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Nicht nur Riestern ist nicht attraktiv – Rürup ist auch nicht besser

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19. Oktober 2012

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Nicht nur Riestern ist nicht attraktiv – Rürup ist auch nicht besser

Berechnungen des Handelsblatts und anderer legen nahe, was man ohnehin vermutet. Rürup ist nicht so gut wie es klingt und konzeptionell nicht besser als Riestern. Eigentlich überflüssig.

Riester und Rürup – beide Versicherungslösungen haben eine Gemeinsamkeit: Sie rechnen sich schlicht oft nicht. Ein Grund dafür ist die Provision der Vermittler. Statt eine einmalige Provision zu kassieren, spart man bei solchen Verträgen oft für die Rente des Verkäufers gleich mit. Zudem ist bei der Rürup-Basisrente eine nachträgliche Besteuerung zu berücksichtigen. Berechnungen sind hier derart kompliziert und wegen der Plandauer unsicher, dass man diese Produkte ohne Zweifel zu den komplizierteren Lösungen am Markt zählen muss. Verständlich ist anders und viele Sparer sollten daher einfach verzichten. Wer also Zertifikate kritisiert, der muss die Abschaffung von Riester- und Rürup-Rente fordern.

Mangelnde Flexibilität

Ein anderes Problem dieser Produktlösungen ist der Mangel an Flexibilität. Wer eine Basisrente abschliesst, der plant sogar bis zu seinem eigenen Tod, denn die Kündigung ist nicht vorgesehen. Genau wie bei Riester berechnen die Versicherungen die Auszahlungen eher zu ihren Gunsten, indem die Sterbetafeln von einer flächendeckenden Vergreisung der Gesellschaft ausgehen. Der Verbraucherschützer Axel Kleinlein rechnet gerne vor, dass Anleger meist knapp einhundert Jahre alt werden müssen, nur um die eingezahlten Beiträge zurückzuerhalten – von ordentlicher Verzinsung oder gar Zinseszinseffekten kann keine Rede sein.

Ein einfaches privat organisiertes Sparkonzept erweist sich oft als lukrativer. Zumal man in Notsituationen eine zusätzliche Kapitalquelle anzapfen kann. Das ist besonders für Selbstständige wichtig. Wer zudem noch früh stirbt, der ist bei den Versicherungen noch zusätzlich ein Verlierer, da das angesparte Kapital nicht vererbbar ist und an die Versicherung verfällt. Das Handelsblatt rechnet im Video ein Beispiel für einen 54-jährigen vor, der seine geplanten Einzahlungen nicht mehr leisten kann.

Anlegerschützer schätzen, dass die Hälfte der 1,5 Millionen-Rürup-Verträge inzwischen nicht mehr bedient werden. Fairerweise muss man sagen, dass dies konzeptionell durchaus vorgesehen ist. In guten Zeiten sollen Selbstständige steuerbefreit in der Ansparphase Geld für die Altersvorsorge zurücklegen. Aber: Die Kosten fallen natürlich weiter an und die Substanz geht dabei verloren.

Kritik und Verteidigung

Die Verbraucherschützer in Hamburg warnen insbesondere jüngere Selbstständige vor dem Abschluss einer Rürup-Rente. Der Planzeitraum sei zu lang. Lediglich ältere Gutverdiener mit einem hohen Steuersatz können von der Basisrente profitieren. Zinseszinseffekte – der eigentliche Verbündete des Sparers – werden dabei freilich nicht ausreichend genutzt. Das zeigt die konzeptionelle Schwäche der Lösung.

Zuletzt war die Riester-Rente in die Kritik geraten. Hier eine Gegenposition zu der Kritik am Riestersparen.

Hier die Stellungnahme des GDV zu den privaten Vorsorgekonzepten im Versicherungsmantel.

Unser Fazit

Die Basisrente ist nicht ausreichend  für die praktischen Notwendigkeiten von sich ändernden Lebensentwürfen konzipiert. Zudem haben die Politiker das Konzept so lange mit unnötigen Auflagen beschwert, dass keine ordentliche Rendite rauskommen konnte.

Wir setzen bei unseren Lesern auf die notwendige Eigeninitiative. Das gilt genauso für Geldanlagen wie für Versicherungslösungen. Wer beispielsweise eine Standardversicherung benötigt, der kann mit einer Direktversicherung oft Geld sparen. Kapitalbildende Lebensversicherungen sind ebenfalls oft ungeeignete Produkte. Das liegt momantan auch an der Zinssituation bei relativ sicheren Staatsanleihen aus Deutschland, die nicht einmal eine Verzinsung über der Inflation bieten. Greift auch noch der Verkäufer dauerhaft über Bestandsprovisionen zu, dann rechnet sich fast kein Produkt im Versicherungsmantel.

Allerdings gibt es auch Situationen, in denen benötigt man eine maßgeschneiderte Versicherungslösung. Dann ist der Rat von Versicherungsmaklern gewünscht und sinnvoll.

Der informierte Anleger weiß zudem, dass staatliche Anreize und steuerliche Vorteile beim Kauf von Finanzprodukten ihm meist nicht zugute kommen. Dieser Rahm wird von geschickten Verkäufern und Verpackern abgeschöpft. Immer.

Artikelbild: Eigener Fundus.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.