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Schiffsbeteiligungen – immer die gleiche Story

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9. Juli 2012

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Schiffsbeteiligungen – immer die gleiche Story

Anleger sollten vorsichtig sein, wenn der Staat irgendeine Branche fördern will und beispielsweise Steuervorteile auslobt. Das führt volkswirftschaftlich zu Verzerrungen und letztlich für viele Anleger zu hohen Verlusten. Immer.

Der Staat fördert Immobilien. In den neuen Bundesländern entstehen in den Nachwendejahren eine Million Wohneinheiten, Supermärkte und sogar Flugplätze denen eine zu geringe Nachfrage gegenüber steht. Gefördert wurden solche Investments mit Steuervorteilen. Manche Anleger sind nach allen Rechenkunststücken selbst heute noch im Minus. In Spanien glaubten Politiker an einen Immobilienboom und an den Küsten des Landes wurde der Bau von 800 000 neuen Appartmentanlagen vorangetrieben, nur nie vollendet. Die Kredite lasten nun auf den Bilanzen der spanischen Geldinstitute. In den USA wollten Politiker Häuser bauen und dadurch Jobs schaffen, wie Präsident George W. Bush einmal formulierte. Ökonomisch brannten hier Strohfeuer unterschiedlicher Größe.

Politiker sind kreativ beim Geldverschwenden

In gewisser Weise sehen wir die Solarbranche in einer ähnlichen Situation. Die Branche verfügt über zu hohe Kapazitäten und kommt mit ausländischer Konkurrenz nicht mehr klar. Die Finanzierungsmodelle sind hier jedoch etwas komplexer angelegt über Einspeisegesetze, staatliche Förderungen und regionale Wirtschaftshilfen.

Allen Konzepten gemeinsam war der politische Wille ohne ökonomische Fundierung und Limitierung. Verdient haben immer nur die Politiker durch Wiederwahl und die Initiatoren an den meist üppigen Gebühren und Provisionen. In jedem Fall blieben unzufriedene Anleger zurück, die ihre Renditeerwartungen zurückschrauben mussten. Aber es sind nicht nur die Anleger, sondern auch die Steuerzahlergemeinschaft, die schlecht beraten wurde und wird. Zudem bleibt ein in Zukunft schwacher Finanzierungsmarkt für solche Projekt übrig. Man könnte von verbrannter Erde sprechen. Es dauert erfahrungsgemäß immer Jahre bis sich auch bei seriös gerechneten Projekten genügend Käufer finden.

Diesmal sind es Schiffsbeteiligungen

Die im Kern gleiche Story können Anleger derzeit bei Tankerfonds erleben. Das sind Beteiligungsmodelle, die als geschlossene Fonds konzipiert sind. Anleger konnten sich dabei an einzelnen Schiffen beteiligen. Der Nachteil solcher geschlossener Konzepte ist ein Mangel an Ausstiegsmöglichkeiten. Zwar gibt es Zweitmärkte, aber diese führen mangels Liquidität zu Einbussen. Das Versprechen waren hohe Rendite von oft neun Prozent. Wer in solche Konzepte investiert hat, der war riskant unterwegs. Die gewünschten Renditen lasten zudem schwer auf diesen Projekten, zumal in der Boomphase zu viele Tanker gebaut wurden. Ein Drittel des letzten Booms bei Schiffscontainern soll in Deutschland finanziert worden sein. Die Commerzbank ist aus der Schiffsfinanzierung ausgestiegen, die HSH Nordbank scheint ebenfalls unglücklich zu sein und der Fondsinitiator Lloyd  soll laut FTD ebenfalls Veränderungen für manche seiner Fonds planen.

Wir sehen bei Tankern das Ende eines Zyklus. Wetten kann man nur auf baldiges Wehklagen und dass Politiker bald eine neue Branche befeuern und hier großzügige Steuervorteile ausloben.

Fazit: Anleger sollten nur auf Konzepte setzen, die vor Steuern eine positive Rendite bringen. Wem sein Geld nicht egal ist, der sollte reine Steuersparmodelle bei Investments meiden und die Vorstellungen von Politikern einfach ignorieren. Damit erspart man sich viel Geld und Ärger.

Artikelbild: D. Richter.

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.