12 Jahre Invest – ein Blick zurück
Die Invest in Stuttgart ist die etablierteste Anlegermesse in Deutschland. Die Branche hat sich verändert. Die Aussteller auch. Ein Blick zurück.
Die Messegesellschaften stellen gerne Ausstellerzahlen heraus und die Zahl der Besucher auch. So soll Wachstum beschrieben werden. Aber manche Veränderungen geraten dabei in Vergessenheit. Am Starttag der 1. Messe im Jahr 2000 notierte der Dax bei 7530 Punkten. Gut 800 Punkte höher als heute – 12 Jahre danach. Damals dominierten Fondsgesellschaften die Szene und präsentierten die größten Stände. Seither gelang es der Branche das investierte Kapital gut zu verdoppeln. Die Anleger hatten nur zumindest bei Standardprodukten nichts davon. Die Branche der aktiven Manager hat sich inzwischen weitgehend zurückgezogen von der Messe.
Irrungen und Professionalisierung der Branche
Im zweiten Jahr präsentierte die Messe den Oskar für die beste Neuemission. Gewinner war damals Thiel Logistics. Das Unternehmen gibt es noch – anders als viele andere Protagonisten der New Economy – es heißt heute nur nicht mehr Thiel. Der Preis ist Geschichte. Seit damals ist der Markt für Newcomer an der Börse zusammengebrochen und IPOs, das sind Initial Public Offerings, gibt es auch nur noch selten. Die Branche hat sich seither professionalisiert. Pommesbuden bekommen heute nicht mehr so leicht Geld über die Börse. Das ist eine gute Entwicklung.
Die Aufgabe, Unternehmen zu entwickeln und an den Kapitalmarkt heranzuführen, haben inzwischen Private-Equity-Unternehmen übernommen. Wenn man mal vom schlechten Image absieht, das durch das Wort „Heuschrecke“ geprägt wurde, das Franz Müntefering 2006 eingeführt hat, ist die Branche Servicedienstleister für Kapitalsuchende. Denn Private-Equity-Unternehmen haben mehr zu bieten als mit Fremdkapital finanzierte Übernahmen (leveraged buyout).
Die Trends
Auch ein Blick auf die Trends bei der Invest lohnt: Begonnen hatte alles mit der New Economy. Danach gab es Branchentrends – und natürlich passende Produkte dazu – in den Branchen Logistik, Biotech, Emerging Markets, Rohstoffe und zuletzt war das Thema Solar Mode. Anleger können selbst entscheiden, was aus diesen Trends wurde. Anleger sollten bei ihrer Anlagepolitik vorsichtig sein, wenn auf der Invest der nächste Mega-Trend ausgerufen wird: Oft markierte die Invest eine Art Höhepunkt, der für Anleger ein Warnzeichen war. Im Jahr 2011 waren Goldmünzen überall zu sehen. Seither hat der Preis sich nach einem Hype weitgehend seitwärts entwickelt.
Die Strategien von Anlegern entwickeln sich weg von Buy and Hold und in der Tat dieser Trend wird unterlegt durch neue Produkte und Anlagetrends. Waren die Deutschen bei der ersten Invest 2000 noch auf professionelle Hilfe angewiesen, überwiegen heutzutage Instrumente zur erfolgreichen Selbstanlage. Nach den Fonds waren Zertifikate die ersten Lieblinge der Anleger. Die Pleite von Lehman Brothers im Jahr 2008 war eine kurze Zäsur damals. Inzwischen meldet die Branche immer neue Rekordzahlen an Produkten. Ob langfristig orientierte Anleger heutzutage so viel mehr sinnvolle Auswahl haben, darf allerdings bezweifelt werden, denn die Produkte haben teilweise nur geringe Laufzeiten und beispielsweise Knock-out-Produkte sind eher etwas für tradingorientierte Anleger.
Genau das ist der eigentliche Megatrend der Invest: Die Anlageprodukte und Instrumente bieten Anlegern inzwischen kostengünstigere und transparentere Finanzanlagen. Dauerhaft sollte sich der Trend fortsetzen. Auch haben sich die Fragen der Anleger entwickelt und sind viel fachkundiger geworden. Das ist sicherlich ein Verdienst der Messe und ihrer Organisatoren. Und insofern ist egal, dass die größten Stände inzwischen Broker haben.
Artikelbild: Pressefoto Invest. Copyright Messe Stuttgart.