allem gegen die eigene Mannschaft wetten, denn dann entsteht der Verdacht der Manipulation.

Wiki Commons. Foto: Nicola Genati.

Schlimmer sind direkte Spielmanipulationen, wie sie jüngst erneut in Italien bekannt wurden. Kurz vor der Euro 2012 hatte die Polizei öffentlichkeitswirksam Razzien durchgeführt und dabei einige prominente Akteure des Fußballspielbetriebs ins Visier genommen. Einer davon war Antonio Conte, Trainer des aktuellen italienischen Meisters Juventus Turin, der wegen Mitwisserschaft an Wettbetrug während seiner Zeit beim AC Siena jetzt für eine Spielzeit gesperrt worden ist.

Der Umgang mit den Vorwürfen

Jetzt mag man das Vergehen, er hat die Manipulationen nicht gemeldet, als nicht so dramatisch einschätzen, aber ärgerlich und verräterisch sind die Reaktionen auf die Sperre. Juventus Turin hatte gegen das Urteil Einspruch eingelegt und war damit gescheitert. Dennoch wirkt der Einspruch von Juventus Turin, das ein gebranntes Kind aus früheren Zeiten ist, wie die Reaktion eines uneinsichtigen lernunfähigen Kindes.

2006 musste der italienische Rekordmeister bereits zwangsabsteigen und verlor zwei Meistertitel in einem umfassenden Manipulationsskandal, der bis in die Spitze des italienischen Fußballverbands führte. Damals war von strukturellem Sportbetrug die Rede.

Andrea Agnelli, Präsident des Traditionsvereins, fühlt sich und seinen Verein betrogen. Sogar die aberkannten Meistertitel hat Agnelli noch nicht abgeschrieben. Klar ihm sind diesmal ohne eigenes Zutun ein Trainer und Co-Trainer abhanden gekommen. Aber wer die schmachvolle jüngere Geschichte von Juve kennt, der hätte sich ein anderes Verhalten der Verantwortlichen vorstellen können.

Nur harte Strafen helfen

Eines ist klar: Wer den Fußball vor Wettbetrug schützen will, der greift zu harten Strafen. Diese sollten vor allem für Spieler und Trainer gelten. Denn wer sich unter solch hervorragend bezahlten Bedingungen nicht an Spielregeln halten will, der gehört ausgeschlossen. Für immer.

Das gilt besonders für Wiederholungstäter. Ende der 90er-Jahre war der Mittelfeldspieler Antonio Conte bei Juventus Turin unter Vertrag. Conte soll unter ärztlicher Anleitung Blutdoping betrieben haben, um schneller wieder fit zu werden. Conte scheint also den Sinn von Spielregeln bis heute nicht wirklich verstanden zu haben. Auch diesmal fühlt er sich zu unrecht beschuldigt.

UEFA und FIFA sollten durchgreifen

Gefragt sind im Fall Italien auch UEFA und FIFA. Man kann italienische Vereine auch für die europäischen Wettbewerbe und die Weltmeisterschaften sperren. Nur so kann man Änderungen tatsächlich durchsetzen, denn manchen italienischen Vereinsoberen fehlt es offenbar genau wie Spielern und Trainern an genügend Einsicht für das verbindliche Einhalten von Regeln. Sie behindern durch ihren Realitätsverlust das Säubern des eigenen Spielbetriebs.

Denkbar wäre beispielsweise eine Initiative, die den Fußballverbänden ordentliche Mindeststrafen für bestimmte Vergehen auferlegt. Das hat Sepp Blatter im Jahr 2006 mal vorexerziert, als er den italienischen Verband im Zuge des Manipulationsskandals unter Druck setzte.Das wirkte und führte zum Zwangsabstieg von Juve.

Wer als Spieler oder Trainer mit einem weltweiten Berufsverbot rechnen muss, wenn er Spiele verschiebt, der dürfte es sich in Zukunft zweimal überlegen, ob er ein Zusatzeinkommen benötigt. Nur diese Sprache verstehen Leute wie Antonio Conte und Andrea Agnelli offenbar.

Artikelbild: G. Villa.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.