Mercer-Studie zur Altersvorsorge in Europa: Alternative Anlagen gefragt
Die Aktienquote bei europäischen Altersvorsorgeanlagen geht in Europa zurück. Die Investmentgesellschaften diversifizieren weiter. In Deutschland legt die Immobilienquote gegen den Trend in Europa zu. Zeigt eine neue Studie von Mercer.
Die hohe Marktvolatilität sorgt bei Investoren in Europa auf den Aktienmärkten weiterhin für Zurückhaltung. Verstärkt nutzen diese Marktteilnehmer alternative Anlageklassen. Dies ist das Ergebnis einer europaweiten Studie des internationalen Beratungsunternehmens Mercer, bei dem mehr als 1.200 europäische betriebliche Altersvorsorgeeinrichtungen mit einem Fondsvolumen über 650 Milliarden Euro untersucht wurden. Der Studie zufolge sind 50 Prozent der Pensionseinrichtungen bereits in alternative Anlageklassen investiert, im vergangenen Jahr waren es 40 Prozent.
Die höchsten Aktienquoten weisen nach wie vor Pensionsfonds in traditionell aktienorientierten Märkten wie Großbritannien und Irland auf. Allerdings sind in diesen Märkten die Aktienquoten auch am deutlichsten zurückgegangen, insbesondere durch eine Abkehr von inländischen Aktien.
»Abgesehen von ihrer relativen Attraktivität im Vergleich zu renditeschwachen Anleihen bieten alternative Anlageklassen auch reizvolle Diversifikationseigenschaften. Im Sinne der Risikodiversifikation suchen Altersvorsorgeeinrichtungen insbesondere nach Anlageklassen, die der Staatsschuldenkrise weniger ausgesetzt sind mit besonderem Schwerpunkt auf Schwellenländeraktien und -anleihen. Nachdem die Krise die Renditen in Kerneuropa auf ein sehr geringes Niveau gedrückt hat, suchen die Investoren zudem verstärkt auf den weltweiten Anleihemärkten nach Ertragsmöglichkeiten. Bevorzugt werden auch liquide Anlagen, da man in derart turbulenten Zeiten gerne jederzeit Zugriff auf das Vermögen haben möchte«. So formuliert Carola Benteler von Investment Consulting bei Mercer in Deutschland.
Deutsche Altersversorgunger erhöhen Immobilienquote und setzen auf Alternative
Im europäischen Vergleich weisen deutsche regulierte Versorgungswerke, wie beispielsweise Pensionskassen oder berufständische Versorgungswerke, weiterhin die geringste Aktienquote auf. Der Anteil an Rentenpapieren ist angesichts des Niedrigzinsumfelds zu Gunsten von Immobilien und alternativen Anlageklassen gesunken.
Im Gegensatz zum europäischen Trend ist die Immobilienquote deutscher Altersvorsorgeeinrichtungen mit neun Prozent bei regulierten und vier Prozent bei unregulierten Einrichtungen im Vergleich zum Vorjahr um jeweils drei Prozent deutlich gestiegen, wobei dies insbesondere aus einer Aufstockung von Immobilieninvestitionen in den Heimatmärkten resultiert.
Carola Benteler kommentiert das so: »Das Niedrigzinsumfeld hat deutsche Investoren veranlasst, verstärkt nach Alternativen zu den klassischen deutschen Staatsanleihen, Schuldscheinen und Namenspapieren zu suchen. Beispielsweise wurden vermehrt Immobilien beigemischt und Anleger haben stärker auf Absolute Return-Produkte im niedrigeren Risikobereich gesetzt«.
Alternative Anlageklassen europaweit gefragt
Europaweit – mit der Ausnahme Großbritannien – waren die populärsten alternativen Anlageklassen Hedgefonds, Schwellenländeranleihen und hochverzinsliche Anleihen. Fast 20 Prozent der Altersversorgungseinrichtungen waren in eine oder mehrere dieser Anlageklassen investiert. Bei größeren Altersversorgungseinrichtungen mit Kapitalanlagen über 2,5 Milliarden Euro ist dieser Trend noch ausgeprägter. Hier sind etwa 60 Prozent in einer oder mehrerer dieser Anlageklassen investiert, 2011 galt dies nur für 40 Prozent.
Auch das Investitionsvolumen in alternative Anlageklassen nimmt zu, bleibt jedoch im Vergleich zu den traditionellen Anlageklassen relativ klein. Allokationen in einzelne alternative Anlageklassen betragen aktuell meist drei bis fünf Prozent. Da die Investoren jedoch verstärkt diversifizieren und die Anzahl alternativer Anlageklassen in ihren Portfolios erhöhen, steigt der Gesamtanteil dieser Anlageklassen weiter an. Im laufenden Jahr erreichten die Gesamtinvestitionen in alternative Anlageklassen bei allen in der Studie erfassten Altersversorgungseinrichtungen durchschnittlich 8,5 Prozent.
Trend zur globalen Diversifikation
Die Berater erwarten eine Fortsetzung des Trends weg von Aktien in den kommenden zwölf Monaten. So plant ein Drittel der europäischen Alterversorgungseinrichtungen, die Quote an Aktien des Heimatmarktes zu reduzieren, während nur eine Minderheit (2,2%) von einer Aufstockung ausgehen. Über 20 Prozent planen eine Reduktion ihrer Quote an globalen Aktien.
Die Einschätzung bei Investments in Immobilien ist europaweit ähnlich: 8,1 Prozent der Profianleger erwarten ein Absenken der Quote, 4,8 Prozent planen eine Erhöhung.
Auch die Beliebtheit alternativer Anlageklassen wird wahrscheinlich in 2012 und darüber hinaus anhalten. Aktuell gehen 12,9 Prozent der europäischen Alterversorgungseinrichtungen von einer Erhöhung ihrer Investitionen aus. 9,5 Prozent planen in den nächsten zwölf Monaten eine Ausweitung ihrer Investitionen in Schwellenländer-Anleihen und 11 Prozent wollen stärker in hochverzinsliche Anleihen investieren.
Sogar in Deutschland bewegt sich etwas: Deutsche Altersvorsorgeeinrichtungen öffnen sich gegenüber Anlageklassen jenseits von Aktien, Renten und Immobilien. Die Berater von Mercer erwarten, dass deutsche Investoren dem kontinentaleuropäischen Trend folgen und ihre Investitionen weiter diversifizieren, insbesondere in Hedgefonds, Rohstoffe, Infrastruktur und Private Equity.
Über Mercer
Mercer zählt mit rund 20.000 Mitarbeitern in mehr als 40 Ländern zu den führenden globalen Anbietern von Dienstleistungen in den Bereichen Consulting, Outsourcing und Investments. Die Mercer-Dienstleistungen im Bereich Investments beinhalten das Investment Consulting sowie Multi-Manager Investment-Produkte. In Deutschland ist Mercer mit über 600 Mitarbeitern vertreten. Die Schwerpunkte der Geschäftstätigkeit liegen in der Beratung von Unternehmen rund um betriebliche Altersversorgung, Vergütung, Human Capital Strategie, M&A und Investments sowie im Benefits Outsourcing.
Artikelbild: D. Richter. Segelboot vor Barbados.