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„Wir meinen, ein Produkt entwickelt zu haben, das eine große Crowd ansprechen kann“ – Dr. Ulrich Jerichow über Vitascale

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17. Dezember 2013

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„Wir meinen, ein Produkt entwickelt zu haben, das eine große Crowd ansprechen kann“ – Dr. Ulrich Jerichow über Vitascale

Dr.-Ing. Ulrich Jerichow hat gemeinsam mit seinem Team bei pro4senses GmbH ein Gerät entwickelt, das das Training sowohl für Leistungssportler als auch für jeden trainierenden Otto Normalverbraucher jeden Alters revolutionieren könnte. Das Wundergerät heißt Vitascale und hilft dabei, das Training zu optimieren, indem es eine Atemgasanalyse durchführt, die viel effektiver als jede Pulsuhr ist. Das Gerät soll bereits ab 100 Euro zu haben sein. Bei Deutsche Mikroinvest sammelt pro4senses momentan Kapital für eine Vorserie.

Dr.-Ing. Ulrich Jerichow

Dr.-Ing. Ulrich Jerichow

Dr. Jerichow, Sie haben ein Headset entwickelt, das mittels Atemgasanalyse die Fitness misst. Wie funktioniert das genau?

Im Prinzip ist das ganz einfach. Der Kunde setzt sich das Headset auf, schaltet es an und atmet wie immer. Dabei messen unsere High Tech-Sensoren die Zusammensetzung der ausgeatmeten Luft. Die Messdaten werden dann in einer Auswerteeinheit analysiert und das Ergebnis auf dem Handy, Sportgerät oder einem Tablett online dargestellt. Was der Kunde am Ende sieht, ist das persönliche Leistungsniveau und die individuelle Fettverbrennung. Der Gesamtprozess bis zur Ist Analyse und Auswertung dauert etwa 5 Minuten. Danach kann das System zur permanenten Überwachung und zum Coaching während des Trainings verwendet werden. Hierbei wird der Kunde anhand der persönlichen Zielsetzung und der individuellen Voraussetzungen mittels optischer und/oder akustischer Signale durch das Training geführt.

Wie genau bzw. aussagekräftig sind die Messwerte?

Die Messwerte haben die gleiche Präzision wie eine medizinisch durchgeführte Leistungsdiagnostik. Aufgrund dieser hohen Präzision kombiniert mit den geringen Preisen von je nach Ausstattung ca. 100 bis 600 Euro sind wir erstmals in der Lage, eine Gerätetechnik, die bis dato nur für medizinische Einrichtungen erschwinglich war, für eine große Zahl von individuellen Nutzern anzubieten. Momentan gibt es für diese Klientel nur den Pulsmesser. Dieser hat jedoch aufgrund seiner Messwerterfassung eine sehr hohe Unschärfe. Man muss sich das Herz in etwa wie einen Motor vorstellen, dann misst der Pulsmesser die Drehzahl, während wir die Drehzahl und die zu- und abgeführten Verbrennungsgase messen. Aussagen über die individuelle Fettverbrennung lassen sich nur durch die Messung von verbrannten Gasen bestimmen. Wir messen also mit unserem System direkt die Zellatmung, während der Pulsmesser die Reaktion der Herzfrequenz als indirekten Parameter für Fettverbrennung oder Leistungsbestimmung interpretiert.

Wie kamen Sie auf die Idee, das Gerät zu entwickeln?

Als ehemaliger Leistungssportler hatte ich und hatten auch viele meiner Sportfreunde das Problem, dass wir zur genauen Bestimmung unserer Leistungsfähigkeit eine teure und sowohl zeitlich als auch örtlich aufwendige Leistungsdiagnostik beim Sportarzt etc. durchführen lassen mussten. Diese Werte der Atemgasdiagnostik mussten wir dann auf die ungenauen Pulswerte umrechnen, sodass wir im alltäglichen Bereich Richtwerte hatten, an die man sich orientieren sollte. Das Problem war allerdings, dass diese Pulswerte tagesabhängige Schwankungen, Veränderungen aufgrund von Verletzungspausen etc. nicht mit der Zellatmung abgleichen konnten, sondern nur die Reaktion des Herzens auf Leistungsänderungen anzeigten. So kann zum Beispiel bei einem Übertrainingssyndrom die Herzfrequenz bei höheren Belastungen niedriger als üblich sein, was dem Sportler suggeriert, dass er härter trainieren muss. Dieses führt dann wiederum zu einer Verschlechterung der Symptomatik. Mit der Kenntnis all dieser Probleme kam mir die Idee die Präzisionsvorteile der Atemgasdiagnostik mit den Kosten- und Verfügbarkeitsvorteilen von Pulsmessern zu kombinieren.

Welche Zielgruppe haben Sie im Blick?

Die Zielgruppen sehe ich wie folgt untergliedert. Zunächst: Gewichtsorientierte Personen, die anhand Ihrer gemessenen Fettverbrennung erkennen können, wie sie schneller und effizienter abnehmen können. Dann natürlich Sportler und Leistungssportler, die mit Hilfe von Vitascale wesentlich individueller und tagesabhängiger Ihre Leistungsfähigkeit optimieren können. Auch die Silver und Golden Agers, die bereites leichte Herzerkrankungen haben und ggf. auch Beta-Blocker nehmen. Diese Personen können nicht mehr auf Basis von Pulswerten ihre Leistungsfähigkeit verbessern, da die Pulswerte beeinflusst durch Beta-Blocker keine zuverlässigen Werte anzeigen. Fitnesscoaches und Physiotherapeuten sehen wir ebenfalls in der Zielgruppe. Sie können mit Hilfe von Vitascale ihren Kunden eine völlig neue und innovative Dienstleistung anbieten, die diese dann wiederum auch im täglichen Gebrauch verwenden können.

Ist eine ärztliche Konsultation bzw. Rat eines Fitnesstrainers immer noch nötig oder reichen die Werte aus, um den Trainingsplan selbst zu optimieren? Sprich: Sagt mir das Gerät: „Heute so und solange bei der und der Intensität trainieren“?

Bei gesunden Personen ist eine ärztliche Konsultation nicht erforderlich. Vitascale kann alle relevanten Werte messen, anzeigen und auf Basis dieser auch den User coachen. Eine weitere Ausbaustufe von Vitascale ist der Bezug von individualisierten Trainingsplänen auf Basis der Messwerte. Weiterhin kann auch die Belastung an einem Sportgerät entlang dieser Pläne individuell und automatisch eingestellt werden. Somit coacht das System jeden Anwender, wie lange und mit welcher Intensität er je nach Zielsetzung trainieren muss. Die Einbeziehung eines Fitnesstrainers o.ä. ist immer sinnvoll, da es ja auch um den richtigen Bewegungsablauf geht. Bei Personen mit ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie beispielsweise orthopädischen Schäden und Erkrankungen der inneren Organe ist immer eine ärztliche Konsultation vor Beginn empfehlenswert, da Vitascale zwar die genaue Leistungsfähigkeit messen kann, aber keine Kenntnisse über bspw. Hüft- oder Knieschäden des Anwenders hat.

Steht die Gewichtsabnahme bzw. Fettverbrennung im Vordergrund, wenn man ein Vitascale benutzt?

Prinzipiell geht es zunächst um die Headline „Richtig trainieren“. Hierbei profitieren sowohl Personen die schwerpunktmäßig ihr Gewicht reduzieren wollen, als auch Personen die schwerpunktmäßig ihre Leistung verbessern wollen. Die meisten Personen trainieren in einem zu hohen oder zu geringen Leistungsbereich, um effektiv Fett zu verbrennen. Die Kalorienzahl am Sportgerät sagt nicht wirklich aus, wieviel Fett verbrannt worden ist. Je höher die Belastung je mehr Kohlehydrate und je weniger Fett wird verbrannt. Das führt dann auch meistens zu einem hohen Frustrationsfaktor, weil die- oder derjenige ja denkt mit einer hohen Kalorienzahl muss man doch bei gleicher Ernährung abnehmen. Dem ist nicht so! Meistens hilft schon eine Reduzierung der Belastung, um die effektive Menge an verbrannten Fett deutlich zu reduzieren.

Wie war bisher die Resonanz auf Vitascale?

Die Resonanz auf Vitascale ist sehr positiv. Vielen potentiellen Nutzern ist wohl bewusst, dass dieses Produkt endlich eine klaffende Lücke zwischen seriöser Leistungsdiagnostik und breiten Anwendungsmöglichkeiten schließen wird. Weiterhin erkennen viele auch das hohe Potential, dieses Gerät als Motivator für den täglichen Gebrauch einzusetzen. Die Verbindung mit weit verbreiteten Kosumergeräten wie Smartphones, Smartwatches und Tabletts wird als große Chance gesehen, dieses Produkt auf einen breiten Markt einzusetzen.

Sie sind nun auf der Suche nach Kapital. Wozu wird es benötigt?

Wir sind aktuell auf der Suche nach dem Kapital zur Fertigstellung der Vorserie. Es gibt bereits Funktionsmuster die den Proof of Concept erwiesen haben. Allerdings muss das Design, die Einbindung via Apps in Smartphones und eine nutzerfreundliche Software noch überarbeitet und kundengerecht optimiert werden.

Warum haben Sie sich für Crowdinvesting entschieden? Warum keine Bankenfinanzierung?

Wir meinen, ein Produkt entwickelt zu haben, welches eine große Crowd ansprechen kann. Beim Crowdfunding treffen gleich zwei Vorteile aufeinander. Der Investor ist von der Idee begeistert und durch die Vielzahl der Investoren bildet sich bereits ein Netzwerk, welches sowohl mögliche erste Nutzer wie auch Multiplikatoren gleichzeitig beinhaltet. Bei einer Bankfinanzierung geht es weniger um den Begeisterungsfaktor, sondern eher um die Absicherung von Zahlen. Weiterhin würde durch die Finanzierung durch die Bank auch kein nennenswertes Netzwerk entstehen, welches die Produktinnovation später als Multiplikator weiterträgt.

Oft scheitern Crowdfunding- und Crowdinvesting-Projekte daran, dass das Produkt nicht patentiert werden kann oder andere Unternehmen bereits sehr ähnliche Produkte haben patentieren lassen etc. und letztendlich gar nicht produziert werden kann. Waren Sie schon beim Patentamt?

Der große Vorteil dieses Produktes ist, dass wir bereits seit längerer Zeit an der Absicherung der Produktidee durch Patente arbeiten. So wurden bereits in 2006 die ersten Patente angemeldet. Inzwischen haben wir drei Patentfamilien, die sowohl in Europa als auch in den USA als Patent erteilt worden sind. Hiermit können wir sicherstellen, dass das Konzept und die Weiterentwicklung von Vitascale gegenüber möglichen Wettbewerbern abgesichert sind und weiterhin die Möglichkeit bietet, auch auf Basis von Lizenznehmermodellen zu arbeiten. Das ist sicherlich im Bereich Crowdfunding ein Novum und reduziert deutlich das Risiko.

Sie bekommen auch öffentliche Förderung. Welche Institutionen beteiligen sich am Projekt?

Aktuell werden wir durch Bayern Innovativ gefördert. Aufgrund des hohen innovationsgrades arbeiten wir parallel gemeinsam mit einem Partner an eine Förderung durch ZIM. Diese soll dann die Investition in die Vorserie mit bis zu 50 Prozent Förderung tragen.

Wie sieht die Zukunft aus? Setzt sich jeder im Fitnessstudio erst ein Vitascale auf, bevor er sich aufs Laufband stellt? Kann sich auch jeder ein Vitascale leisten?

Wir stellen uns in Zukunft vor, dass Vitascale zum permanenten Begleiter beim effizienten Training wird. Hierbei werden sowohl Fitnessstudios ihren Kunden das System zur Nutzung anbieten, als auch Kunden sich das System (ähnliche einer Pulsuhr) zur eigenen Verwendung kaufen. Weiterhin kann das Gerät auch während des gesamten Trainings auf dem Laufband oder Ergometer Fahrrad getragen werden und je nach Ausstattung die Belastung individuell justieren. Somit ist das effektive Training von Anfang bis Ende sicher gestellt. Durch die Vielzahl an möglichen Apps wird es für jeden Nutzen interessante Erweiterungsmöglichkeiten wie bspw. individuelle Trainingsplanung für eine bestimme Zielsetzung und Benchmarking mit ähnlichen Nutzen geben. Mit einem Einstiegspreis von ca. 100€ wird das System auch für jede Zielgruppe erschwinglich.

 

Vielen Dank für das Interview und ganz viel Erfolg, Dr. Jerichow!

 

Weitere Informationen: Vitascale auf Deutsche Mikroinvest.

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Der Autor

Lena Ostrovskih