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Ärger in der Vatikanbank

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25. Mai 2012

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Ärger in der Vatikanbank

Der Vatikan betreibt das „Istituto per le Opere di Religione“ (IOR), das Institut für religiöse Werke. Immer wieder sorgten die „Banker Gottes“ für Skandale. Jetzt wurde deren Chef entlassen. Fristlos.

Keine Frage: Das IOR ist ein angesehenes Geldinstitut, das vor allem im Anlagegeschäft tätig ist. Konten beim IOR können nur kirchliche Einrichtungen und Beschäftigte führen und Kredite gibt es auch nicht. Aber: Probleme gibt es in der Kirchenbank auch.

Das Geldhaus des Heiligen Stuhls warf jetzt den Bankchef, Ettore Gotti Tedeschi, fristlos hinaus. Erst 2009 hatte Papst Benedikt XVI. den ehemaligen McKinsey-Berater und Italienchef von Santander in den Vatikan geholt. Tedeschi sollte die Bank reformieren und transparenter gestalten.  Er geriet selbst im September 2010 ins Visier von Geldwäsche-Ermittlern. Dabei ging es unter anderem um Überweisungen nach Deutschland – so viel ist bekannt. Der 66-Jährige Banker Tedeschi arbeitet  als Professor für Ethik an der Katholischen Universität von Mailand.

Ein Vatikan-Sprecher teilte jetzt mit, dass der Bankchef seine Aufgaben nicht erfüllt habe. Eine Bestätigung für den Verdacht, die Entlassung stehe im Zusammenhang mit den seit 2010 bekannten Geldwäsche-Ermittlungen gegen Tedeschi, wurden nicht bestätigt. Der vor allem mit fünf Kardinälen besetzte Aufsichtsrat der Vatikanbank soll demnächst über das weitere Vorgehen beraten.

Verschwörungstheorien wachsen

Natürlich gibt es in Italien viele Gerüchte. Eines davon: Tedeschi gehöre dem konservativen katholischen Geheimbund Opus Dei an. Verschwörungstheorien können wachsen und gedeihen, da die Bilanz und die Geschäfte der Vatikanbank immer noch der Geheimhaltung unterliegen. Bekannt ist, dass die Bank über ein erhebliches Gold- und Immobilienvermögen im Milliardenwert verfügen soll.

Aber nicht alle Hinweise auf Unregelmäßigkeiten sind ohne Beleg: 2009 hatte der Journalist Gianluigi Nuzzi durch sein Buch Vatikanbank AG – im Original Vaticano S.p.A. – den Führungswechsel in der Bank bewirkt. Jetzt musste erneut der Bankchef ausgewechselt werden.


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Am 11. Februar 1887 gründete Papst Leo XIII. den Vorgänger des jetzigen Instituts. Das Geldhaus verwaltete Kirchengelder und betrieb Anlagegeschäfte. Das Institut von damals operierte allerdings noch nicht als eigenständige Bank. Das Institut wurde diskret geführt. Am 27. Juni 1942 wertete Pius II. das Geldhaus zum „Istituto per le Opere di Religione“ (Institut für die Werke der Religion) auf. Ende der 70er-Jahre kam es zu einer Verwicklung der Bank um den Niedergang der Banco Ambrosiano. Gerüchte über Geschäfte mit der Mafia machten die Runde. Im Juni 1982 fand man in London unter der Blackfrias Bridge den erhängten Roberto Calvi, den Banker Gottes. Inzwischen geht man von einer Ermordung des „Bankers Gottes“ aus.

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Artikelbild: Regierungsgebäude Vatikanstaat.

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Die Spekulationen gehen weiter. Unter dem Schlagwort Vatileaks werden Enthüllungen aus dem Vatikan geführt. Ein SZ-Artikel („Kammerdiener des Papstes festgenommen“, 25.5.2012).

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.