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Griechenland aufbauen: aber wie?

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12. Februar 2012

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Griechenland aufbauen: aber wie?

Statistiken der EU waren fehlerhaft und die Politiker wussten vermutlich selbst nicht, wie schlecht es um ihr Land stand. Hinzu kamen Korruption und Vetternwirtschaft. Dennoch gibt es weit verbreite Armut im Land und die Arbeitslosigkeit zog im Jahr 2011 kräftig an. Was also tun?

Griechenlands Politiker gingen mindestens zehn Jahre den einfachen Weg. Jahrelang gab es keine Initiativen zum Abbau des Staatsapparates. Privatisierungen fanden ebenfalls nicht statt. Jetzt fallen den griechischen Politikern die aufgehäuften Probleme vor die Füße. Die Europäische Union (EU) unter Ratschlägen vom Internationalen Währungsfonds (IWF) rät zum Sparen. Das Wirtschaftswachstum brach daraufhin ein. Inzwischen bestimmen die Geldgeber das Geschehen. Um ein weiteres Hilfspakete zu erhalten, verabschiedete das Parlament am 12. Februar 2012 unter lautstarken Protesten und zahlreichen Rücktritten ein weiteres Sparpaket in Höhe von 3,3 Milliarden Euro (etwa 1,5 Prozent des BIP). In den Jahren 2013 bis 2015 sollen weitere zehn Milliarden hinzu kommen. Die neuesten Sparmaßnahmen im Überblick:

  • Etwa 15.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst werden entlassen. Bis 2015 sollen es 150.000 sein.
  • Der Mindestlohn von derzeit 750 Euro soll um 22 Prozent sinken.
  • Weitere Kürzungen betreffen das Gesundheitsministerium, die öffentlichen Investitionen, den Verteidigungshaushalt und die Pensionen.

Ferner sollen die Strukturen am Arbeitsmarkt aufgebrochen werden: Berufe mit Zugangsbeschränkungen sollen geöffnet werden. Hinzu kommt der Verkauf von Staatsbesitz, der bereits beschlossen ist. So sollen mittelfristig 50 Milliarden Euro erlöst werden. Da das Geschäft noch nicht ausreichend angelaufen ist, erleichterte die Regierung der Privatisierungsbehörde den Teilverkauf.

Der Bankensektor soll bis zum dritten Quartal 2012 eine harte Kernkapitalquote von neun Prozent erreichen. Das Kapital soll möglichst privat aufgebracht werden.[divider top=“1″]

Andere haben sich auch Gedanken gemacht

Die Unternehmensberatung McKinsey empfahl im Herbst 2011 für Griechenland radikale Reformen, um ein Wirtschaftswunder zu bewerkstelligen. Die Berater empfahlen, dass die Unternehmen sich auf den Export und Auslandskunden konzentrieren sollten. Durch Produktivitätssteigerungen und eine Reform des Steuersystems sollen die Voraussetzungen für ein griechisches Wirtschaftswunder geschaffen werden.Die Berater identifizierten Schwerpunkte, auf die man sich konzentrieren solle, zumal hier noch Schwächen vorhanden seien:
[box title=“Die Beratersicht: Woran zu arbeiten ist“ color=“#E0601B“]

1. Tourismus
2. Energiesparen
3. Nahrungsmittelindustrie
4. Landwirtschaft
5. Einzelhandel

Im Interview mit dem McKinsey-Chef in Griechenland über die Lage und Aussichten im Land (Quelle: Schweizer Fernsehen SF; 23. Januar 2012).
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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.