NRW-FDP: Die frühe Rache des Christian Lindner
»Eine neue Dynamik ermöglichen«. So lautet der neue Lieblingsspruch von Christian Lindner. Jetzt soll er genau das für seine FDP in Nordrhein-Westfalen erreichen. Der Neuanfang hier beendet die Politikarriere des Philipp Rösler frühzeitig.
Im Dezember trat Christian Lindner als Generalsekretär zurück und machte so die Führungskrise der FDP öffentlich. Niemand kennt bis heute die genauen Gründe – außer Philipp Rösler und Christian Lindnder selbst. Jetzt übernimmt Lindner ein scheinbares Himmelfahrtskommando als Spitzenkandidat in NRW.
Bei dem Projekt NRW-Wahl allerdings kann Lindner nur gewinnen, denn niemand in der FDP glaubt an einen erneuten Einzug in den nordrhein-westfälischen Landtag. Geht es schief, wird kaum ein Liberaler Lindner, der auch FDP-Landesvorsitzender werden soll, verantwortlich machen. Rösler müsste wohl gehen. Gelingt hingegen der Einzug ins NRW-Parlament, dann ist Lindner der neue Messias der Liberalen, gilt als Wasserläufer und dürfte kurze Zeit später auch den Bundesvorsitz übernehmen. Philipp Rösler kann daher schon jetzt als Bundesvorsitzender abtreten. Er hatte in einem Interview mal mit einem Ende seiner Politikerzeit mit 45 Jahren kokettiert. Im Herbst 2013 ist Rösler 40. Eine süße und frühe Rache des 33-jährigen Christian Lindner also.
Allerdings zeigen die vielen unreifen Personalmanöver in der FDP auch ein katastrophales Politikverständnis bei den Liberalen: Zunächst wurde der Trainer ausgewechselt (Westerwelle zu Rösler) und der neue Mann versuchte mit Rhetorik die inhaltlichen Defizite seiner Partei zu kaschieren. Lerneffekte waren dabei nicht sichtbar. Es fehlt der Partei weiterhin an glaubwürdigen Themen. Liberalismus als einfacher Schlachtruf hat in einer liberalen Gesellschaft längst seine Wirkung verloren und bedarf dringend der Neuinterpretation.
Scheitert die Partei an den nächsten Wahlen, dann stehen einige Jahre außerparlamentarische Opposition an. Vom Fußball wissen wir: Nach einem Abstieg zeigt sich der wahre Charakter einer Mannschaft, insofern würde man der Partei diese wertvolle Erfahrung wünschen. Im Fall der FDP wäre das aber leicht das Ende, zumal hohe finanzielle Belastungen auf die Partei zukommen. Möllemanns Erbe. Die Partei hat nur noch eine kurze Galgenfrist und wird um eine Strafzahlung in Höhe von 3,46 Millionen Euro nicht herumkommen. In der Opposition ist die Strafe vermutlich kaum finanzierbar. Lindner könnte also bald ein Hoffnungsträger ohne Partei sein.