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Lebenspolicen: Kampf um die Balance

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5. Dezember 2012

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Lebenspolicen: Kampf um die Balance

Jetzt hat nach der ERGO auch die Allianz eine geringere Gesamtverzinsung angekündigt. Die Lebensversicherer leiden an starren Anlageregeln und sinkenden Zinsen.

Wer bei seiner Altersvorsorge auf eine Lebensversicherung setzt, der kauf Sicherheit und diese ist teuer zurzeit. Denn die erzielbaren Renditen sind gering. Was den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble freut, macht den Lebensversicherern merklich zu schaffen. Die Zinsen sind hierzulande auf einem Rekordtief und die Versicherer schütten immer weniger aus. Ein negativer Trend.

Die Elendsliste

Die Allianz stellt die Verzinsung auf 4,2 Prozent. Das sind 30 Basispunkte (0,3 Prozent) weniger als im Vorjahr. Die Allianz ist mit zehn Millionen Kunden bundesweit der Branchenprimus. Tags zuvor hatte die ERGO Lebensversicherung 60 Basispunkte weniger verkündet. Die Verzinsung lag bei 3,55 Prozent. Die Alte Leipziger meldete ein Minus von 0,5 Prozent und will Kunden 2013 4,05 Prozent gutschreiben. Bei der DEVK soll im kommenden Jahr die laufende Verzinsung der Sparguthaben von 4,1 Prozent auf 4,0 Prozent sinken.

Sie lebt noch, sie lebt nicht mehr…

Kapitallebensversicherungen waren vor der Finanzkrise bereits totgesagt worden. Dann suchten die Anleger plötzlich Sicherheit und fragten Lebenspolicen nach. Jetzt mehren sich allerdings die Anzeichen, dass es auch in dieser Branche zu einer Konsolidierung kommen könnte. Noch bieten in Deutschland etwa 90 Anbieter ihre Leistungen an. Zu viele in einer Branche, die kein Wachstum mehr kennt.

Wie in anderen Branchen dürfte der Kostendruck letztlich zu weniger Gesellschaften auf dem Markt führen, die das Kapital der Kunden dann effizienter und damit kostengünstiger verwalten können. Nicht ohne Grund rangiert die Allianz immer noch im oberen Leistungsdrittel der Anbieter.

Ein anderes Faß

Die Bewertungsreserven sanken zuletzt und ein negativer Trend setzte sich durch (GDV-Grafik). Die Anleger kennen diese Entwicklung von dem seit Jahren schrumpfenden Garantiezins. Im November hatte der Bundestag neue Regeln durchgewunken. Die Überschüsse sollen nicht mehr alle Reserven ausschütten. Dagegen laufen Verbraucherschützer Sturm und wollen den Bundesrat mobilisieren, um die Regel zu kippen.

Bewertungsreserven entstehen letztlich durch Altanleihen, deren Kurse gestiegen sind. Wenn beispielsweise eine Bundesanleihe mit einem höheren Zins aus der Vergangenheit und einer ordentlichen Restlaufzeit ausgestattet ist, dann kann diese im aktuellen Umfeld mächtige Kursgewinne aufweisen. Diese Anleihe steigt bis sich gleich ausgestattete Alt- und Neu-Anleihen wieder gleich verzinsen.

Dauerhaft zahlt die Anleihe natürlich die Zinsen aus und wird zum Ende der Laufzeit wieder auf 100 Prozent-Niveau notieren. Zumindest sofern es zwischenzeitlich keinen Bankrott gibt.

Letztlich handelt es sich in der Diskussion um einen Verteilungskampf innerhalb der Versichertengemeinschaft. Die Versicherer wollen die Gewinne nicht via Überschußbeteiligungen an die gehenden Anleger ausschütten. Das ist verständlich, denn die anderen Anleger bleiben ja noch. Aber ist das auch richtig?

Auf jeden Fall sind nach der Neuregelung diejenigen Anleger relativ benachteiligt, die im kommenden Jahr durch Kündigung aussteigen wollen oder deren Vertrag zuende geht.

Weiterführende Links

Der GDV zum Thema Bewertungsreserven.

Anders sehen das die Verbraucherschützer (Beitrag des Handelsblatt)

Artikelbild: Wiki Commons.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.