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Ethische Aktienfonds halten ihre Versprechen nicht

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21. Oktober 2012

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Ethische Aktienfonds halten ihre Versprechen nicht

Scope Analysis untersuchte, ob Aktienfonds mit ethischem Anspruch eine höhere Rendite erwirtschafteten konnten. Das Ergebnis zeigt: In allen untersuchten Zeiträumen schnitten Aktienfonds mit ethischem Label schlechter ab. Das tut weh.

In der Regel behaupten Aktienfonds, die einen ethischen oder nachhaltigen Anspruch verfolgen, langfristig eine höhere Rendite zu erwirtschaften als Fonds ohne diesen Ansatz. Dahinter verbirgt sich die Überzeugung, durch nachhaltiges und/oder ökologisches Wirtschaften weniger Risiken einzugehen und eine höhere Rendite erwirtschaften zu können. Die Ratingagentur Scope kam jetzt jedoch in einer Untersuchung zu einem anderen Ergebnis.

Wie untersucht wurde und was herauskam

Grundlage der Untersuchung waren drei Anlageklassen mit dem größten Anteil an ethischen Fonds: Aktien Global, Aktien Global Nebenwerte und Aktien Europa. Betrachtet wurden vier Zeitfenster: ein, drei, fünf und zehn Jahre.

Das Ergebnis fällt laut Scope für die ethischen Fonds „vernichtend“ aus: In keinem einzigen Zeitfenster und in keiner einzigen der drei Anlageklassen konnten ethisch agierende Fonds eine bessere Rendite erwirtschaften als herkömmliche Fonds. Auch auf der Risikoseite zeigt sich ein negatives Bild: Die Volatilität fällt in beiden Kategorien in etwa gleich aus, wohingegen beim maximalen Verlust überraschend ethische Fonds teilweise deutlich schlechter abschneiden. So zeigen beispielsweise bei den globalen Small Caps ethische Fonds über drei Jahre eine Gesamtperformance von -6,78 Prozent und einen maximalen Verlust von -29,60 Prozent. Klassische Fonds konnten hingegen im Schnitt eine positive Rendite von 27,54 Prozent erzielen bei einem zwischenzeitlich maximalen Verlust von -19,91 Prozent.

Was schief läuft

Beim Thema „Ethisches Investment“ gibt es laut Scope zwei zentrale Probleme, die sich auf die Rendite auswirken können. Zum einen unterliegen die Fondsmanager höheren Restriktionen, da sie nicht sämtliche Unternehmen des jeweiligen Marktes und nicht sämtliche Branchen und Themen abdecken dürfen.

Aus Anlegersicht ist das größere Problem jedoch die nicht vorhandene, wasserfeste Definition was überhaupt einen ethischen Investmentfonds ausmacht: Jeder Fonds legt bislang in Eigenregie fest, was er unter „ethisch“ bzw. „nachhaltig“ versteht. Ein Blick in die Aktienmischung der Fonds offenbare das Problem: Die Gruppe der „ethischen“ Fonds zeige eine sehr hohe Heterogenität in puncto Ausrichtung, Ansatz und Ziel. Anleger müssen daher eine genaue Prüfung vornehmen, denn ethisch ist nicht gleich ethisch.

Was vom Konzept ethischer Geldanlagen zu halten ist

Das Ergebnis überrascht wegen seiner Eindeutigkeit schon. Ein einfaches Beispiel soll diesen Zusammenhang erläutern. Das US-Kultunternehmen Apple findet sich in so ziemlich jedem größeren Fonds. Allerdings gibt es schon seit Jahren teilweise heftige Kritik an dem Unternehmen, das mit Foxconn, dem größten Hardwareproduzenten der Welt, zusammenarbeitet. Zuletzt wurde nach vielen Skandalen, wie beispielsweise einer Suizidwelle, bekannt, dass dort auch 14-jährige Kinder arbeiten.

Die Branche hat den Mund offenkundig etwas voll genommen: Das Versprechen, mit nachhaltiger Auswahl der Investments eine Überrendite zu erzielen, scheint jedenfalls fragwürdig zu sein. Vielleicht muss man auch zwanzig Jahre warten, bis sich das Konzept durchsetzt.

Die schwächere Rendite dürfte viele Anleger auch gar nicht bekümmern, die ihr Geld in „saubere“ Investments stecken wollen. Kritiker des Wirtschaftssystems werden sogar anführen, dass man mit unethischem Verhalten natürlich höhere Renditen erzielen kann.

Diese Sicht ist falsch und führt in die Irre, zumindest wenn man etwas verbessern will. Richtig ist wohl: Die vornehmlich in den Marketingabteilungen konzipierten Produkte sollten überarbeitet werden. Denn die bisherigen Produkte liefern in der Breite offensichtlich kein ausreichendes Anlagekonzept und genau hierbei sollten Investoren in Zukunft Verbesserungen fordern. Es liegt der Verdacht nahe, dass mit dem guten Willen und Gewissen der Anleger bislang nur Geld eingesammelt werden sollte.

Artikelbild: Mailänder Dom. Wiki Commons.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.