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Facebook ist viel zu teuer

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22. Mai 2012

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Facebook ist viel zu teuer

Der Börsengang von Facebook war ein Reinfall für Neuaktionäre. Das Unternehmen ist zu teuer und die Börseninformationen auf der Homepage sind nicht börsentauglich. Das Phänomen kennen deutsche Anleger vom Neuen Markt.

Die Finanzinformationen zu Facebook sind spärlich. 2011 hat das Unternehmen laut Börsenprospekt 3,7 Milliarden Dollar umgesetzt und 1,1 Milliarden Dollar dabei verdient. Bei einer theoretischen Börsenbewertung von 100 Milliarden Dollar ist Facebook viel zu teuer. Das kann man drehen wie man will. Würde das Unternehmen in sagen wir drei Jahren den Umsatz im Vergleich zum heutigen Wert verzehnfachen und den Gewinn auch, dann entspräche der erste Ausgabekurse der Aktie zum dann höheren Gewinn einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von zehn. Das zeigt die Dimension der aktuell übersteigerten Erwartungen.

An der Börse wurde genau diese Bewertungsabsurdität am zweiten Tag gespielt. Der Kurs geriet schon zu Anfang des Börsenlebens unter massiven Abgabedruck. Die Verkäufer der Aktie dürften beispielsweise diejenigen sein, die vorher mit Facebook-Aktien akquiriert wurden. Für Neuanleger macht es keinen Sinn, die Aktie für 38 Dollar zugeteilt zu bekommen und dann zu verkaufen. Facebook hatte 180 Millionen auf den Markt gebracht und damit zunächst knapp sechzehn Milliarden Dollar eingesammelt.

Auf den Investor-Relations-Seiten des Unternehmens sind nur spärlich Informationen aufbereit und manche Informationen sind völlig irreführend für Investoren. Über Facebook erfährt man, dass Facebook Ende März 901 Millionen  Nutzer  hatte, 20 Prozent davon in den USA registriert sind und im März jeden Tag über 500 Millionen der Nutzer aktiv waren. Über Like-Button erfährt man auch etwas. Das sind einige der so genannten Key Facts. Relevante Informationen zu Facebook werden als SEC-Pflichtmeldungen versteckt, anstatt diese Informationen aufzubereiten.

Hochzeitsfoto mark zuckerberg & Priscilla Chan

Natürlich ist das Unternehmen Facebook und die Geschichte seines soeben verheirateten Gründers faszinierend und das Unternehmen hat inzwischen immerhin über 3500 Mitarbeiter in Dutzenden Büros weltweit. Möglicherweise wird das Unternehmen auch künftig die Online-Welt revolutionieren. Aber das ist kein Grund für die aktuelle Mondbewertung an der Börse. Bei einem anderen Kultunternehmen, Apple, sehen die Zahlen im Vergleich deutlich besser aus. Apple setzte im zweiten Quartal 2012 39,2 Milliarden Dollar um, die zu einem Überschuss von 11,6 Milliarden Dollar führten. Apple ist ein Unternehmen mit einem fertigen Geschäftsmodell und einer im Vergleich zu Facebook lächerlichen Marktbewertung von weniger als 15. Das mag für manche Value-Investoren schon teuer klingen, ist aber um einen Faktor von 8 günstiger als Facebook bei der Erstnotiz.

Anleger, die bei Facebook jetzt zugreifen wollen, müssen sich die Frage stellen, warum sie dort und nicht bei Apple oder anderswo investieren.

Hinweis: Das ist keine Kauf- noch eine Verkaufsempfehlung. Fehler an der Börse wiederholen sich. In den Jahren 1997 bis 2003 gab es in Deutschland den Neuen Markt mit absurden Unternehmensbewertungen. Auktionshäuser mit Millionenumsätzen ohne Gewinn waren damals Milliardenunternehmen. Durch den Hype  wurde wie an der Börse üblich, kein Kapital vernichtet, sondern in Richtung der Erstgründer umverteilt.

Artikelbild: Unternehmenslogo Facebook.[divider top=“0″]

Die FAZ bietet eine Reihe von Charts und einen schicken Blick in den Prospekt an.

 

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.