Tuesday, May. 7, 2024

Q-Cells – die Anleger- und Steuerzahlersicht

Written By:

|

4. April 2012

|

Posted In:

Q-Cells – die Anleger- und Steuerzahlersicht

Politiker lieben Unternehmen wie Q-Cells. Das Unternehmen versprach Hightech und hochwertige Arbeitsplätze. Allerdings sollte sich kein Anleger von dieser Fassade und Euphorie blenden lassen. Q-Cells verbrannte zuletzt viel Geld. 

Das Unternehmen sammelte nach seinem Börsengang noch weitere 870 Millionen Euro mit Wandelanleihen ein. Fast genau so viel Geld verbrannte das Unternehmen im Jahr 2011.  Jetzt wollen die Gläubiger verständlicherweise ihr Geld zurück und das Unternehmen steht am Abgrund. Manche Kommentatoren und Politiker schimpfen zwar auf die Gläubiger, aber die Spielregeln sind einzuhalten und genauer hinschauen sollte man auch. Die letzten Beschlüsse der Bundesregierung zur Reduktion der Solarförderung sind übrigens nicht die Ursache für die Pleiten in der Branche. Dadurch werden lediglich die künftigen Bedingungen der Branche beeinflusst. Guter Wille genügt längst nicht mehr für ein Ökounternehmen. Im Fall von Q-Cells (Börsenkürzel: QCE) liegt wohl eher ein jahrelanges Managemerversagen vor.

Q-Cells verpasst den Turnaround

Bei Q-Sells kamen zu teure Fehlberatungen – sagen die Gläubiger – mit einem zu üppig entlohnten Management zusammen. In der Tat: Alleine im Krisenjahr 2011 genehmigte sich der Vorstand laut vorläufigen Zahlen eine Gesamtvergütung von 3,5 Millionen Euro (2010: 4,2 Millionen Euro). Interessanterweise waren 850 Tausend Euro erfolgsabhängige Vergütungen dabei. Das ist in keiner Weise deckungsgleich mit der Entwicklung des Unternehmens zu bekommen.

Das Management des Unternehmens setzte zuletzt auf eine rechtlich jetzt gescheiterte Strategie und zahlte dafür auch noch Millionen an Beratungskosten. Die Financial Times deckte zudem einen unschönen Interessenkonflikt eines Bundestagsabgeordneten auf.

Nedim Cen, Q-Cells Executive Board

Dr. Nedim Cen, bislang Vorstandsvorsitzender der Q-Cells SE kommentierte das Aus des Unternehmens so: „Es ist leider die brutale Realität, dass die geplante Finanzrestrukturierung trotz eines schlüssigen und mit allen Beteiligten verhandelten Restrukturierungskonzepts nun an Berufsklägern und einer offensichtlich falschen Entscheidung des Gerichts scheitert. Jetzt heißt es für uns, den Insolvenzverwalter nach besten Kräften bei der Erarbeitung eines neuen Konzeptes zu unterstützen, um das Unternehmen und die Arbeitsplätze zu sichern.“

Der Vorstand des Unternehmens arbeitet seit einer Pressemitteilung, die eine Woche vor dem Insolvenzantrag veröffentlicht wurde, an einer Legende. Die nackten Zahlen des Unternehmens sprechen eine andere Sprache über die Ursachen der Insolvenz. Dabei ist nicht nur dem jetzigen Vorstand ein Vorwurf zu machen. Vermutlich ist man lange Zeit zu blauäugig gewesen – geblendet vom eigenen Anfangserfolg und der Sonne.

Was Investoren aus der Insolvenz von Q.Cells lernen können

Buy and Hold ist für Technologie- und Internetunternehmen eine fragwürdige Strategie. Zu Beginn des Jahres 2008 konnten Anleger noch zu 80 Euro aussteigen. Damit hätte sich das Ursprungsinvestment von 2005 locker vervierfacht. Am 23. Mai 2008 markierte die Aktie noch ein lokales Hoch bei 71 Euro. Danach ging es praktisch nur noch bergab. Inzwischen notiert die Aktie mit 13 bis 15 Cent. Es genügt also für Anleger nicht, auf einen schicken Internetauftritt und vorbildliche Informationen zu achten: die wichtigsten Ertragszahlen müssen stimmen und zum Aktienkurs passen.

Staatsknete für die Solarbranche?

Jens Bullerjahn, Finanzminister von Sachsen-Anhalt hält staatliche Hilfen für Q-Cells für möglich. „Wenn es bei Q-Cells die Chance zur Restrukturierung gibt, sollte man sie nutzen“, sagte Bullerjahn der „Mitteldeutschen Zeitung“.  Renate Künast Vorfrau von den Bündnisgrünen sagte: „Die Probleme von Q-Cells lassen eine weitere Alarmglocke läuten, dass hier eine Zukunftsbranche in Deutschland zerstört wird“. Die Frage ist nur von wem?

Egal wie erfreulich eine bunte mittelständische Riege an Modulerzeugern auch für Deutschland wäre. Die Solarbranche steckt unternehmerisch in den Kinderschuhen und hat in einem Teilsegment offenkundig wenig nachhaltige Geschäftsmodelle betrieben. Dabei hätte man es ohne teure Gutachten wissen können: Nach einer Innovationsphase kommt bei Technologien die Phase der Massenproduktion und dann müssen andere Strategien vorhanden sein als zu Beginn.  Aus der geschäftlichen Tätigkeit entstand bei Q-Cells ein Minus von sagenhaften 717,4 Millionen Euro (EBIT). Zuletzt hatte man versucht, ein reduziertes Personaltableau zu etablieren, aber die Marktentwicklung und die fallenden Preise für einen Großteil der Produkte liessen sich nicht mehr kompensieren.

Man wird sehen, ob Q-Cells einen Neuanfang starten kann. Öffentliche Hilfen hier und in andere Solarunternehmen sollten aber nur erfolgen, wenn es gelingt, für Deutschland eine industrielle Gesamtstrategie der Branche zu entwickeln. Es ist nicht einzusehen, weshalb Unternehmen mit grünem Anstrich Geld verbrennen dürfen, während andere ungebremst in die Pleite  gehen müssen. Q-Cells zeigt: Grüne Arbeitsplätze sind nicht automatisch erfolgreiche Arbeitsplätze. So einfach ist es nicht. Leider.

[divider top=“1″]

[table id=14 /]

Artikelbild: Firmenlogo. Q.Cells.

 

Print Friendly, PDF & Email
Share

Share This Article

Related News

JRC Capital Management Consultancy & Research GmbH EURUSD
JRC Capital Management – Devisenausblick USD/CAD
Merkel ausgelauscht. Was ist eigentlich diesmal anders?

Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.