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ISDA: Griechen lösen Kreditereignis aus

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10. März 2012

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ISDA: Griechen lösen Kreditereignis aus

Fast zwei Jahre hatten Politiker versucht, genau dieses Ereignis zu vermeiden: Griechische Anleihen sollten nicht ausfallen. Die ISDA entschied genau diesen Fall: Griechenbonds fallen aus. Die Marktteilnehmer blieben gelassen.

Die International Swaps and Derivatives Association (ISDA) tat sich in der letzten Woche sehr schwer mit den Anfragen ihrer Mitglieder. Zu Beginn der Woche beschäftigte sich der zuständige Ausschuss der ISDA mit der Frage, ob der „freiwillig“ erzwungene Gläubigerverzicht bei griechischen Staatsanleihen bereits ein Kreditereignis – ein Zahlungsausfall – war. Die ISDA-Verantwortlichen entschieden dagegen. Nachdem jedoch bekannt war, dass die Griechen eine hohe Zustimmungsquote erzielt hatten, beschlossen die griechischen Verantwortlichen, die anderen Anleihegläubiger ebenfalls nicht bedienen zu wollen. Eine erneute Anfrage an die ISDA ergab, dass dieser neue Sachverhalt nicht mehr als freiwilliger Forderungsverzicht zu werten sei. Bei Griechenbonds kam es nach den Spielregeln der ISDA zum Zahlungsausfall.

Frühere Analysen der ISDA hatten ergeben, dass Marktteilnehmer griechische Kreditausfallversicherungen, Credit Default Swaps (CDS), im Gesamtwert von etwa 60 Milliarden Euro getauscht hatten. Netto standen die Banken mit Risiken im Gesamtumfang von etwa drei Milliarden Euro im Risiko. Dieses Kapital wird in den nächsten Tagen umverteilt.

Die ISDA-Meldung über den Zahlungsausfall bei Griechenbonds vom 9. März 2012

Kommentar: Der ISDA blieb gar nichts anderes mehr übrig, wollte sie nicht ihr eigenes Geschäftsmodell und damit einen Teil der Finanzarchitektur vollkommen in Frage stellen. Warum sollte man sonst teure Versicherungen für Portfolios abschließen, wenn am Ende eine Teilzahlung der Gläubiger die Versicherungen wertlos macht.

[tabs style=“2″] [tab title=“INFOS„] [/tab] [tab title=“CDS“]

Credit Default Swaps sind außerbörslich gehandelte individuelle Derivate. Der Käufer solch eines CDS erwirbt beispielsweise für eine bestimmte Laufzeit eine Versicherung über 10 Millionen Euro für ein konkretes Portfolio mit Anleihen. Dafür zahlt er dem Versicherer seinem (Handelspartner) eine Prämie von beispielsweise einer Million Euro (10 Prozent oder 1000 Basispunkte). Die Prämie für Hellas-Bonds lag im Jahr 2010 noch auf einem verträglichen Niveau, stieg dann aber mit dem Risiko immer weiter an. CDS dienen institutionellen Anlegern, um ihre Portfolios abzusichern ohne die Wertpapiere verkaufen zu müssen. Für die Finanzmärkte sind solche CDS sinnvolle Instrumente, um bei oft marktengen Wertpapieren einen Verkauf und damit Marktverwerfungen vermeiden zu können.[/tab] [tab title=“Kritik“]

Kritiker sehen CDS als Problem: Dabei spekuliert der Verkäufer eines CDS-Papiers gegen das Kreditereignis, da er sonst zahlen müsste. Die Käufer benötigen die Versicherung zu Absicherungszwecken. Richtig ist aber: Die wenig transparenten Verstrickungen der Banken untereinander stellen das Problem in einer Vertrauenskrise dar. Und die einseitige Ausrichtung einzelner Marktteilnehmer ist ein anderes Problem: Während der Finanzkrise 2008 musste die American International Group AIG mit ca. 100 Milliarden Dollar vom US-Steuerzahler gestützt werden, da die AIG den gesamten Markt abgesichert zu haben schien und zahlreiche CDS im Feuer standen. Ein Fallen von AIG hätte den Gesamtmarkt zum Einsturz gebracht. Nicht Lehman Brothers war kritisch damal : AIG war es.

[/tab] [tab title=“ISDA“]

Die ISDA ist eine multinationale Organisation mit Sitz in New York, London und anderen Finanzzentren. 815 Mitglieder aus 58 Staaten  haben sich in der ISDA zusammengeschlossen, um für den globalen Derivate-Markt verbindliche Regeln zu schaffen. Über ein Kreditereignis entscheidet ein spezieller regionaler Ausschuss. Mitglieder der ISDA sind Marktteilnehmer wie international und regional agierende Banken, Vermögensverwalter, Versicherungen und andere Organisationen. (Liste)[/tab] [/tabs]

Artikelbild: Pantheon. Wiki Commons.
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.