Super-Mario enttäuscht die Märkte – zum Glück
Die Europäische Zentralbank (EZB) meldet nichts Neues und scheitert scheinbar an hochfliegenden Erwartungen. Langfristig orientierte Investoren können aufatmen. Zunächst.
Mario Draghi hatte mit seinen Äußerungen, man werde den Euro mit allen Mitteln verteidigen, die Erwartungshaltung von allzu naiven Börsenhändlern und Journalisten angeheizt. In den Folgetagen gab es manchen mediale Überhöhung der monatlichen EZB-Sitzung. Gefragt war nicht weniger als der Masterplan, der erneute Ankäufe von Staatsanleihen im Zusammenspiel von ESFS/ESM und EZB vorsah. Die Börsen reagierten folgerichtig, aber auch kurzatmig auf die Äußerungen und die Routinesitzung der EZB. In der Pressekonferenz nach der Ratssitzung wirkte Draghi genervt bei dem Beantworten mancher Fragen der Journalisten.
Auf der Sitzung wurde weniger Handfestes beschlossen als zuvor in den Redaktionsstuben erwartet wurde. Der Zinssatz blieb auf seinem ohnehin niedrigen Niveau und auch ansonsten blieben Entscheidungen aus. Der Rest war die übliche Kaffeesatzleserei.
Gefahrenherd Bundesbank
Hinter den Kulissen wird gemunkelt, dass Bundesbankpräsident Jens Weidmann sich im EZB-Rat isoliert hat. Kurz zuvor hatten noch andere Meldungen die Runde gemacht. Angeblich fehlte es Draghi an Unterstützern. Diese Nachrichtenlage ist Teil der Spiels, das sich die Notenbanker besser nicht leisten sollten.
Der eigentliche Gefahrenherd ist die strikte Verweigerungshaltung der Bundesbank und ihres Chefs. Solange die Spin-Doktoren der Bundesbank mit ihren Störfeuern so weitermachen, wird das Vertrauen in die EZB geschwächt bleiben. Damit wird die Bundesbank zu einem eigenen Risikofaktor in der aktuellen Krisensituation.
Was die EZB will
Die Position der EZB ist eindeutig: Die Politik muss zunächst die eigenen Hausaufgaben machen. Erst danach kann es flankierende Hilfen durch die Notenbanker geben. Die Notenbanker bekundeten bislang, jederzeit die Renditen der Krisen-Staaten durch Staatsanleihenkäufe reduzieren zu können. Aber es wird keine systematische Unterstützung durch die EZB geben.
Langfristig orientierte Anleger sollten die jüngsten Marktreaktionen nicht überinterpretieren. Investierten Anleger dürfte die Haltung der Notenbanker beruhigen. Sie schmeißen nicht die Notenbankpresse an und Inflation ist ohnehin kein Thema derzeit. Gefahren gehen eher von Politikern aus, die durch ihre Unentschlossenheit Griechenland in die Insolvenz zu entlassen, die Krise unnötig verlängern.
Wer die Fragen und Antworten des EZB-Präsidenten Mario Draghi nachlesen möchte, der wird hier fündig.