ZDF befragt Steinbrück: Wie mediale Irrlichter entstehen…
Am Tag seiner Nominierung stand Peer Steinbrück ARD und ZDF jeweils für eine Frage-Antwort-Sendung zur Verfügung. Bei der Kurzzusammenfassung kommt dann die Kür für die Redaktion. Diesmal ging das schief.
Peer Steinbrück absolvierte sein Pensum am Nominierungstag – der SPD-Vorstand hatte einstimmig für ihn gestimmt – mit Bravour. Wer im politischen Wettkampf eine scharfe verbale Klinge wünscht, der wird im nächsten Jahr wohl nicht enttäuscht werden. Steinbrück sei dank. Das könnte wieder mehr Wähler zur Wahlurne locken und die Volksparteien insgesamt reüssieren lassen.
Es ging um viele Themen. Spannende Themen. Am längsten ging es um Banken. Am nächsten Tag fasste die Nachrichtenredaktion die Sendung am nächsten Tag zusammen und stellte das Gespräch unter eine ungeeignete Überschrift. In Schnipsel wurde aus einer Nicht-Nachricht ein Beitrag.
Eine Frage zu Eurobonds…
Beim ZDF beantwortete Steinbrück in einem 20-minütigen 2-1-Gespräch auch eine Fragen zu Eurobonds (Dauer keine Minute), obwohl diese zurzeit überhaupt nicht auf der Agenda stehen. Steinbrücks Position wirkt überzeugend logisch und er kritisierte gleichzeitig die Kanzlerin. Diese hatte in ihrem Krisenmanagement in der Tat mehrfach Positionen ausgeschlossen, um sie später wieder räumen zu müssen. Steinbrück nennt das eine „erstaunliche Wandlungsfähigkeit“ der Kanzlerin. Das sorgt letztlich für einen Verlust an Vertrauen für die Politik. Steinbrück trat wiederum für eine pragmatische Sicht ein. Der Nachrichtenwert ist bis dahin gering.
…wird zur Schlagzeile
Das ZDF machte daraus am Folgetag für ihre Nachrichtensendung die Schlagzeile „Steinbrück schließt Eurobonds nicht kategorisch aus“. Das soll Unterschiede zwischen Kanzlerin und Herausforderer beleuchten, dabei liegen die in der Sache gar nicht mal weit auseinander. Beide betonen, dass man Eurobonds in ferner Zukunft einmal einführen könnte. Dazu seien aber Bedingungen zu erfüllen. Steinbrück nennt das „Auflagen und Kontrolle von Staaten“. Zuletzt hatte das Bundesverfassungsgericht neue Hürden hinzugefügt. Merkel meint in letzter Konsequenz wären bei stabilen Haushalten überall dann Eurobonds überflüssig. Steinbrücks Punkt war jedoch, dass er mögliche zukünftige Debatten um Instrumente nicht mit aus seiner Sicht unnötigen Kampfbegriffen (Haftungsgemeinschaft, Verschuldensunion) belasten will. Seine einprägsamste Passage zu dem Thema Eurobonds lautete dann: »Weiß der Teufel ob wir sie eines Tages brauchen.«
Der obige Satz hätte für Steinbrück in einer noch ärgerlicheren Debatte münden können. Nach dem Motto: Wie kann sich jemand auf den Teufel berufen und nicht auf eine höhere Instanz. Steinbrück hatte also Glück, dass ihm die Redaktion des ZDF nicht eine Religionsdiskussion aufgezwungen hat. Statt „Steinbrück schließt Eurobonds“ aus, hätte es nämlich heißen können: „Steinbrück beruft sich auf finstere Mächte“.
Hier geht es zum Video (ZDF Mediathek).
Hier die Kurzversion zum Gespräch.