Zum Raketenstart an den Börsen zu Jahresbeginn
Steigende Kurse zu Jahresbeginn bewerten weniger die Lösungen der Zukunft, sondern mehr die gelösten Hausaufgaben der Vergangenheit.
Zu Jahresbeginn markieren die Aktienmärkte neue Hochs. Das ist vor allem das Resultat der amerikanischen Politiker, die sich zum Jahresende doch nicht wie die Lemminge von der Fiskalklippe gestürzt hatten.
Vereinigte Staaten
Der Spitzensteuersatz steigt leicht und Belastungen für mittlere Einkommen konnten zunächst abgewendet werden. Allerdings sieht der Kompromiss vor, dass die steuerliche Belastung erst Amerikaner mit einem Einkommen von 450 000 US-Dollar – das sind die Top-2-Prozent – mehr belastet. Obamas Regierung wollte die Steuer schon ab 250 000 Dollar anheben.
Präsident Obama erzielte nach Einschätzung von Beobachtern der US-Politik dennoch einen politischen Erfolg. Diese Kurzfristsieg trägt den Präsidenten aber nur bis zum nächsten Showdown in einigen Monaten. Dann droht den Vereinigten Staaten erneut ein politisches Schauspiel zwischen Republikanern und Demokraten.
US-Amerika zeigt tiefe Risse und manche republikanische Abgeordnete und Senatoren vergessen ihre patriotische Pflicht. George W. Bush, sein Vater und Ronald Reagan haben die Staatsfinanzen durch ihre liberalen Konzepte ruiniert und jetzt verweigern sich die Republikaner einer finanziellen Lösung.
Europa
In Europa dürften die nächsten Probleme auch wieder in Kürze auf das politische Schild gehoben werden. Der Euro gab zu Jahresbeginn wieder stetig ab und nähert sich der 1,30er-Marke. Neuer Ärger steht also an. Das meinen zumindest die Devisenmarktteilnehmer mehrheitlich, wie ein Blick auf den Chart seit Jahresanfang meinen.
Ein bemerkenswertes Interview gab zu Jahresbeginn Bundesbankpräsident Jens Weidmann dem Handelsblatt. Er spricht dort die eigentliche Verantwortung der Politik für die Lösung der Probleme in der Eurozonse an. Das ist bemerkenswert und zeigt, dass der ehemalige Chefberater der Kanzlerin auch zu seiner früheren Chefin zunehmend auf Distanz geht.
Wir erinnern uns noch an einen der letzten Auftritte vom damaligen EZB-Chef Jean-Claude Trichet, der sich gegen Ende seiner Amtszeit verärgert über die Tatenlosigkeit der Politik zeigt und offen seinen Ärger hinausposaunte.
Asien
In Japan profitierten zu Jahresbeginn die Exportwerte und das Land startete stärker ins neue Jahr als je zuvor. Das ist ein Hoffnungsschimmer, könnte aber auch eine Reaktion auf die in Europa und US-Amerika rakenhaft gestiegenenen Aktienkurse sein.
Deutsche Autobauer unterstrichen zuletzt, dass China längst der wichtigste Absatzmarkt geworden ist. Das ist ein guter Grund in Zukunft häufiger nach Asien statt nach Amerika zu schauen.