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Joseph Stiglitz: Der Preis der Ungleichheit

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11. Oktober 2012

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Joseph Stiglitz: Der Preis der Ungleichheit

Nobelpreisträger Joseph Stiglitz beschäftigt sich diesmal nicht mit den armen Ländern dieser Welt, sondern mit dem Mutterland des Kapitalismus. Seine Analyse sollte unser Denken verändern.

Der Untertitel des neuesten Buchs von Joseph Stiglitz beschreibt sehr gut worum es dem Autor geht: „Viele Arme, wenige Reiche – Warum die wachsende Ungleichheit uns alle angeht“. Faktenreich untermauert Stiglitz in gewohnter Qualität und mit seinem typischen Engagement sein Anliegen.

Reicher werden die Reichen

Der Befund ist überall in Industrieländern ähnlich: Die Ungleichheit nimmt zu. Die USA ist auch hier Spitzenreiter so Stiglitz. Bisher hatte der Nobelpreisträger von 2001 sich vornehmlich mit den Unterschieden zwischen Ländern beschäftigt, die sich als Folge der Globalisierung immer weiter auseinander entwickelten.

Diesmal geht es Stiglitz um eine Intra-Betrachtung der US-Volkswirtschaft. Der Befund des streitbaren Professors ist teilweise erschreckend. Von den Vermögenszuwächsen haben nur die Vermögenden etwas. Das „eine“ Prozent konnte seinen Wohlstand vergrößern, während Familien mit mittleren Einkommen die eigene Position im letzten Jahrzehnt nicht verbessern konnten.

Von wegen „American Dream“

Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Schere zwischen Arm und Reich nicht geschlossen, sondern im Gegenteil weiter aufgehen lassen. Da Politiker und die Wirtschaft in der Krise einseitig die Interessen der Superreichen verfolgten.

Überraschend dürfte für viele Leser sein, dass ausgerechnet Amerika die schlechtesten Aufstiegschancen aller Industrieländer bietet. So beschreibt Stiglitz teilweise absurde Regelungen, die Arme benachteiligen. So lasten die Schulden für eine Ausbildung selbst bei einer persönlichen Insolvenz weiter auf den Schulden ehemaliger Studenten. Als Ergebnis studieren nur acht Prozent der ärmeren Schichten. Wer die „falschen“ armen Eltern hat, dessen Chancen auf Aufstieg sind schlechter. Das erklärte Stiglitz bei der Buchvorstellung in der Deutschen Gesellschaft für Aussenpolitik in Berlin.

Veränderungsdruck

Joseph Stiglitz zeigt in seinem neuesten Bestseller, dass es sich bei der Reichtumsverteilung um das Ergebnis von Entscheidungen handelt. Und daher sind diese Entwicklungen veränderbar. Er kritisiert, dass die herrschende Klasse derzeit nicht bemerkt, wie sie ihren Reichtum langfristig gefährdet und in Zukunft einen hohen Preis zahlen könnte. Schließlich führt die Ungleichheit in letzter Konsequenz zu einer Gefährdung der Stabilität in Gesellschaft und Demokratie.

Nobelpreisträger Joseph Stiglitz will keine Revolution, sondern eine Evolution. Dennoch zeigt er Sympathien für die weltweiten Demonstrationen der Occupy-Bewegung, der er eine wichtige Funktion zuordnet. Stiglitz wäre nicht Stiglitz, wenn der Optimist nicht Hoffnung auf Veränderung und Einsicht hätte.

Fazit

Wer das Buch von Joseph Stiglitz gelesen hat, der wird die Welt danach mit anderen Augen sehen. Der frische Blick auf Amerika sollte unsere Bewertungen der größten Volkswirtschaft der Welt verändern. Politiker und Ökonomen sind aufgefordert Antworten zu liefern und Entwicklungen wie in Amerika entgegen zu treten. Denn nur wenige profitieren langfristig von zu viel Ungleichheit. Das geht uns alle an. Auch in Deutschland.

Fakten zum Buch

Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht
Autor: Joseph Stiglitz
ISBN: 978-3-827500-1-99
Seiten: 512
Erscheinungsdatum: 08.10.2012
Art: gebunden
Preis: 24,99 €

Über den Autor

Joseph Stiglitz, geboren 1943, war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford,
bevor er 1993 zu einem Wirtschaftsberater der Clinton-Regierung wurde. Anschließend ging er als Chefvolkswirt zur Weltbank und wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet. Heute lehrt Stiglitz an der Columbia University in New York und ist ein weltweit geschätzter Experte zu Fragen von Ökonomie, Politik und Gesellschaft. Bei Siedler erschienen unter anderem seine Bestseller „Die Schatten der Globalisierung“ (2002), „Die Chancen der Globalisierung“ (2006) und zuletzt „Im freien Fall“ (2010).

 

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Redaktion (R.P.)