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Gut oder schlecht: Geschlossene Fonds in der Kritik

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20. November 2012

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Gut oder schlecht: Geschlossene Fonds in der Kritik

Wer einen geschlossenen Fonds zeichnet, der wird dadurch zum Unternehmer. Das ist das Charakteristikum solcher Beteiligungsmodelle und hat weitreichende Konsequenzen für Anleger.

In den letzten Wochen fand ein Streit um die herrschende Meinung in Deutschland über geschlossene Fondsmodelle statt. Zunächst erklärte der Lobbyverband für geschlossene Fonds (VGF) dem staunenden Publikum in einer Studie, dass man mit geschlossenen Fonds praktisch immer Geld verdient. Kurz darauf veröffentlichte FINANZTEST, dass Anleger von geschlossenen Immobilienfonds grundsätzlich die Finger lassen sollten. Beide Untersuchungen haben ihre Stärken und Schwächen.

Warum hinken manche Vergleiche

Zunächst: Geschlossene Fonds sind nicht wirklich vergleichbar mit offenen Investmentfonds. Die Anleger binden sich bei der geschlossenen Variante an ein Projekt oder ein bestimmtes Investment über einen vergleichsweise langen Zeitraum ohne Ausstiegsmöglichkeit. Zwar gibt es sogenannte Zweitmärkte, aber hierbei muss der Anleger mangels Liquidität mit hohen Abschlägen rechnen.

Da die Investments geschlossener Fonds in der Regel keine tägliche Börsennotierung aufweisen, tappt man als Anleger im Dunkeln über die tägliche Werthaltigkeit des Investments. Das gilt ehrlicherweise aber auch beispielsweise für offene Immobilienfonds, die nur durch die Anteilspreisberechnung eine tägliche Bewertung vorspielen. Dabei wird eine Linearität der Wertentwicklung unterstellt, die in der Vergangenheit dazu führte, dass institutionelle Anleger die Fonds zum dauerhaften Parken von Geld nutzen konnten. Genau hieran ist die Variante der offenen Immobilienfonds gescheitert als die institutionellen Anleger Gelder abzogen.

Das hat der Gesetzgeber erkannt und die Dauerhaftigkeit der Geldanlage in den Mittelpunkt seiner letzten Gesetzesvorhaben gestellt. Inzwischen ist das Rein-Raus aus Immobilienfonds nicht mehr möglich. Insofern muss man konstatieren, dass die offenen Immobilienfonds sich richtigerweise in Richtung der geschlossenen Fondsvariante entwickelt haben.

Für wen geschlossene Fonds sinnvoll sein könnten

Der Gesetzgeber hat zudem eine oft unbeachtete Vermutung geäußert, die für Anleger jedoch einen zentrale Rolle spielen und die Eignung dieser Vehikel betrifft. Geschlossene Fonds unterlagen bislang weniger Auflagen, da man hierbei von einer unternehmerischen Beteiligung als Modell ausgeht. Der Referenzkäufer solcher Beteiligungsmodelle ist nicht der typische Geldanleger, sondern der Unternehmer, der eingegangene Risiken selbst gut einschätzen kann. Die Politik strebt nach Verschärfung. Anleger dürfen sich zukünftig nach einem neuen Entwurf der Bundesregierung an Fonds mit nur einem Anlageobjekt erst ab 20.000 Euro beteiligen. Zunächst waren sogar 50 000 Euro vorgesehen.

Mit der einmaligen Einzahlung des Kapitals ist es nicht unbedingt getan und Investoren sollten die genaue Konstruktion beachten. Geschlossene Fonds gehören daher zum „grauen“ Kapitalmarkt, der weniger reguliert ist.

Die Zeitschrift FINANZTEST geht im Gegensatz dazu bei ihren Untersuchungen der Konzepte vom Otto-Normal-Anleger aus. Das hat natürlich Folgen für die Einschätzungen der Tester. Richtig ist ohnehin, dass geschlossene Fondsmodelle nur für erfahrene Anleger mit einem längeren Anlagehorizont geeignet sind. Durch die relativ hohe Provisionierung dieser Produkte sind geschlossene Fonds für viele Vermittler zudem besonders attraktiv und rechnen sich für Anleger meist nur bei eigenem hohen Einkommen, da für die Vorteilhaftigkeit – auch wegen der hohen Provisionen – das Nutzen von Steuervorteilen notwendig ist.

Verkaufen steht im Mittelpunkt

Beim Verkauf dieser Produkte benötigt man nicht mehr als einen Gewerbeschein. Daher stand der Verkauf im Mittelpunkt bei geschlossnen Immobilienfonds, aber auch bei Schiffsfonds oder früher Medienfonds. Letztlich macht der Fondsmantel keine Aussage über die Qualität des Anlagekonzeptes. Wer aber den Vermittler mit Innenprovisionen von oft mehr als zehn Prozent ins Boot holt, der muss schon eine dauerhaft gute Anlage finden.

Worauf Anleger achten sollten

Das eigentliche Problem der Produktkategorie ist aber, dass Projekte nicht zu 100 Prozent ausfinanziert werden müssen. Stattdessen darf der Fonds Kredite aufnehmen. Wenn es dann mal nicht so läuft, wird das Eigenkapital vermindert und dem Anleger droht am Ende die Gefahr eines Kapitalverlusts zum Ende. Ein Beispiel dafür: Für eine Immobilie, die zu 50 Prozent mit Krediten finanziert ist, wird gegen Ende der Laufzeit ein Preis von 80 Prozent des Ursprungspreises erzielt. Anleger erhalten dann 60 Prozent ihrer Ursprungsanlage zurückt. Das kann sich auch dann rechnen, wenn vorher die Ausschüttungen und Steuervorteile hoch genug ausfielen. Aber ein gutes Finanzprodukt sieht sich anders aus.

Anleger sollten bei geschlossenen Fonds grundsätzlich einen Steuerberater konsultieren, der eine Einschätzung abgibt. Das Modell sollte bereits beim Finanzamt Anerkennung gefunden haben, ansonsten könnten sich später Probleme ergeben, wie die Vergangenheit einiger Konzepte bereits zeigte. Anleger sollten Konzepte bevorzugen, die zu 100 Prozent mit Eigenkapital durchfinanziert werden. Der Kauf bei einem echten Honorarberater ist zudem vorteilhafter, da dieser die Provisionen rückerstattet.

Ein Beispiel für einen Immobilienfonds, der sicher nur schwierig vorteilhaft darstellbar ist, wird in einer Geschichte über das Bankhaus Oppenheim und den Josef Esch gegeben. Die Weichkosten dieses Konzeptes lagen laut Medienberichten bei sagenhaften 40 Prozent. Weichkosten sind sozusagen die einmaligen Anlaufkosten eines Fonds. Die Ratingagentur Scope gibt diese mit durchschnittlich 17,61 Prozent an.

Lesenswerte weitergehende Informationen findet man in den folgenden Beiträgen. Zur Studie des Verbands VGF eine Einordnung der FTD. Antwort des VGF auf die Studie von FINANZTEST.

Artikelbild: Berlin Hochhäuser. Siemens Pressefoto.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.