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Studie von Bain & Company – Nur wenige europäische Banken verdienen ihre Kapitalkosten

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1. August 2013

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Studie von Bain & Company – Nur wenige europäische Banken verdienen ihre Kapitalkosten

Eine hohe Kreditrisikovorsorge und steigende operative Kosten tragen maßgeblich dazu bei, dass es vielen europäischen Banken auch fünf Jahre nach Ausbruch der globalen Finanzkrise nicht gelingt, ihre Kapitalkosten zu verdienen. Die risikogewichtete Rendite (Return on Risk Weighted Assets, RoRWA) lag 2012 durchschnittlich bei 0,5 Prozent. In einer neuen Studie analysiert die internationale Managementberatung Bain & Company die Profitabilität der Finanzinstitute in den wichtigsten europäischen Märkten und angrenzenden Staaten. Deutsche Banken (RoRWA: plus 0,7 Prozent) schlagen sich demnach besser als Finanzinstitute in anderen großen Eurostaaten wie Frankreich (plus 0,3 Prozent) und Italien (minus 0,6 Prozent). Doch ihre Rentabilität erreicht bei Weitem nicht das Niveau der Banken in Skandinavien (plus 1,9 Prozent) sowie in wachstumsstarken Volkswirtschaften wie der Türkei (plus 4,9 Prozent).

Für die Studie analysierte Bain die Entwicklung von 121 Banken aus der Europäischen Union, den vier wachstumsstärksten GUS-Staaten, Südafrika und der Türkei in den Jahren 2008 bis 2012. Das Ergebnis: Im Durchschnitt fiel die Rendite der risikogewichteten Aktiva, der sogenannte RoRWA, bis 2012 auf 0,5 Prozent. 2010 hatte sie sich immerhin noch auf 1,3 Prozent belaufen. Dies entspricht für 2012 einer Eigenkapitalrendite (RoE) von 4,9 Prozent, die damit weit unter den Kapitalkosten der Banken liegt. Demzufolge vernichten viele europäische Banken fünf Jahre nach Ausbruch der globalen Finanzkrise weiterhin Wert. Bei anhaltendem Druck auf Erlöse und Margen lässt sich das vor allem auf zwei Faktoren zurückführen: Uneinbringliche und ausfallgefährdete Kredite erforderten 2012 höhere Wertberichtigungen und verursachten entsprechende Risikokosten. Gleichzeitig stiegen seit 2010 die operativen Kosten gemessen am Anteil an den risikogewichteten Aktiva und den Erträgen deutlich an. Die durchschnittliche Cost-Income-Ratio der europäischen Banken lag 2012 bei 70 Prozent gegenüber 62 Prozent im Jahr 2010.

Walter Sinn, Leiter der Banking-Praxisgruppe von Bain & Company im deutschsprachigen Raum und Co-Autor der Studie, folgert aus den Ergebnissen: „Die Situation für europäische Banken bleibt herausfordernd. Angesichts weiterhin schwieriger Marktbedingungen und verschärfter Regulierung müssen die Renditeansprüche gesenkt werden. Mehr denn je kommt es jetzt auf ein konsequentes Bilanz- und Kostenmanagement an. Die Restrukturierung des europäischen Bankensektors ist noch lange nicht zu Ende.“

Regionale Unterschiede: Wachstumsmärkte schneiden besser ab

Die Analyse offenbart einen engen Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in einem Land und der jeweiligen risikogewichteten Rendite der dort beheimateten Finanzinstitute. So lag der RoRWA 2012 in den krisengeplagten Kernmärkten Europas durchschnittlich bei lediglich 0,1 Prozent. Für wachstumsstarke Länder wie Polen und die Türkei ergibt die Analyse ein ganz anderes Bild: Hier liegt die risikogewichtete Rendite im Durchschnitt bei 3,3 Prozent und damit über den Kapitalkosten. Das Wachstum in diesen Märkten beruht vor allem auf hohen Zinsergebnissen und Gebühreneinnahmen. Hinzu kommen ein Anstieg der Margen und ein Rückgang der Risikokosten in den Jahren 2008 bis 2012. Ein zentrales strategisches Thema für international tätige Banken ist vor diesem Hintergrund der Aufbau entsprechender Präsenzen in den Wachstumsmärkten der Zukunft.

In den Kernmärkten Europas steht die Profitabilität der Banken unter Druck. Es gibt allerdings erhebliche Unterschiede in der Performance der einzelnen Häuser. Ein effizientes Management bleibt vor diesem Hintergrund ein entscheidender Erfolgsfaktor, denn der laufende Umbau der Geschäftsmodelle stellt europäische Banken vor enorme Herausforderungen. Zentrale Aufgabe in allen Ländern ist die entschlossene Restrukturierung und damit verbunden Themen wie De-Leveraging und Kostenreduzierung. Hinzu kommen ein systematisches Risikomanagement sowie eine konsequente Reaktion auf die Veränderungen im Kundenverhalten infolge des anhaltenden Vertrauensverlusts.

Bei Banken kommt es auf die Größe an

Größe hat einen entscheidenden Einfluss auf die Rentabilität der Banken. In den europäischen Kernmärkten schnitten die zehn größten grenzüberschreitend tätigen Banken gemessen an der Summe der Aktiva und der Marktkapitalisierung am besten ab: Ihre risikogewichtete Rendite lag im Durchschnitt bei 0,9 Prozent. Sie waren vor allem in der Lage, höhere Zinsmargen und Gebühren mit ihren risikogewichteten Aktiva zu verdienen. Diesen Vorteilen auf der Ertragsseite standen allerdings auch die höchsten Kostensteigerungen gegenüber. „Es fällt auf, dass gerade die großen paneuropäischen Banken auf der Kostenseite seit 2010 zugelegt haben“, erklärt Bain-Bankenexperte Walter Sinn. „Trotz notwendiger Investitionen in Digitalisierung und IT-Plattformen steht für diese Häuser das Thema Kosteneffizienz ganz oben auf der Agenda.“

Kleinere, lokal in einem Land tätige Finanzinstitute kämpfen aktuell vor allem mit ausfallgefährdeten Krediten und stagnierenden Erträgen. Diese Banken haben seit Anfang der Krise die größten Restrukturierungsanstrengungen unternommen und dabei Risk Weighted Assets (RWA) von 20 Prozent abgebaut. Doch die risikogewichtete Rendite lag auch danach im Durchschnitt bei minus 1,1 Prozent. Dies unterstreicht, dass kleinere Finanzinstitute bis heute erheblich stärker unter den Folgen der globalen Finanzkrise leiden.

Deutsche Banken liegen nur im Mittelfeld

Ein wichtiger Einflussfaktor für die Lage der Banken ist die Konjunktur im jeweiligen Heimatmarkt. Dies gilt vor allem für die wachstumsstarken Länder am Rande Europas und darüber hinaus. Die höchste risikogewichtete Rendite in der Bain-Studie erzielten 2012 türkische Banken, die bereits seit 2008 mit polnischen und südafrikanischen Finanzinstituten um die Spitzenposition ringen (vgl. Tabelle). Daneben entwickelten sich die Banken in Skandinavien und Österreich am beständigsten. Deutsche, Schweizer sowie belgische und niederländische Banken befinden sich seit der Finanzkrise im Aufwind. Britische und französische Banken treten dagegen auf der Stelle, obwohl Standard Chartered, HSBC und BNP Paribas zu den 15 besten Banken in Europa zählen. Die schwächsten Werte erzielten Finanzinstitute in Irland, Portugal und Spanien – eine Folge der Staatsschuldenkrise und der tiefen Rezession in diesen Ländern.

„Einige europäische Banken könnten an der Restrukturierung scheitern“, sagt Bain-Partner Walter Sinn. „Für die kommenden Jahre ist daher eine stärkere Dynamik hinsichtlich der Übernahme von Banken in Europa und eine weitere Konsolidierung zu erwarten.“

Zentrale Bausteine zur Optimierung der Rentabilität

Wie können Banken der Dauerkrise entkommen? Die Bain-Studie zeigt die vier entscheidenden Stellhebel, mit denen Finanzinstitute ihre Erträge steigern, ihre Kosten senken und ihr Risikoprofil verbessern können:

   - Zur Steigerung der Profitabilität über das Niveau der 
Kapitalkosten bedarf es eines konsequenten Umbaus der 
Geschäftsmodelle. Die kommende Regulierung begünstigt die notwendige 
stärkere Konzentration auf das Kerngeschäft.
   - Unabhängig von ihrer Größe und ihrem Standort müssen die Banken 
ihre Kosten weiter reduzieren. Nachdem die Finanzinstitute in den 
vergangenen Jahren leicht realisierbare Sparmaßnahmen durchgesetzt 
haben, gilt es jetzt, eine nochmalige und nachhaltige Senkung der 
Kosten um mehr als 20 Prozent zu erreichen.
   - Die Banken müssen ihre Assets noch stärker zurückführen, also 
das De-Leveraging verstärken. Durchschnittlich haben europäische 
Banken seit 2008 ihre RWA nur um vier Prozent gesenkt, das 
Risikoprofil blieb dabei weitgehend unverändert.
   - Größere Banken können ihre Stellung durch Übernahme von Aktiva 
kleinerer, lokal tätiger Banken sowie von Finanzinstituten in den 
wachstumsstarken europäischen Peripherieländern ausbauen. 
Entscheidend ist hierfür ein intelligentes Management sämtlicher 
Aktivitäten in der Region.

Bain-Experte Walter Sinn fasst zusammen: „Die Suche nach der neuen Normalität im europäischen Bankensektor geht weiter, die Restrukturierung tritt in die nächste Phase ein. Banken müssen jetzt mit aller Entschlossenheit handeln.“

Die risikogewichtete Rendite

Die risikogewichtete Rendite (engl. Return on Risk Weighted Assets, RoRWA) stand lange im Schatten anderer Kennzahlen im Bankensektor. Dabei erlaubt sie wie kaum eine andere Größe einen gleichzeitigen Blick auf die Bilanz und die Ertragsrechnung. Sie wird ermittelt als das Verhältnis aus operativem Vorsteuerergebnis und risikogewichteter Aktiva. Im Zeitablauf zeigt sie damit im Nenner, wie gut das Risikomanagement einer Bank funktioniert, und im Zähler, wie sich Erträge und Kosten entwickeln.

Pressekontakt:

Leila Kunstmann-Seik, Bain & Company Germany, Inc., Karlsplatz 1, 
80335 München 
E-Mail: leila.kunstmann-seik@bain.com, Tel.: +49 (0)89 5123 1246, 
Mobil: +49 (0)151 5801 1246
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Der Autor

Kent Gaertner