Strategische Metalle: Anleger suchen einen sicheren Hafen
Doppel-Interview mit den Buchautoren Gunther Maassen (GM) und Michael Vaupel (MV) über Investments in Strategische Metalle.
Sie beide sind Experten für strategische Metalle. Investieren Anleger in Krisenzeiten in alles, was sich tatsächlich “angreifen” lässt? Sehen Sie da einen Zusammenhang?
GM: Strategische Metalle sind Sachwerte, und Sachwerte sind eine Alternative für Anleger. Das Vertrauen in eine stabile Währung und in das weltweite Bankensystem schwindet und viele Anleger suchen einen sicheren Hafen für ihr Vermögen. Eine Investition in strategische Metalle kann hier durchaus eine sinnvolle Ergänzung für die private Anlage-Strategie spielen.
Was versteht man unter „Seltenen Erden“?
MV: Der Begriff ist zunächst einmal irreführend. Es sind keine Erden, sondern Übergangsmetalle. Und selten sind sie auch nicht – allerdings erreichen ihre Vorkommen nur in wenigen Fällen abbauwürdige Konzentrationen. Insgesamt geht es dabei um 17 Elemente, die durchaus oft mit den strategischen Metallen durcheinander gebracht werden.
Nomen est omen? Sind diese „Seltenen Erden“ wirklich so selten?
GM: Seltene Erden sind alles – nur keine Erden und nicht selten. Der Engpass bei seltenen Erden ist temporär und vor allem politisch. Es gibt genügend Ressourcen weltweit, jedoch wurde zu wenig Vorsorge geleistet. Zurzeit ist die Welt von China abhängig, aber es gibt erste Lichtblicke in Form von westlichen Minen, die die Produktion derzeit aufnehmen. Deutlich kritischer ist die Lage bei einigen strategischen Metallen wie Indium, Gallium etc. Hier wird auf Jahre die Nachfrage deutlich das Angebot übersteigen.
Warum sind „Seltenen Erden“ und so genannte strategische Metalle so wichtig?
MV: Sie werden für das verwendet, was wir als Zukunftstechnologien bezeichnen. Vom Smartphone bis zum Offshore-Windpark, von LED-Leuchten bis zu neuen Turbinen mit Speziallegierungen – überall werden strategische Metalle und Seltene Erden benötigt. Zwar oft nur in geringen Mengen, doch ohne sie geht es zumindest beim derzeitigen Stand der Technik nicht.
Welche Rolle spielt China beim Wettstreit um diese raren Metalle?
GM: China hat bei vielen Elementen eine dominante Rolle, und zwar nicht nur bei den „Seltenen Erden“, sondern auch bei Elementen wie Antimon, Arsen, Indium. In unserem Buch haben wir zu jedem Element die Abhängigkeit von China dargestellt. Ohne gute Verbindungen nach China ist ein Handel mit diesen Elementen praktisch nicht mehr möglich und die Versorgung der westlichen Wirtschaft wäre gefährdet.
Wie Sie in Ihrem Buch darlegen, können Anleger unter Umständen exorbitante Gewinne damit realisieren. Warum?
MV: Es gibt einige strategische Metalle, bei denen diese Kombination auftritt: Stark steigende Nachfrage, stagnierendes (oder sogar leicht sinkendes) Angebot. Diese Kombination ist ein klassischer Fall für einen wahrscheinlichen starken Preisanstieg.
Ist es sinnvoll, “Seltene Erden” direkt in ihrer physischen Form zu erwerben?
GM: Als leidenschaftlicher Metallhändler mit über 30 Jahren Erfahrung im Handel Sondermetallen würde ich mich immer für physisches Eigentum entscheiden. Dies ist bei vielen Metallen wie Tantal möglich.
Was sollte bei einer Investition in “Seltene Erden” und andere strategische Metalle beachtet werden?
MV: Zwei Dinge: Lagerbarkeit und Wertdichte. Lagerbarkeit ist offensichtlich: Wer möchte schon ein Metall im Tresor oder Keller haben, welches explosiv ist oder Krebs erregend? Davon raten wir natürlich dringend ab. Mit Wertdichte meinen wir, dass ein Anleger für ein paar Tausend Euro nicht gleich eine ganze Garage leer räumen muss. Da passt es besser, wenn es für einige Tausend Euro nur einige Kilogramm gibt. Und bei den knappen Metallen, welche auch lagerbar sind, ist dies der Fall.
Welcher Anlegertyp sollte sich ernsthaft ein Investment in strategische Metalle oder “Seltene Erden” überlegen?
GM: Man sollte in diese Anlageklasse nur Beträge investieren, die man langfristig anlegen kann. Und wie immer im Leben sollte man nicht alles auf eine Karte setzen. Ich persönlich halte ein solches Investment als Beimischung für eine ernsthafte Alternative mit interessanten, wenn auch nicht risikofreien Perspektiven.
Ist diese Form der Anlage mit dem Wunsch manches Investors nach einer nachhaltigen im Sinne von umweltschonenden Anlage vereinbar?
MV: Hier die beliebte Antwort: „Es kommt darauf an“. Die Herstellung von Metallen ist per se nicht umweltschonend. Der Abbau der Ressourcen auch nicht. Doch es lassen sich gewisse Weichen stellen. So gibt es z.B. Richtlinien, nach welchen der Import von „Blut-Coltan“ (Erz für Tantal) aus dem Kongo untersagt ist. Zwiespältiges Thema. Oder nehmen wir das „Seltene Erden“-Metall Neodym. Der Abbau kann die Umwelt beeinträchtigen – doch das Produkt Offshore Windpark liefert dafür nachhaltige Energie. Es gibt hier unserer Ansicht nach kein eindeutiges schwarz oder weiß.
Wo können Privatanleger strategische Metalle erwerben?
GM: Man sollte sich an ein langfristig etabliertes und erfahrenes Handelshaus wenden. Mein Unternehmen ist seit über 60 Jahren auf dem Markt und hat dementsprechend ein weltweites Netzwerk. Diese Verbindungen sind die Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Handel mit Rohstoffen. Eine Alternative ist das Warenkorbsystem der SMH Schweizer Metallhandels AG, Schweiz, die konfektionierte Warenkörbe anbietet. Dies hat den Vorteil einer Mehrwertsteuerfreien und sehr flexiblen Anlage. Wir stehen für Fragen zur Verfügung.
Ist diese Anlageform für Privatanleger überhaupt geeignet?
MV: Der Privatanleger sollte schon über einen Anlagehorizont von einigen Jahren verfügen. Es geht hier um reale Werte, physische Rohstoffe. Da gibt es natürlich gewisse Handelsspannen zwischen An- und Verkaufspreisen. Ein schnelles „Traden“ lohnt sich da nicht. Und fundamentale Entwicklungen brauchen manchmal Zeit, bis sie sich in Form steigender Preise widerspiegeln.
Wie kann ein Anleger sich vor Betrug schützen und sicherstellen, dass das von ihm erworbene Metall auch den angegebenen Reinheitswert hat?
GM: Der Verkäufer sollte bei jeder Lieferung eine Analyse beifügen. Ein seit vielen Jahren aktives Familienunternehmen wird seinem Namen immer gerecht werden und für diese Analyse einstehen. Mir sind solche Analyse viel sicherer als durchgereichte chinesische Produzentenanalysen, da ich das Handelshaus kenne.
Welchen der Metalle prophezeien Sie eine rasante Preisentwicklung?
MV: In unserem Buch „Strategische Metalle für Investoren“ gehen wir die unserer Ansicht nach wichtigsten Metalle durch. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Displays jeder Art (Smartphone, LED-Fernseher, Navigationsgeräte) sollten die knappen Metalle Indium und Gallium im Preis steigen. Ähnliches gilt für Tantal, und Tellur.
Das Gespräch führte Peter Seebacher, Chefredakteur beim Wirtschaftsmagazin Südtirol Panorama. [divider top=“1″]
Gunther Maassen ist seit über 30 Jahren im Metallhandel tätig. Beim Verband Deutscher Metallhändler (VDM) ist er für den Bereich „strategische Metalle“ zuständig.
Michael Vaupel ist Leitender Redakteur und Analyst verschiedener Börsenbriefe. Das Investieren in strategische Sondermetalle hält er für eine aussichtsreiche Möglichkeit der Geldanlage.
Informationen über das Buch der beiden Gesprächspartner finden Sie hier.
Artikelbild: Gold. Pressefoto Bundesbank.