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Interview mit Hans-Jürgen Sopper von Dr. Willburger & Schluchter Vermögensmanagement AG

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6. September 2013

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Interview mit Hans-Jürgen Sopper von Dr. Willburger & Schluchter Vermögensmanagement AG

Wir haben mit Hans-Jürgen Sopper von Dr. Willburger & Schluchter Vermögensmanagement AG über die Möglichkeiten der bankenunabhängigen Finanzierung gesprochen.

Sie finanzieren mittelständische Unternehmen. Nach welchen Kriterien suchen Sie diese Unternehmen aus? Wen würden Sie ablehnen?

Um selbst eine breite Auswahl direkt treffen zu können und auf Augenhöhe mit den Unternehmen zu agieren, haben wir einen eigenen KMU–Bereich geschaffen. Über diesen Bereich wird der direkte Zugang zum Mittelstand in Deutschland, Österreich und der Schweiz sichergestellt. Der Bereich wird von ehemaligen Managern aus dem Mittelstand geleitet. Des Weiteren ist für uns wichtig, dass die Unternehmen mindestens 5 Jahre am Markt erfolgreich tätig sind. Eine Eigenkapitalquote von mindestens 20% aufweisen, inhaber- und/oder familiengeführt werden und ihren Geschäftssitz entweder in Deutschland, Österreich oder der deutschsprachigen Schweiz haben. Darüber hinaus müssen die Unternehmen gute Bonitäten aufweisen. Wir finanzieren Unternehmen grundsätzlich nur, wenn diese mindestens ein BB-Rating vorweisen können. Einem B+-Rating können wir ggf. noch mit Genussrechtskapital weiterhelfen. Bonitäten die darunter liegen dürfen wir Aufgrund unseres Fondsreglements nicht finanzieren.

Stellt die bankenunabhängige Finanzierung für KMU den letzten möglichen Ausweg dar oder die beste Lösung?

Die bankenunabhängige Finanzierung die wir anbieten – um es objektiv auszudrücken – ist eine sinnvolle Beimischung bzw. Ergänzung zur klassischen Bankfinanzierung. Ob es der letzte Ausweg oder die beste Lösung ist bzw. sein wird, dass wir sich zukünftig zeigen. In Kern geht es doch um vermeidbare Abhängigkeiten und den damit verbunden Risiken. Weitsichtige, intelligente Unternehmen und Anleger versuchen „bedrohliche“ Abhängigkeiten zu vermeiden. Der strategische Hintergedanke ist ganz einfach: auf zwei oder mehreren Beinen steht man einfach besser.

Halten Sie es für möglich, dass die Bank als klassischer Kapitalgeber ausgedient hat?

Möglich ist alles! In der Tat ist die derzeitige Lage insbesondere der Groß- und Geschäftsbanken sehr bedrohlich. Man spricht davon, dass alleine die europäischen Groß- und Geschäftsbanken noch „faule Papiere“ in Höhe von rund 400 Mrd. in ihren Büchern halten, die noch nicht abgeschrieben sind. Dazu kommen die wahnsinnig hohen Derivatepositionen. Das vorhandene Eigenkapital kann aber risikotechnisch nur einmal „genutzt“ werden. Alleine um den Status-Quo zu halten, müssen die europäischen Banken im Rahmen der neuen Eigenkapitalvorschriften nach Basel III ihr Eigenkapital um bis zu 750 Mrd. € aufstocken. Wenn dies nicht gelingt – und davon gehen wir aus – müssen die Banken Risiken abbauen. Und dies sehen wir heute schon bei unserer täglichen Arbeit. Viele Finanzierungen, die nicht ins Schema-F passen, werden bereits heute nicht mehr angegangen. Ferner schadet die durch die Staatsschuldenkrise ausgelöste Niedrigzinspolitik den heute noch sehr aktiven Mittelstandsfinanzierern, den Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Sie verdienen durch die flache Zinsstrukturkurve weniger Geld aus der Fristentransformation. Und als ehemaliger Insider weiß ich, dass das Fristentransformationsergebnis bei vielen Sparkassen und Genossenschaftsbanken dem Jahresüberschuss entspricht. Wenn eine Bank also weniger verdient, verfügt sie über geringere Risikobudgets. Dies führt naturgemäß zu einer restriktiveren Risikopolitik.

Viele gute Unternehmen werden es zukünftig immer schwerer haben an Bankfinanzierungen zu kommen weil sie ganz einfach im engmaschig geknüpften Risiko-Sieb hängen bleiben. Die Unternehmen, die noch finanziert werden, müssen zukünftig mit anwachsenden Kredit- Hürden und steigenden Zinsen rechnen. Diese Entwicklung bedroht zunehmend die Geschäftsmodelle vieler Mittelständler, die heute von Bankfinanzierungen abhängig sind. Banken werden ihre heutige tragende Rolle als Mittelstandsfinanzierer verlieren, sie werden aber trotzdem ein wichtiger Partner des Mittelstandes bleiben.

Wie waren bisher die Reaktionen der Anleger auf den Fonds“ WS Invest: Pro Mittelstand“? Welche Bedenken kommen auf?

Die Reaktionen der Anleger sind durchweg positiv. Sie finden unser Konzept innovativ und in sich absolut stimmig. Das Interesse, an der Finanzierung des Mittelstandes in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu partizipieren, ist ausgesprochen groß. Leider ist unser Bekanntheitsgrad noch gering, so dass viele Investoren unser Konzept derzeit noch nicht kennen. Die Bereitschaft zu investieren ist auf breiter Front gegeben. Große Institutionelle Anleger warten noch ab, bis wir deren Einstiegsvolumen erreicht haben. Dabei stellt sich aus heutiger Sicht nicht die Frage „Ob“, sondern nur „Wann“. Bedenken werden vereinzelt die optionale Rücknahmegebühr geäußert. Diese ist aber notwendig, um das Kollektiv der bestehenden Anleger vor Kurzfrist-Anlegern zu schützen. Aufgrund seiner unvolatilen Kursentwicklung könnten sonst hier pfiffige Investoren auf die Idee kommen, die Anlage als attraktiven Festgeldersatz zu „missbrauchen“. Die idealen Anleger sind die Unternehmer selbst oder unternehmerisch denkende Anleger, deren Ablagehorizont mittel- bis langfristig ausgerichtet ist.

Inwiefern profitieren die Anleger von der Unternehmensfinanzierung?

Um an der Unternehmensfinanzierungen im Mittelstand profitieren zu können, wurden zwei eigene Produkte geschaffen: Zum einen der WS – Invest: Pro Mittelstand, ein Spezialfonds, in dem institutionelle Anleger ab 125.000.- € investieren können. Und zum anderen die WSV-KMU- Anleihe, eine EURO- Schuldverschreibung in die Privatanleger und/oder institutionelle Anleger ab 10.000.- EURO investieren können. Die Zielrendite des Fonds liegt bei 5,50% bis 6,00% p.a. und der Anleihe bei 4,75% bis 5,25% p.a. Die Ausschüttung erfolgt jährlich. Es wird von uns direkt kein Ausgabeaufschlag erhoben. Die Berechnung der Rendite ist sehr einfach und daher leicht nachvollziehbar: Diese errechnet sich aus dem Durchschnittszinszahlungen der finanzierten Unternehmen abzüglich der Fonds- bzw. Anleihekosten. Des Weiteren sind gut 90% der Finanzierungen mit Vermögen der Unternehmen besichert. Im Gegensatz zu anderen Anlageformen, wie Aktien, Anleihen etc. fließt quartalsweise das verliehen Geld durch Zins- und Tilgungszahlungen wieder zurück. Über die finanzierten Unternehmen, den aktuellen Kurswert und die allgemeine Lage wird einmal zum Quartalsende transparent berichtet. Das Fonds- und Anleihekonzept sind identisch, das heißt die Anleihe bildet das Finanzierungskonzept des Fonds ab. Die Anleihe wurde aufgelegt, um auch dem Privatanleger die Möglichkeit zu eröffnen, an der Unternehmensfinanzierung des Mittelstands in Deutschland, Osterreich und der Schweiz zu partizipieren.

Vielen Dank für das Interview, Herr Sopper!

 

Dr. Willburger & Schluchter Vermögensmanagement AG

Hans-Jürgen Sopper (Bereichsleitung KMU & Partner)

E-Mail: h.-j.sopper@willburger-schluchter.de

Website: www.willburger-schluchter.de

YouTube: http://youtu.be/RWbZb3QhydE   –  http://youtu.be/aggGkI3gz0Y

Beitragsbild: Fotofreund09

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Der Autor

Lena Ostrovskih