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Hoeneß und Götze: Fußball, Geld und Börse

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27. April 2013

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Hoeneß und Götze: Fußball, Geld und Börse

Ausgerechnet in Zeiten des größten Erfolgs gerät der deutsche Fußball in ganz andere Schlagzeilen. Börsenbestimmt.

Der Transfer von Mario Götze beschäftigt derzeit die deutsche Finanzaufsicht BaFin. Die Fußballabteilung des Vereins und börsennotierten Unternehmens Borussia Dortmund veranstaltete zunächst kurz vor dem eigenen Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid eine Pressekonferenz in der ein Gerücht aus der BILD-Zeitung teilweise bestätigt wurde.

Fakt zu dem Zeitpunkt: Mario Götze will den BVB verlassen. Das hatten seine Berater dem Verein mitgeteilt, denn der Spieler will einem anderen Verein erlauben, die Ausstiegsklausel in seinem Vertrag zu ziehen und Götze für 37 Millionen Euro aus dem Vertrag heraus zu kaufen. Dann sickerte durch: Das sind die Bayern. Darüber hat der BVB nicht auf dem an der Börse üblichen Weg einer Ad-hoc-Meldung informiert, sondern „nur“ die erwähnte weltweite Pressekonferenz am 23. April abgehalten (auf der Homepage bvb.de) und eine einfache Pressemeldung veröffentlicht. Jürgen Klopp sagte auf der Pressekonferenz: »Ich weiß es seit Donnerstag nach dem Malaga-Spiel. Dass es in die Presse kommt, wusste ich seit gestern 22 Uhr. Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie hilft beim Heilen.« Natürlich war der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Transfers unglücklich. Aber die Dortmunder haben Real Madrid weggefegt und dadurch ist die Sache fast bereinigt. Fast.

Regularien im Weg

Die Bayern aus München wiederum unterliegen Regularien der Fußballorganisationen und durften sich gar nicht vorher an die Dortmunder wenden. Zumindest offiziell nicht. Inzwischen ist auch das offensichtlich passiert. Am 25. April informierte der BVB den Aktienmarkt per Ad-hoc-Meldung. Dort heißt es: „Die FC Bayern München AG (‚Bayern München‘) hat der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA (‚Borussia Dortmund‘) heute ein verbindliches und unwiderrufliches Angebot unterbreitet, für einen Transfer des Spielers Mario Götze (‚Spieler‘) von Borussia Dortmund zu Bayern München mit Wirkung zum 01.07.2013 einen Betrag in Höhe von EUR 37,0 Mio. als Entschädigung für die vorzeitige Aufhebung des zwischen dem Spieler und Borussia Dortmund bestehenden Lizenzspieler-Arbeitsvertrages zu zahlen.“

Ad-hoc-Meldungen

Die Idee dieser Ad-hoc-Meldungen ist es,  zu gewährleisten, dass jeder Anleger zum gleichen Zeitpunkt über eine möglicherweise kursrelevante Information verfügen kann. Der BVB bietet auf seiner Homepage einen Link, der sofortigen Zugang zu solchen Informationen gewährleisten soll als RSS-Feed. Soweit die Theorie: Die Börsenaufseher müssen jetzt darüber befinden, ob der BVB die Börsenregularien eingehalten hat. Muss ein Fußballverein Gerüchte kommentieren, die Schlüsselspieler betreffen? Wann wird eine Beraterinformation zu einer meldepflichtigen Information? Musste das börsennotierte Unternehmen Borussia Dortmund über seine Pressekonferenz berichten? Der BVB könnte eine Strafe von bis zu einer Million Euro erhalten. Bisherige Fälle zeigen jedoch, dass man auch günstiger wegkommen kann. In einigen Fällen passierte auch gar nichts.

Viel interessanter als die Frage, ob jetzt zeitgleich mit der Pressekonferenz eine Ad-hoc-Meldung rausgehen musste, dürften aber andere Fragen sein. Da die Verantwortlichen schon vorher über den Wechsel von Mario Götze wussten, hätten sie dann nicht auch schon Informationen an die Börse leiten müssen? Jürgen Klopp ist zudem kein Verantwortlicher im Sinne des Börsenrechts. Allerdings fällt es schwer zu glauben, dass die Geschäftsführer von Borussia Dortmund nichts davon gewusst haben. War deren Verhalten börsenrechtlich einwandfrei?

Fakt ist: Eine frühere Meldung über den Transfer hätte ebenfalls für Unruhe gesorgt und wäre den Verantwortlichen nicht Recht gewesen. Die haben lieber geschwiegen. Das ist verständlich aber auch töricht, wenn man ein börsennotiertes Unternehmen führt. Denn aus solchen Zusammenhängen ergeben sich zahlreiche Insiderproblematiken. Wer die Information vorher hatte, der konnte die Aktien des BVB früher losschlagen oder leerverkaufen. Ob das eine gute Idee gewesen wäre, steht auf einem anderen Blatt.

Der Götze-Transfer, seine Behandlung und entstandene Verwirrungen zeigen: Fußballvereine gehören einfach nicht an die Börse. Das wäre für alle Beteiligten besser.

Uli Hoeneß und die FC Bayern-Führung

Es scheint Konsens zu sein, dass die ganze Welt annimmt, dass die Bayern das Leck waren, durch welches die Informationen über den Götze-Deal an die Öffentlichkeit kamen. Es ging nach herrschender Meinung um ein Ablenken von dem Bayern-Skandal um Uli Hoeneß, dessen Selbstanzeige bei den Steuerbehörden öffentlich geworden war und den Hoeneß gegenüber FOCUS bestätigt hatte. Karl Heinz Rummenigge beglückwünschte nach dem Spiel gegen Barcelona den (BILD-)Journalisten für seine gute Recherche. Ob dem Bayern-Boss die jüngste Enthüllung auch so gut gefiel weiß ich nicht: Karl Heinz Rummenigge hatte wegen zweier Rolex-Uhren Anfang Februar Ärger mit dem Zoll. Meldet wieder ein  Journalisten von BILD.de am heutigen 27. April zuerst und komischerweise vor dem Focus-Artikel auf den er sich bezieht. Der ehemalige Chefredakteur vom FOCUS, Helmut Markwort sitzt im Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft des FC Bayern München und dürfte sich momentan auch nicht wohl in seiner Haut fühlen.

Die Bayern haben zurzeit also einige Probleme mit ihrer Führungsriege. Uli Hoeneß ist nach SZ-Informationen ein erfolgreicher Spekulant gewesen, was für sich genommen nichts Ehrenrühriges ist. Er hat mit geborgtem Geld gut abkassiert. Dazu herzlichen Glückwunsch, empfehlenswert ist spekulieren auf Pump freilich nicht. Von 10-20 Millionen ist die Rede, die übrig blieben, nachdem er das geliehene Geld zurückgezahlt haben soll. Ob er das Konto später vergessen hat, weiß man nicht, auch wenn Einiges dafür spricht. Hans Leyendecker jedenfalls legt sich seit Tagen in Talkshows ins Zeug, den Fall Hoeneß als Sonderfall darzustellen. Es wäre bei der aktuellen Faktenlage in jedem Fall falsch, Hoeneß wegen der Geschichte in Bausch und Bogen zu verdammen, wie das derzeit vielerorts gemacht wird. Allerdings ist auch eine Heroisierung des Bayern-Aufsichtsrats und Präsidenten der falsche Zungenschlag. Denn Steuerhinterziehung ist eine kriminelle Tat.

FAZIT

Ich denke so viel kann man sagen: Niemand in Deutschland wird sich mehr ärgern als Uli Hoeneß selbst. Er wird die Konsequenzen tragen und ihm sei herzlich zu gönnen, dass er nicht in den Knast muss. Zunächst dürfte er das Finale gegen Dortmund (hoffentlich!) im Wembley-Stadion verpassen. Denn der gegen 5 Millionen Euro Kaution ausgesetzte Haftbefehl dürfte Uli Hoeneß die Ausreise aus Deutschland verwehren. Das ist eine unglaubliche Strafe für den Mann, der Bayern München als Manager groß gemacht hat. Noch mehr schmerzen dürfte Uli Hoeneß, dass er zur Belastung für den Aufsichtsrat geworden ist. Er wird daher in naher Zukunft seine Ämter zunächst ruhen lassen und dann später nach der Saison vielleicht aufgeben müssen. Das ist schade für den Verein und eine persönliche Tragödie für Uli Hoeneß, die ihn sicherlich mehr schmerzt als einige Millionen Euro an möglicher Strafe.

Artikelbild: G. Villa. Rechte. T. Cmiel.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.