Jannis Raftopoulos im Interview zu den internationalen Devisenmärkten
Redaktion: Die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die Wertuntergrenze von 1,20 Schweizer Franken je Euro aufzuheben, kam für die Anleger überraschend und löste drastische Reaktionen aus. Herr Raftopoulos, wie geht es weiter mit dem Schweizer Franken?
Jannis Raftopoulos: Die Entscheidung der SNB führte zu einer heftigen Reaktion, die man in dieser Form nur sehr selten beobachten kann. Ich selbst kann mich nicht erinnern, ein solches Szenario schon einmal erlebt zu haben. Die überraschende Abkehr der Schweizer Notenbank ließ den Euro zunächst auf ein Elf-Jahres-Tief von 1,15795 Dollar rutschen. Zur Schweizer Währung sackte er zeitweise um rund 28 Prozent auf ein Rekordtief von 0,8639 Franken ab. Seitdem verhält sich der Schweizer Franken allerdings stabil.
Gerüchten zufolge beabsichtigt die SNB, die Franken in einem inoffiziellen Korridor zwischen 1,05 bis 1,10 CHF je Euro zu halten. Die enorme Beliebtheit als sicherer Hafen führte letztendlich, laut Schweizer Nationalbank, zur Überbewertung. Das Nachsehen hat die stark exportorientierte schweizerische Wirtschaft. Deren Einnahmen aus dem Export in die Eurozone, dem wichtigsten Handelspartner, werden schlagartig um ein Fünftel gesenkt. Dementsprechend knickten schweizerische Aktien ein. Der Aktienindex SMI sank vorübergehend um mehr als zehn Prozent. Mit Hinblick auf die EU und den möglichen Ankauf von Staatsanleihen, sollte man den Franken im Auge behalten.
Redaktion: Neben der Entscheidung der SNB bewegten auch die Ereignisse in Griechenland das Geschehen an den internationalen Finanzmärkten. Vor dem Hintergrund der gescheiterten Präsidentschaftswahl und der daraufhin angesetzten Neuwahl des griechischen Parlaments traten vermehrt Spekulationen über den Fortbestand des Landes im gemeinsamen Währungsraum und seine Folgen auf. Glauben Sie, dass die neue Regierung Tzirpsas die Schulden in den Griff bekommt und wie sehen Sie die weitere Entwicklung des Euro?
Jannis Raftopoulos: Die Linksregierung von Alexis Tsipras steht natürlich vor großen Herausforderungen und macht sich, gerade in der EU, momentan keine Freunde. Der Handlungsspielraum von Tsipras ist allerdings beschränkt. Natürlich müssen jetzt den Wahlversprechen Taten und Reformen folgen, um den Rückhalt bei der griechischen Bevölkerung nicht zu verlieren. Andererseits hängt die drohende Staatspleite wie ein Damoklesschwert über der jungen Regierung. Der Faktor Zeit ist wohl Tsipras größtes Problem. Das gilt es zu lösen.
Redaktion: Greifen die Probleme Griechenlands bald auch auf andere Staaten in der Peripherie des Kontinents über? Das zumindest fürchten Investoren. Drohen Europa Chaos-Börsen?
Jannis Raftopoulos: Strukturelle Probleme wie eine hohe Arbeitslosigkeit, Armut und Schattenwirtschaft spielen bereits heute in anderen Euro-Ländern eine Rolle. Italien und Spanien wären hier nur zwei Beispiele. Wir bei JRC Capital Management rechnen trotzdem mittelfristig mit einer positiven Stabilisierung und einem Anziehen der Konjunktur in Europa. Das drohende Szenario von Chaos-Börsen können unsere Analysten nicht erkennen.
Redaktion: Ist das Konstrukt Euro in Gefahr bzw. noch zu retten?
Jannis Raftopoulos: Die Kritik am Euro wird es immer geben. Nichtsdestotrotz ist der Euro ein wichtiger Eckpfeiler der europäischen Gemeinschaft, den es zu verteidigen gilt. Und natürlich sind die Entwicklungen in Griechenland von Bedeutung und haben Auswirkungen auf die Gemeinschaftswährung und die Politik in anderen europäischen Ländern. Blicken Sie doch nur einmal nach Spanien, wo die Podemos-Partei kurz vor den Wahlen eine ähnlich große Anhängerschaft hat, wie ihr Pendant in Griechenland. Europa ist kein statisches Konstrukt.
Redaktion: Die Finanznachrichten in diesem Jahr wurden bestimmt von einem Wort: Deflation. Nun versucht die EZB der Lage mit einen milliardenschweren Ankaufprogramm für europäische Staatsanleihen Herr zu werden. Der Euro gerät dadurch zusehends unter Druck. Wann haben wir den Euro pari zum Dollar? Immerhin hat der Euro rund 11,5 Prozent im vergangenen Jahr gegenüber dem Dollar an Wert verloren. Also: Wo geht die Reise hin.
Jannis Raftopoulos: Das kann niemand zu 100 Prozent beantworten, weil es von so vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Beispielweise, welche wirtschaftliche Entwicklung die USA nimmt. Wenn die FED die Zinsen erhöht, ist es sehr gut möglich, dass wir die Parität noch in diesem Jahr sehen. Wie gesagt, das hängt von der Entwicklung in den USA ab. Erhöht die FED den Leitzins nicht, muss man abwarten und beobachten, wie sich das Ankaufprogramm von Staatsanleihen durch die EZB auswirken wird. Die Frage kann man also derzeit nicht pauschal beantworten.
Redaktion: Kommen wir zur japanischen Währung Yen. Japan befindet sich in einer Rezession. Trotzdem stiegen die japanischen Börsenindizes 2014 im Schnitt um rund 10 Prozent. Seit Beginn der aktuellen Politik von Premier Abe vor zwei Jahren sind es sogar fast 100 Prozent. Was bedeutet die Politik des leichten Geldes für den Yen?
Jannis Raftopoulos: Die Bank of Japan wird ihr quantitative Easing-Programm ausweiten, um der Deflation entgegenzuwirken und die Binnenwirtschaft anzukurbeln. Das heißt konkret: es werden weiterhin massiv Staatsanleihen aufgekauft und deren Fälligkeiten verlängert. An den internationalen Währungsmärkten wird diese Politik natürlich den Wert des japanischen Yen drücken. Als sicherer Hafen wird der Yen allerdings weiterhin beliebt bleiben.
Redaktion: Der Anlageprofi Stefan Kreuzkamp von Deutsche Asset & Wealth Management, der Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, richtet den Blick auf die Währungen einiger aufstrebender Nachbarländer: „Gestützt durch solide Leistungsbilanzen, Zuflüsse ausländischer Anlagegelder und politische Interventionen dürften asiatische Währungen wie der chinesische Renminbi, der Singapur-Dollar und der koreanische Won gegenüber dem Yen deutlich aufwerten.“ Was halten Sie von dieser Aussage?
Jannis Raftopoulos: Dieser klaren Aussage kann ich nur zustimmen. Solange Premier Abe diese ultralockere Geldpolitik betreibt, wird er seinem Ziel, der Abwertung des Yen, näher kommen. Im Umkehrschluss werden natürlich andere Währungen im Vergleich zum Yen aufwerten.
Redaktion: Die Bank of America geht davon aus, dass der US-Dollar im laufenden Jahr gegenüber dem australischen Dollar die besten Gewinnchancen bietet. BNP Paribas empfiehlt den Kauf des brasilianischen Reals gegen den südafrikanischen Rand. Außerdem sieht die französische Bank Chancen beim Verkauf eines Korbs aus Yen, Euro und australischem Dollar und dem Kauf mexikanischer Peso. Wo sehen Sie für 2015 die lukrativsten Chancen und begründen Sie bitte warum?
Jannis Raftopoulos: Die JRC Capital Management ist gegenüber den Währungen Euro und Yen short eingestellt, das heißt wir gehen bei beiden Währungen gegenüber anderen Währungen von einem Abwärtstrend aus. Beim Dollar sehen wir eher die Long-Seite, wobei sich der Aufwärtstrend bei einer Anhebung des Leitzinses durch die FED abschwächen wird. Des Weiteren könnte es in der zweiten Jahreshälfte zu einem Comeback der Rohstoffwährungen, wie beispielsweise der Norwegischen Krone kommen. Die Entwicklung des Ölpreises spielt hier aber eine entscheidende Rolle.
Jannis Raftopoulos konnte sein Wissen im Bereich des Währungsmanagements in den letzten 20 Jahren durch zahlreiche Forschungsprojekte und Asset-Management-Mandate vertiefen und wurde so zu einem gefragten Spezialisten auf diesem Gebiet. Seine Expertise fließt unter anderem bei der Entwicklung und Weiterentwicklung der von der JRC Capital Management Consultancy & Research GmbH angewandten Handelsmodelle ein und sorgt so für eine nachhaltige Ertragsentwicklung des JRC-Strategieportfolios.
Die JRC Capital Management Consultancy & Research GmbH hat den Anspruch durch kontinuierliche Forschungsarbeit, für jede Marktphase profitable Handlungssysteme zu entwickeln. Seit über 17 Jahren arbeitet JRC Capital Management Consultancy & Research GmbH erfolgreich an diversen Forschungsprojekten mit namenhaften Partnern. Der erfolgreiche quantitative Handel ist seit über 10 Jahren das Resultat der beständigen Forschung und der steten Implementierung neuester Ergebnisse in die empirische Kapitalmarktforschung, der Chartanalyse und des Behavioral Finance.
Regulation in höchstem Maße erfährt das in Deutschland ansässige Finanzinstitut durch die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) sowie die Bundesbank.
Im Asset-Management der JRC Capital Management arbeitet Jannis Raftopoulos bereits seit mehreren Jahren sehr erfolgreich mit Partnern wie der Deutschen Bank, LBBW, Meriten und Helaba zusammen. Hier betreut die JRC namhafte institutionelle Anleger wie Sparkassen, Krankenkassen, Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerke.