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Was ist eigentlich… ein Martingale-Spiel?

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9. Mai 2012

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Was ist eigentlich… ein Martingale-Spiel?

Die Börsenweisheit für Anleger schlechthin lautet: Greife niemals in ein fallendes Messer. Damit sind beispielsweise Nachkäufe von Aktien gemeint, die sich in einem klaren Abwärtstrend befinden. 

Natürlich ist ein perfektes Timing an den Finanzmärkten niemandem möglich, aber man sollte sich vor einigen Fallen hüten. Die Martingale-Strategie ist solch eine Verluststrategie. Diese kann man am besten beim Roulette erklären. Die Idee sieht vor, bei Verlust erneut auf das gleiche Ereignis zu setzen und den Einsatz zu verdoppeln. Das funktioniert so lange, bis man an eine Serie gerät, die den eigenen Geldbeutel auszehrt oder das Tischlimit lässt keine erneute Verdoppelung zu. Man muss das Martingale-Spiel nur lange genug spielen, um fast sicher zu verlieren: Das Problem der Strategie ist vor allem der hohe Einsatz, um immer nur genau eine Einheit zu verdienen.

In gewisser Weise verfolgen Anleger, die fleißig Aktien nachkaufen, genau diese Idee. Am Neuen Markt beispielsweise scheiterten Anleger mit dieser Strategie, da sich viele Werte nie mehr erholten.

Einer der größten Bankrotteure der Börsengeschichte, der französische Trader Jerome Kerviel, der letztlich mit Futures etwa 4,9 Milliarden Euro verspielte, verfolgte genau diese Strategie des Martingale-Spiels und erbrachte insofern den Beweis, dass auch Banken verlieren können.

Trader weisen darauf hin, dass es auch ein mathematisches Phänomen der Strategie gibt: Wer Aktienverluste in Höhe von 50 Prozent zulässt, der muss zum Aufholen seiner Verluste auf einen Anstieg von 100 Prozent  hoffen. Wer seine Aktien um 90 Prozent fallen lässt, der muss 1.000 Prozent aufholen. Das dürfte nur den wenigsten Aktien jemals gelingen. In der Finanzkrise 2008/2009 verlor die Apple-Aktie in der Spitze um 50 Prozent von 200 auf 100 US-Dollar. Danach ging es bis über 600 US-Dollar in luftige Höhen. Das ist die sprichwörtliche, regelbestätigende Ausnahme.

Artikelbild: Wiki Commons. Gemeinfreie zeitgenössische Darstellung um 1800.

 

 

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.