Studie: Konsolidierung des Depotbankenmarktes bleibt aus
Experten erwarten seit Jahren eine Konsolidierung des Depotbankenmarktes in Deutschland. Sie liegen falsch.
Die Anzahl der im Depotbankenmarkt aktiven Geldhäuser soll drastisch sinken, bis nur noch wenige große Anbieter übrig bleiben. Doch die „Depotbankstudie 2012“ von Steria Mummert Consulting widerlegt diese Theorie. Nicht nur große, sondern auch kleine Depotbanken konnten ihren Marktanteil seit 2010 ausbauen. Die Volatilität im Markt insgesamt nahm stark ab.
Depotbanken verwahren und verwalten das in Investmentfonds angelegte Sondervermögen von Kapitalanlagegesellschaften, dessen Volumen in der Depotbankstudie als Maß für die Marktanteile der Depotbanken verwendet wird. Zwischen 2008 und 2010 haben kleinere und mittlere Depotbanken im Durchschnitt an verwaltetem Fondsvermögen erheblich Marktanteile gewonnen, während die großen eher stagnierten. Demgegenüber sind im Zeitraum zwischen 2010 und 2012 die großen Institute deutlich gewachsen, während sich diesmal die kleinen und mittleren Häuser im Durchschnitt kaum veränderten. Unabhängig von der Größe einer Depotbank gab es in allen Gruppen Gewinner und Verlierer.
„Die reine Größe einer Depotbank entscheidet weder über ihre operative Effizienz noch darüber, ob sie weitere Marktanteile gewinnen kann“, sagt Martin Drees, Depotbank-Experte bei Steria Mummert Consulting.
Einen deutlichen Unterschied macht hingegen, ob die Depotbanken aktiv um neue Kunden werben oder sich auf das Geschäft mit ihren Bestandskunden konzentrieren. Die offensiv ausgerichteten Depotbanken konnten ihr verwaltetes Fondsvermögen seit 2010 durchschnittlich um 18 Prozent ausbauen, während das der defensiv aufgestellten Institute um neun Prozent sank. Dabei nahm die Volatilität im Markt insgesamt aber ab. Ein längerfristiger Trend bei der Entwicklung der Marktanteile ist aktuell nicht festzustellen. Allerdings zeigt die Studie, dass speziell kleine und defensiv aufgestellte Depotbanken ein teilweise exzellentes Aufwand-Ertrag-Verhältnis (Cost-Income-Ratio) verzeichnen. „Das spricht für eine Beruhigung des Marktes“, sagt Markus Gehwald, Leiter Asset & Wealth Management von Steria Mummert Consulting. „Der prophezeite Umbruch ist also vorbei, bevor er angefangen hat.“
Durch die erhöhten regulatorischen Anforderungen bei gleichzeitig sinkenden Preisen hat sich das Verhältnis von Kosten zu Umsätzen im Depotgeschäft zwar verschlechtert. Es ist aber immer noch so gut, dass auch in Zukunft mit einem stabilen Nebeneinander von Depotbanken unterschiedlichster Größe und strategischer Ausrichtung zu rechnen ist: „Gerade kleine Nischenbanken und defensiv aufgestellte Institute, die keine Vertriebskosten haben, können im Depotbankgeschäft teilweise hochattraktive Margen erwirtschaften“, sagt Gehwald.
„Selbst vor dem Hintergrund der diesjährigen Einführung des Kapitalanlagegesetzbuchs (und damit der Umsetzung der AIFM-Richtlinie) erwarten wir eher eine Spezialisierung der Marktteilnehmer, eine Steigerung der Depotbankgebühren und wenig Konsolidierung.“ Hintergrund Die „Depotbankstudie 2012“ von Steria Mummert Consulting liefert eine Gesamtsicht auf den deutschen Depotbankenmarkt. Beteiligt haben sich wie im Jahr 2010 erneut 25 Depotbanken, die gemessen an AuD (Assets under Depotbank) mehr als 90 Prozent des deutschen Depotbankenmarktes repräsentieren. Damit wurde das gesamte Marktspektrum von Global Custodians, Landesbanken, genossenschaftlichen Instituten, Sparkassen und kleineren Privatbanken abgedeckt. Die Befragung der teilnehmenden Depotbanken fand in Form von persönlich geführten Interviews statt. Die Untersuchung wurde zum fünften Mal in Folge durchgeführt und zeigt seit 2004 im Zwei-Jahres-Rhythmus einen repräsentativen Querschnitt der Branchenentwicklung.
QUELLE: Pressemitteilung Steria Mummert Consulting.