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Älteste Bank der Welt in Nöten

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24. Juni 2012

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Älteste Bank der Welt in Nöten

Die italienische Monte dei Paschi di Siena steht Medienberichten zufolge vor der Annahme von Staatshilfen. Die Bank will mit Anleihen eine Milliarde Euro vom Staat einsammeln. Noch sollen die italienischen Notenbanker und das Finanzministerium zögern.

Die Monte ist Italiens drittgrößtes Kreditinstitut. Die Banker wollen jetzt wohl Staatshilfe in Anspruch nehmen. Die Nachrichtenagentur Reuters erhielt am Samstag die Information, dass die Bank über den Verkauf von staatlich garantierten Anleihen im Volumen von mindestens einer Milliarde Euro verhandelt. Das Institut will so mit Hilfe des Staates notwendiges Kapital einsammeln, da sonst die Zinsen zu hoch ausfallen würden. Erst Ende der Woche machte die Information die Runde, dass sich die Monte von einem 55 Prozentanteil der Biverbanca getrennt hatte. Erst 2007 hatte sich die Bank an dem regionalen Institut im Piemont (Biella und Vercelli) beteiligt.

Problem: Italienische Staatsanleihen

Das Bankhaus aus der Toskana existiert seit 1472, ist die älteste Bank der Welt und muss bis Ende Juni  insgesamt 3,3 Milliarden Euro aufnehmen, um Auflagen zu erfüllen. Die Bank ist seit 1999 an der Mailänder Börse notiert (ISIN:IT0001334587). Zuletzt notierten die Papiere zu einem Kurs von knapp 20 Cent. So wurde ein Meeting des Direktoriums von Montag auf Dienstag verschoben.

Staatshilfen für die Monte dei Paschi sind nichts Neues. Während der Finanzkrise 2009 emittierte die Bank ähnliche Anleihen mit staatlicher Unterstützung in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Das Problem der Bank sind italienische Staatsanleihen im Volumen von 25 Milliarden Euro, deren Wert zuletzt deutlich zurückgegangen war. Daneben soll die Bank Problemkredite in größerem Umfang in den Büchern haben.

Banken und die unheilige Allianz

Gerne wird in der Öffentlichkeit der Eindruck vermittelt, Banken betrieben unsolide Geschäftsmodelle. Aber dem ist nicht immer so. Banken mussten in der Vergangenheit keine Rücklagen für Staatsanleihen bilden. Diese „unheilige Allianz“ (Edmund S. Phelps) zwischen Banken und Staaten fällt jetzt den Verantwortlichen auf die Füße. Ein Beispiel soll das illustrieren: Eine Bank kauft eine Staatsanleihe in Höhe von einer Milliarde Euro mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Der Anleihezins betrage vier Prozent. Der Zins steigt um drei Punkte auf sieben Prozent. Diese Differenz wird nun in den Preis der niedriger verzinsten Staatspapiere eingepreist. Je nach Restlaufzeit entsteht dann ein Kursabschlag von 20 oder noch mehr Prozent. diese Differenz müssen Banken bilanzieren. Was sich normalerweise nicht als Problem darstellt, kann bei einer Übergewichtung von heimischen Staatspapieren sehr negativ auswirken und Banken an den Rand des Ruins bringen.

 

Artikelbild: Monte Dei Paschi. Firmenfoto.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.