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Frontal 21 über Griechenanleihen – Kritik an der Kritik

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19. Juli 2012

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Frontal 21 über Griechenanleihen – Kritik an der Kritik

Frontal 21 berichtet über den Verkauf von Griechenlandanleihen im Jahr 2011. Banken sollen diese als „sicher“ verkauft haben. Das klingt absurd und nach Beratungsfehlern. Aber Bankenbashing ist nicht fair, denn auch Journalisten haben sich getäuscht.

Zunächst der Beitrag von Frontal 21 vom 10. Juli 2012 (auf Youtube):

Nichts ist falsch an dem Beitrag. Aber wenn man schon ein Stück über den Verkauf von Griechenanleihen macht, dann sollte man auch die Zusammenhänge in ihrer Zeit erklären. Zu beleuchten wäre: Was ist sicher und was ist riskant? War das damals auch so, wie man es heute sieht? Der Kauf einer einzelnen Anleihe ist übrigens immer rsikant. Im Kontext eines Portfolios zählt die Gesamtschau und dann kann man durchaus fünf Prozent in eine einzelne Anleihe investieren. Es ist dann ein Werturteil, ob man die Position als riskant in einem solchen Portfolio einschätzt oder nicht.

Auch Journalisten haben sich vergaloppiert bei Griechenanleihen. Nicht wissentlich und nicht mit böser Absicht, aber das folgende Beispiel eines Artikels aus der FAZ zeigt das Dilemma, dem Berichterstatter unterliegen können. Im Feature-Teil seines Textes vom 10. September 2010 schreibt der Autor Martin Hock: „Dank des Rettungsschirms der EU dürfen griechische Staatsanleihen mit Laufzeitende bis Sommer 2013 als sicher gelten“ im Text heißt es dann später bis 2013 seien die Zinsen weiter einplanbar. Der Autor kann sogar eine gewisse Vorsicht für sich in Anspruch nehmen, aber kam das auch beim Leser so an?

Hock erläutert im Text den Umgang mit Anleihen, die schlechte Ratings aber hohe Verzinsungen aufweisen. Damals gab es einen Rettungsschirm über Griechenbonds, der dann 2012 nicht mehr genügte, da das Land weiter Schulden machte und die Politik einen privaten Schuldenschnitt wollte. Richtig ist auch: Griechenanleihen warfen damals keine hohen Zinsen ab. Aus Sicht des Marktes waren die Anleihen damals also relativ sicher. Auch gibt es ganz unterschiedliche Anleihengruppen, wie wir heute wissen.

Man könnte vermutlich Hunderte andere Artikel aus der Zeit suchen, die ähnlich Griechenbonds als abgesichert gesehen haben. Vermutlich wird man auch in TV-Sendungen ähnliche Einschätzungen finden in der Zeit. Eine gute Wette auf viele absurde Formulierungen bietet die Börsenberichterstattung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Ohne Disclaimer und ohne Haftung. Es gab auch Politiker, die unvorsichtige Äußerungen tätigten und tätigen. Bei Banken wird jedoch genau hingeschaut und „Krawall“ gemacht, wie es kürzlich Michael Kemmer Hauptgeschäftsführer vom Bankenverband ähnlich in einer Talkshow nicht ganz zu unrecht formulierte.

Etwas mehr Demut tut auch uns Journalisten gut.

Artikelbild: Screenshot. ZDF. Frontal 21.

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.