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Ein „Dolchstöß“ für Wowereit

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9. Januar 2013

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Ein „Dolchstöß“ für Wowereit

Klaus Wowereit hat als Aufseher beim Flughafen BER versagt. Seinen Job als Chefaufseher ist er schon los. Jetzt bekommt die Öffentlichkeit ein neues Schauspiel aufgeführt: den abgelehnten Rücktritt. Wie verlogen ist das denn.

Der SPD-Landesvorsitzende Jan Stöß plauderte jetzt aus, dass Klaus Wowereit als Bürgermeister wegen der vierten Verschiebung des Eröffnungstermins des Flughafens Berlin zurücktreten wollte. Stöß sagte der Nachrichtenagentur dpa: »In dieser Situation haben sowohl SPD-Chef Sigmar Gabriel als auch ich ihn gebeten, zu bleiben«. Er finde es richtig, dass Wowereit Verantwortung für den Flughafen und für die Stadt übernehmen wollte. Was nach Solidarität klingen soll ist in Wahrheit ein ganz peinliches Stück.

Die Sozialdemokraten verlieren einen Landesfürsten nach dem anderen und sehen schlicht ihre Felle davonschwimmen. Erst vor wenigen Monaten nahm Kurt Beck Abschied vom Amt. Wegen erwiesener Fehler seiner Regierung im Zusammenhang mit einem Großprojekt. Klaus Wowereit soll jetzt noch für zwei Wochen gestützt werden. Bis zur Niedersachsenwahl. Durch die Äußerung von Stöß soll Wowereit als ehrenvoller Politiker präsentiert werden, der Manns genug gewesen wäre zurückzutreten. Stöß sagte dem RBB-Inforadio: »Wir sind eine solidarische Partei. Bei der FDP wäre es vielleicht so, dass man jetzt sagt, jetzt werden die Messer rausgeholt«. Der Gipfel der Heuchelei.

Denn es ist klar, dass Wowereit, selbst wenn er die Misstrauensabstimmung politisch übersteht, ein angeschlagener regierender Bürgermeister sein wird. Im Englischen bezeichnet man solche Politiker als „lame duck“. Die Plauderei von Stöß ist also kein Gefallen, den er seinem Regierungschef tut, sondern ein „Dolchstöß“.

 Artikelbild: Søren Niedziella. Templar Sword. Wiki Commons.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.