Macht Morgan Stanley sich über Facebook-Käufer lustig?
Facebook war zu teuer, um für Anleger eine genügende Kursperspektive zu bieten. Jetzt erklärt der CEO von Morgan Stanley das öffentlich. Dreist, dreister, Morgan Stanley. Das Unternehmen hat Facebook an die Börse gebracht.
Deutsche Anleger können froh sein, dass Investmentbanker hierzulande kaum noch Unternehmen an die Börse bringen. Der Verkaufspreis von Facebook war völlig überteuert. Jetzt glaubt James Gorman, CEO von Morgan Stanley, er und die anderen Underwriter, das sind die Konsortialbanken, haben alles richtig gemacht. Inzwischen wissen wir zudem was Investmentbanker und Mark Zuckerberg über Fairness denken.
Morgan Stanleys CEO über Facebook-Käufer
Gorman zu CNBC: „Menschen, die sich von dem Kauf der Aktie einen kurzfristige Aufschwung versprachen, waren naiv und haben sich bei ihren Orders etwas vorgemacht.“
Der Mann hat zweifelsfrei Recht, aber die Aufgabe seiner Bank war es dennoch, einen fairen Preis für Käufer und Verkäufer zu finden. Und genau dabei hat sein Unternehmen komplett versagt. Warum beispielsweise ein überteuerter Startkurs im Sinne von Langfristinvestoren sein soll, ist das Geheimnis des Bankers.
Natürlich ist es zunächst die Aufgabe der Bank gewesen, möglichst viel Geld für das Unternehmen einzusammeln, aber langfristig hat der Börsengang auch Facebook geschadet und könnte dem Bankhaus noch Probleme bereiten. Ein aktueller Report in den USA kommt auf einen fundamental gerechtfertigten Preis von 10,22 Dollar.
Der Börsengang hat ein Nachspiel
Man muss bedenken, dass Morgan Stanley und andere am Börsengang (IPO) Beteiligte sich in den Vereinigten Staaten bereits Schadenersatz-Prozessen ausgesetzt sehen. Es gibt seit Tagen Gerüchte, Morgan Stanley trete als Stützungskäufer am Markt auf. Und in der Tat am Donnerstag notierte die Aktie lange Zeit bei 27 US-Dollar und legte in den letzten zwei Handelsstunden noch um acht Prozent bis 29,60 Dollar zu.
Die Banken hatten bereits während der Roadshow die Prognosen für Facebook intern reduziert. Eigentlich ein ungeheurer Vorgang: Das wäre wie wenn man einen Immobilienmakler mit dem Verkauf des eigenen Hauses beauftragt und der hat nichts besseres zu tun, als im Ort rumzuerzählen, dass das von ihm selbst taxierte Haus eigentlich deutlich weniger Wert ist.
Hinzu kam, dass die Banken ihr Wissen um heranziehende Schwierigkeiten nur ausgewählten Anlegern haben zukommen lassen. Mit Schuld an dem Desaster sind auch die Regeln für IPOs in den USA.
Die US-Börsengänge in diesem Börsenjahr blicken auf ein Durchschnittsminus von 25 Prozent zurück und ein Preisanstieg am ersten Tag ist eher ein singuläres Ereignis in diesen ohnehin turbulenten Börsenzeiten. Aber genau darauf hatten offenbar viele Anleger gehofft, dann hatten die technischen Probleme vielen Akteuren das Handeln erschwert und das erwartete Kursfeuerwerk blieb aus. Die Nasdaq soll Schuld sein. Dennoch: Es gehört schon eine gehörige Portion Dreistigkeit dazu, acht Tage nach einem missglückten Börsengang die Erstkäufer zu beschimpfen. Wenn das mal nicht in einem PR-Desaster für Morgan Stanley endet.
Original-Link (Bloomberg)
Artikelbild: Facebook gibt Ipo-Bedingungen bekannt. Homepage.