Aging: IWF warnt Industrienationen
Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt seit Jahren vor den Folgen des demografischen Wandels. Die IWF-Volkswirte beobachten das systematische Unterschätzen der Kosten für das Versorgen der Menschen im Ruhestand.
Das Erfreuliche des aktuellen Stabilitätsreports (GFSR) zuerst: Wir werden älter und zwar weltweit. Die Gründe liegen auf der Hand, spielen aber für die weitere Analyse keine Rolle. Aber: Eine Fehleinschätzung der Alterung kann dramatische Folgen für die Sozialsysteme und die Staatsverschuldung haben. Bei einem Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung um drei Jahre bis zum Jahr 2050 beispielsweise, könnten in Industrienationen die volkswirtschaftlichen Kosten um 50 Prozent des BIP zulegen – in Werten des Jahres 2010. In Wachstumsstaaten sind die finanziellen Effekte solcher Fehlprognosen mit 25 Prozent geringer. Steigende Ausgaben für die Gesundheitssysteme und Pflegeleistungen wurden dabei noch nicht einmal berücksichtigt.
Der IWF nutzte Daten des US-Forschungsinstituts National Research Council: Die Prognosen zur durchschnittlichen Lebenserwartung in den Vereinigten Staaten und anderen Industrieländern lagen demnach in den vergangenen Jahrzehnten um drei Jahre daneben. Die Folge: Regierungen und Pensionsfonds sollten deshalb auf das Risiko einer längeren Lebenszeit berücksichtigen. Der IWF berechnete die Folgen des Anstieg der Langlebigkeit auf die Pensionsfonds und sah in einer Beispielrechnung eine Zunahme der Verpflichtungen um neun Prozent.
Der IWF schlägt den Staaten langfristig einen Dreiklang vor. Zunächst sollten die Staaten sich der Herausforderung stellen und ihre eigenen Pensionspläne daran anpassen. Der IWF fordert, dass die Risiken des längeren Lebens zwischen Individuen, Einzahlern in Pensionsfonds und dem Staat aufgeteilt werden. Zudem sollten die Instrumente der Finanzmärkte zum Ausgleich solcher Langlebigkeitsrisiken eingesetzt werden. Der IWF rät zu rechtzeitigen Reformen, die Vertrauen in die Zuverlässigkeit der privaten und gesetzlichen Systeme schafft.
Chapter 4 des Global Financial Stability Report.
Artikelbild: Untergang der Titanic, Willy Stöwer 1912. Gemeinfrei. Zeitgenössische Darstellung.